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Irrfahrt durch die Düsterzone

Irrfahrt durch die Düsterzone

Titel: Irrfahrt durch die Düsterzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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seinen weidenden Pferden und fing sie ein. So schnell er konnte, schirrte er ein Tier nach dem anderen ein. Dann holte er aus dem Kutschbockkasten eine Fackel hervor, rannte zum Feuerloch und steckte sie an.
    Inzwischen hatten die Verdammten mit vielen Mühen den Körper ein paar Schritt weiter auf den Baum zugeschleppt. Mit lodernder Fackel trat Necron auf sie zu und hielt die Flamme gefährlich nahe an die Äste heran.
    »Was tust du?« schrien diejenigen Verdammten auf, deren Brutkörper zu sprechen vermochten.
    »Ich fange an, den Garten der Verdammten einzuäschern!« sagte er und bückte sich zu Luxon herunter. Mit ein paar blitzschnellen Bewegungen und einem gemurmelten Spruch nahm er die Starre von Luxon. Die Flamme versengte bereits die Blätter des ersten Baumes, die sich raschelnd aufdrehten und an den Rändern vergilbten.
    »Nein! Kein Feuer!« heulten die Brutkörper.
    Sie erkannten, daß sie sterben würden, wenn die Bäume verbrannt waren. Es gab für sie keinen Rückzug in die halb tierischen Pflanzen mehr. Necron hob die Fackel und schwenkte sie hin und her. Einige Blattspitzen fingen Feuer und rauchten.
    »Weg mit der Fackel! Du verbrennst uns!«
    Luxon schüttelte den Kopf, begriff seine Lage und kam schnell auf die Füße. Er blickte Necron an. Der Alleshändler stieß hervor:
    »Zum Wagen und auf den Kutschbock, Luxon.«
    »Ich gehe.«
    Die Brutkörper liefen, stolperten und tappten wild durcheinander. Der Verdammte, dessen Ich sich in diesem Baum befand, riß die großen Äste in die Höhe und versuchte, die Wurzeln aus dem Boden zu zerren und zu flüchten. Necron beschrieb mit der knisternden und rauchenden Fackel zwischen sich und den Brutkörpern einen Halbkreis und trieb die Verdammten zurück.
    »Ihr bekommt ihn nicht!« knirschte er. »Eher brenne ich den ganzen Garten zu Asche!«
    Die Brutkörper und die Seelen, von denen sie bewegt wurden, zögerten, Necron anzugreifen. Der Alleshändler bedrohte sie mit dem Feuer, sprang durch ihre Reihen hindurch und an den schwankenden Körpern vorbei. Luxon kletterte geschickt auf den Kutschbock und zog an den Zügeln. Necron sprang auf den fahrenden Schrein und schleuderte, als die Pferde anzogen und nach wenigen Augenblicken in wilden Galoppsprüngen davonstoben, die lodernde Fackel in die Richtung der Verdammten. Gleichzeitig damit sprach er einen flüchtigen Bannzauber aus. Noch merkte es Luxon nicht, aber er war durch diesen Bann an den Kutschbock gefesselt.
    In einem halsbrecherischen Galopp stob das Gespann an dem stinkenden Lavaloch vorbei und quer durch den Garten der Verdammten. Die Männer wurden durchgerüttelt, die vollen Säcke rüttelten in den Fächern der Brutkörper. Luxon blickte sich um und sah die Gruppe der Verdammten immer kleiner werden. Vor ihnen lag die schwelende Fackel. Die Biegung des Weges entzog die Verdammten seinem Blick.
    »Du hast uns schnell, sicher und mit dem Können eines gewitzten Kriegers aus der Gefahr herausgebracht«, erklärte Luxon und schlang den Knoten seiner Gürtelkordel fester. »Diese Wahnsinnigen… was war das?«
    »Ein Alptraum aus unglücklichen Wesen«, antwortete Necron. »Sie waren verrückt. Ich darf es nicht mehr riskieren, ihnen andere als tote Brutkörper zu bringen. Sie sind verzweifelt, nicht wirklich böse.«
    »Gibt es in deinem rollenden Leichenwagen etwas zu essen? Seit ich mich dank deiner Großzügigkeit wieder bewegen kann, spüre ich Durst und Hunger.«
    Sie sprachen laut miteinander, denn das Hufgetrappel und das Mahlen der Felgen verschluckte ihre Worte. Immer wieder duckten sie sich unter niedrigen Ästen. Necron lachte kurz auf und hob den Arm.
    »Unter uns, im Kasten. Du kannst später essen. Erst müssen wir den Garten der Verdammten verlassen haben.«
    »Du fliehst?«
    »Ich habe, bis auf einen Sack, meine Ware. Es ist sinnlos, mit den Verdammten zu streiten. Als Toter kann ich nicht mehr handeln.«
    »Schwerlich«, erwiderte Luxon. Ihm war deutlich anzumerken, daß er sich durch die Unterhaltung von der tödlichen Erstarrung zu lösen begann. Necron spürte auch, daß der Mann neben ihm viel mehr wert war, wenn er »lebte«. Als scheintoter, starrer Körper würde er sich kaum mit ihm unterhalten können. Er beschloß, ihn vorläufig neben sich auf dem Bock zu lassen.
    »Was hast du mit mir vor?« fragte Luxon, nachdem die Pferde in Trab gefallen waren und der Schrein durch eine gänzlich andere Landschaft rollte.
    »Das weiß ich noch nicht. Wenn du ebenso kräftig wie

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