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Irrfahrt durch die Düsterzone

Irrfahrt durch die Düsterzone

Titel: Irrfahrt durch die Düsterzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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beim achten Schritt eine gewaltige Kraft seine Knie.
    Er gab es auf. Es war klüger, die Grenzen der Fähigkeiten dieses merkwürdigen Alleshändlers kennenzulernen.
    Auf einer ausgebreiteten Decke, an das Vorderrad des Wagens gelehnt, aßen und tranken die beiden Männer. Dünne Brotfladen, geräuchertes Fleisch und dünne Würste, hart wie Holz, einige Handvoll gedörrte Früchte, dazu Wein, mit Wasser vermischt, eine Art kalter Tee und ein winziger Schluck eines gewürzten Weines, der wie Feuer durch die Adern floß, waren die Bestandteile der Mahlzeit. Luxon sagte sich schweigend, daß dies sein erstes Essen seit dem Moment auf Logghards Ebene gewesen war – als ihn der Lähmpfeil getroffen hatte.
    »Danke, Vater des Tauschhandels«, sagte er und griff nach dem Weinschlauch. »Trotz der schlimmen Drohungen, die Achar mir zuschleuderte, fange ich wieder an, mich als Mensch zu fühlen. Ich bin ein Mann, der den Augenblick genießt.«
    Unverhüllte Neugierde stand plötzlich in Necrons Gesicht. Er fragte gedehnt:
    »Achar? Der Dämon der Rache?«
    »So ist es«, fabulierte Luxon, dem das leichte Erschrecken seines Gastgebers nicht entgangen war. »Ich bin ein Opfer dieses Rachegeists. Nur der Lichtbote mag wissen, warum er es auf mich abgesehen hat. Ausgerechnet auf mich, dem Kämpfer für Freiheit und Würde im Reich des fetten und irrsinnigen Hadamur.«
    »Du bist ein Krieger?«
    »Bis vor kurzem gewesen«, verbesserte Luxon und setzte sein Lächeln auf, das er bei solchen Gelegenheiten benutzte. Es war ein wenig melancholisch, ein wenig hart und wissend und zu einem kleinen Teil voll warmer Freundschaftlichkeit dem Gesprächspartner gegenüber. »Die Geschichte meines Lebens ist lang, verworren und voller Abenteuer. Ich überlebte sie alle und ging meist als Sieger daraus hervor. In der letzten Zeit«, fügte er betrübt hinzu, »verkehrte sich das Verhältnis ins Gegenteil.«
    »Wie beschämend«, gestand Necron und zog den Weinschlauch aus Luxons Fingern. »Du trinkst mich arm.«
    »Ich betäube meine Angst und dämpfe das Zittern meiner Knie und Finger«, entgegnete Luxon. »Habe ich dir schon berichtet, daß ich Bettlerjunge und Dämonenköder in Sarphand war? Falls du weißt, wo diese unvergleichliche Stadt liegt.
    Ich hätte dort bleiben können«, schloß er. Dann stieß er hervor: »Aber das wäre auf die Dauer langweilig geworden.«
    Ohne es wissen zu können, dachte Necron in ehrlicher Verblüffung, hatte Miesel tatsächlich einen bemerkenswerten Fund gemacht. Dieser Mann war schlichtweg unbezahlbar! Aus dem Körper, der in den härenen Lumpen steckte und bis vor kurzem noch starr wie ein Balken im Schrein gelegen war, schlug ihm ein faszinierend schneller Geist entgegen. Wenn Luxon nur halb so gut mit dem Schwert fechten konnte wie mit dem Wort, dann mußte er ein gewaltiger Krieger und Gewinner von Kämpfen gewesen sein. Aber er sprach seine Gedanken nicht laut aus, sondern forderte Luxon auf:
    »Erzähle! Ich bin sicher, daß ich noch keine deiner Lügengeschichten gehört habe!«
    »Zunächst mußt du wissen«, sagte Luxon und erhoffte sich von dieser Eröffnung einen Überraschungserfolg, »daß ich der Sohn des vormaligen Shallad Rhiad bin. Hadamur und einige seiner Freunde, darunter sein Heerführer Algajar, ermordeten meinen Vater und versuchten, auch mich zu töten.«
    Er zog geschickt den Weinschlauch hinter Necrons Rücken hervor und ließ einen breiten Strahl in seinen Mund rinnen. Der Alleshändler zeigte sich nicht beeindruckt.
    »Selbst wenn du der Shallad Hadamur persönlich wärest, würde es nichts ändern. Allerdings soll er dicker sein als du, wie ich gehört habe.«
    »Um ein Mehrfaches. Du bist tatsächlich nicht interessiert?«
    »An einem guten Geschäft – immer. Aber ich treibe mit den Gorganern außerhalb der Düsterzone keinen Handel.«
    »Miesel aber kam tatsächlich aus einem Land jenseits der Düsterzone«, wandte Luxon ein.
    »Nein. Er übernahm dich aus einer anderen Hand. Ich sollte dich rasch abstoßen, denn wenn Achar tatsächlich hinter dir her ist, dann wird es gefährlich. Mit Achar ist nicht zu spaßen!«
    »Ich versichere dir, daß Achar tatsächlich bösartig, rachsüchtig und nicht zu unterschätzen ist. Glaube es mir. Ich bin der lebende Beweis dafür. Aber weiter in meiner Geschichte…«
    Während Necron zuhörte, meinte er zu spüren, daß Luxons leicht erscheinende Worte nicht dem wirklichen Zustand dieses Mannes entsprachen. In Wirklichkeit dachte und

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