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Irrfahrt durch die Düsterzone

Irrfahrt durch die Düsterzone

Titel: Irrfahrt durch die Düsterzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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empfand Luxon viel tiefer, als er zugeben wollte. Die Abenteuer, die ein breites und fesselnd-farbiges Panorama der Normalen Welt vor Necron aufblätterten, hatten ihn nicht immer berührt und nachdenklich gemacht. Aber einige Erfahrungen hatten tiefe Eindrücke hinterlassen. Besonders die Zeit, die seit dem letzten Kampf um den Thron des Shallad vergangen war, hatte tiefe Runen in Luxons Seele geschürft. Schließlich – der Weinsack war nur noch zu einem schäbigen Drittel gefüllt – hob Luxon seine Schultern und schloß:
    »Mehr oder weniger ist das meine Geschichte. Du wirst mir kein Wort glauben, ich sehe es an deiner Miene. Sage selber! Kann man einen Mann, der das alles erlebt und überlebt hat, als Unterhalter und Hordenführer für irgendwelche obskuren Valunen verhökern?«
    »Man kann, verlass dich darauf!« bestätigte Necron. »Dich hat Achar in den Klauen.«
    »Es ist nicht zu leugnen.«
    »Ich kenne die Dämonen. Achar ist einer der hartnäckigsten. Er vergißt nie eines seiner Opfer. Du kannst ihm nur entkommen, wenn du jene Person ausschaltest, die Achar gerufen hat.«
    Verwirrt schüttelte Luxon den Kopf.
    »Du sprichst von Magie und Dämonen, als wärest du ein Nachbar von ihnen. Woher weißt du dies alles?«
    »Ein halbes Leben lang in der Düsterzone – und nur wenig dämonisches Tun ist dir fremd!« antwortete Necron. »Das meine ich ehrlich. Oder auch dann, wenn es dir gelingen sollte, Achar selbst zu besiegen, entkommst du ihm.«
    Luxon stieß ein Gelächter aus, das deutlich seine Verzweiflung und Ratlosigkeit erkennen ließ.
    »Im Hinblick auf meine trostlose Zukunft bei den Valunen«, murmelte er. »Kannst du mir sagen, wie ich das schaffen kann? Kampf gegen Achar selbst oder einen Kampf gegen jemanden, den ich nicht kenne.«
    »Du mußt ihn kennen, denn niemand ruft Achar, der nicht geschädigt ist oder Grund dazu hätte.«
    »Ich sinniere seit der ersten Drohung Achars, wer dieser Unbekannte sein kann«, entgegnete Luxon.
    »Dann sinniere weiter!« empfahl Necron. »Ständiges Nachdenken hilft, das Problem zu lösen.«
    Er stand auf, nahm den Weinsack und knotete ihn zu. Dann ging er zu den Pferden, die lustlos an den dürren Zweigen der Sträucher knabberten. Er kontrollierte die Zügel und die Joche und sagte dann zu Luxon:
    »Es geht weiter. Wir rasten in der Nacht. Noch haben wir Zeit.«
    Schweigend kletterte Luxon wieder auf den Kutschbock; ein Gefangener ohne sichtbare Fesseln, ausgeliefert der Willkür seines Besitzers und den Zufälligkeiten einer Zone, die zu betreten er sich immer geweigert hatte.
    Jetzt befand er sich in ihrer Mitte.
     
     
     
    6.
     
    Für Luxon begann eine Reise durch einen neuen Alptraum.
    Verglichen mit der Marter der Schwärze, Stille und Starrheit in der verstrichenen Zeit war es eine andere Form von Angriffen auf die Gesundheit seines Verstandes. Einzig und allein die Gewißheit, daß Necron neben ihm, der geschickt Zügel, Bremse und Peitsche handhabte – und sicher ebenso geschickt die Wurfmesser –, das Land des Düsteren und Schrecklichen kannte, diese Sicherheit allein vermochte den Sohn des Shallad um eine Spur zu beruhigen. Für ihn war jeder neue Schrecken wirklich und wahrhaftig.
    Für Necron, den gerissenen und dämonieerfahrenen Alleshändler, schien nur jede zweite Schrecken zu existieren.
    Jenseits der Savanne schob sich aus der halben Dunkelheit, von keinem Lichtstrahl getroffen, ein Felsen heran. Er sah aus wie der gigantische Bug eines schwarzen Schiffes. Schweigend und drohend wuchs der Fels und türmte sich immer höher auf. Tiefe Klüfte und Spalten durchzogen ihn kreuz und quer. Der Stein war feucht und kalt. Lange, bartähnliche Gewächse hingen herunter und troffen vor Nässe.
    Necron steuerte seine sechs dampfenden Grauschimmel direkt auf den Fuß des Gebirges zu. Je näher das Gespann kam, desto hallender war das Echo. Ein Zischen ertönte aus der Höhe. Luxon hob den Kopf und sah, daß die oberste Kante des Felsens weit überhing. Kleine Splitter lösten sich unaufhörlich und schlugen um das Gespann ein. Sie erzeugten Staubwolken und kleine Krater, aus denen sie wie abgebrochene Speerspitzen hervorragten.
    »Bist du irre, Necron?« schrie Luxon, als er es nicht mehr aushielt. Die Köpfe der Zugtiere ganz vorn berührten beinahe die Flanken des Felsens. »Er begräbt uns unter sich! Der Fels…«
    Necron lachte nicht, aber er antwortete ruhig:
    »Nur ein trügerisches Schwemmgut aus der wirklichen Schattenzone. Ich habe

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