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Irrfahrt durch die Düsterzone

Irrfahrt durch die Düsterzone

Titel: Irrfahrt durch die Düsterzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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qualvoll unbeholfen, der einst tote Körper. Er brauchte so lange, um auf die Füße zu kommen, bis Necron zwei Säcke prall gefüllt hatte und sie in das Fach des Schreines wuchtete und stopfte, aus dem er diesen ersten Körper hervorgezogen hatte.
    »Reiche Einnahmen, Alleshändler!« sagte er zu sich. Einer der Caer – der Körper und noch viel mehr das Gesicht des Menschenähnlichen wirkten wie das eines tausendjährigen Greises, in dessen Körper kein Lot Feuchtigkeit mehr war – kam auf ihn zu und, sagte unbeholfen mit eingedörrter Kehle und ledernen Lippen:
    »Du… hast immer… weniger… Körper, als wir… sind.«
    »Es ist schwer, vom Rand der Düsterzone bis hierher Tausende von gesunden Körpern zu schleppen. Jeder tut, was ihm möglich ist. Ich versuche mein Bestes.«
    Halbblinde Augen starrten ihn an. Dann formte der Kehlkopf mühevoll:
    »Wir danken dir trotzdem. Beim übernächsten Besuch bekomme auch… ich einen… neuen Körper.«
    »Wenn du dich mit deinen Artgenossen darüber geeinigt hast…?« mutmaßte der Alleshändler, öffnete ein weiteres Fach, zog den Gorganer hervor und schnappte sich weitere leere Säcke.
    Er dachte nicht daran, Luxons Körper aus dem Schrein zu zerren. Mit diesem kostbaren Stück hatte er Besseres vor.
    Necron arbeitete bis zum Umfallen. Fast ein halbes Hundert Säcke füllte er mit den kleinen, leichten Ölkernfrüchten. Sorgsam schloß er die neu gefüllten Fächer wieder mit dem kleinen Schlüssel ab. Einundzwanzig Körper fanden einen neuen »Herren«, und rasch, ehe der letzte Gorganer ihm Einhalt gebieten konnte, füllte er noch den Sack.
    Dieser Körper war derjenige, der am besten erhalten war. Die Verdammten hatten sich in der vergangenen Zeit lautlos auf eine Reihenfolge geeinigt, in der die Seelen aus den Gewächsen in die Brutkörper übergehen konnten. Noch niemals hatte Necron einen lebenden Körper hierher gebracht.
    Als er, den vollen Sack auf der Schulter, mit müden Schritten auf den Schrein zustolperte, bemerkte er unter den Brutkörpern eine gewaltige Aufregung. Zwei Dutzend verschiedener Körper bewegten sich unruhig hin und her, streckten ihre Arme aus, und aus ihren Kehlen kamen auffordernde Schreie. Je länger die Seelen in den Körpern wohnten, desto deutlicher waren die Worte zu verstehen. Die Verdammten schrien aufgeregt. Unruhe überfiel Necron – was suchten sie an seinem Schrein?
    Er warf den Sack zu Boden und rannte schweigend auf den Halbkreis der Verdammten zu. Er schob die wankenden Körper zur Seite und bahnte sich einen Weg bis an die Seite des Wagens.
    »Nein! Nicht das!« schrie er.
    Einige Verdammte hatten mit hölzernen Zangen einen Brocken heiße Lava aus dem Loch geholt. Das Schloß hatten sie nicht öffnen können. Dafür war es ihnen gelungen, ein großes Loch ins Holz zu brennen und den Riegel aufzubrechen. Sie hatten mit vereinten Kräften Luxons Körper hervorgezogen und schleppten ihn auf den nächststehenden Baum zu.
    »Was tut ihr da?« schrie Necron auf. »Das ist kein Brutkörper für euch!«
    »Wir wollen ihn haben!«
    »Er soll unser Anführer werden!«
    Sie planten, seine Seele in einen Baum zu verpflanzen. Dann sollte wohl der Verdammte Luxons Körper übernehmen.
    »Ihr bekommt ihn nicht!« rief der Alleshändler und schob sich zwischen die Verdammten in den Brutkörpern und den regungslosen Luxon. Er überlegte, ob er Luxon bewegungsfähig machen sollte.
    »Er soll über uns herrschen. Schon lange suchen wir nach einem lebenden Körper, der die Zeit überdauert!« schrien die Verdammten. Jetzt packten Angst und Zorn den Alleshändler. Er roch den Brandgeruch der Öffnung in seinem Wagen, dann glitt sein Blick schweigend. über. die. Reihe der Elendsgestalten hin. Er lehnte sich an den Schrein und sagte hart und entschlossen:
    »Bisher habe ich versucht, euch nicht zu betrügen und ein guter Händler zu sein.«
    »Wir haben dir immer gegeben, was du wolltest!«
    »Zum erstenmal wagte ich es, euch zu vertrauen«, sagte Necron. »Ihr wollt diesen regungslosen Körper haben und seine Seele pflanzen. Das lasse ich nicht zu. Ich werde euch niemals wieder besuchen. Keine Brutkörper mehr! Für die Ölkernfrüchte werde ich andere Waren finden.«
    »Gib ihn uns!«
    »Wir nehmen ihn einfach!«
    »Ein herrlicher, gesunder Körper!« schrien die Verdammten.
    Necron schüttelte den Kopf, schob sich am Wagen entlang und überdachte rasend schnell seine Lage. Er warf den Verdammten einen zornigen Blick zu, lief zu

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