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Irrfahrt durch die Düsterzone

Irrfahrt durch die Düsterzone

Titel: Irrfahrt durch die Düsterzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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unterhaltsam bist, wirst du bei den Valunen einen sehr guten Preis erhalten.«
    »Ich hatte schon viele Bedeutungen«, erwiderte Luxon und betrachtete aufmerksam die Umgebung, durch die sie sich bewegten, »aber reine Handelsware – das ist neu. Woher hast du mich? Wer hat mich aus Hadam hierher gebracht?«
    »Ein Fledderer. Ich bezahlte ihn gut. Du bist mein Eigentum. Du brauchst nicht zu versuchen, mich zu bestechen – ich bringe dich zu den Valunen. Wenn ich nicht vorher ein besseres Angebot bekomme.«
    »Du hast keine Angst, daß ich flüchte?«
    Wieder lachte der Alleshändler kurz auf. Ihm behagte dieses Gespräch.
    »Versuch’s!« forderte er Luxon auf.
    Der Fremde nickte, schätzte die Geschwindigkeit des Wagens ab und stemmte sich hoch. Er konnte seine Sitzfläche nur eine Handbreit vom Kutschbock heben. Trotz aller Anstrengung rutschte er nur hin und her und zur Seite. Aber er vermochte den Bock nicht zu verlassen. Schweiß trat auf seine Stirn, dann schüttelte er den Kopf und stieß hervor:
    »Magische Fesseln. Du mußt ein Teufelskerl sein, Alleshändler.«
    »Ich heiße Necron und verfüge über Mittel, mich zu verteidigen und mein Leben zu schützen.«
    »Ich verstehe. Du wärst dumm, wenn du mir deine Waffen zeigen wolltest.«
    Luxon ließ sich wieder zurücksinken, lehnte sich an und betrachtete aufmerksam seinen Nachbarn. Er sah den abgewetzten grauen Samt, die scharfgeschliffenen Messer im breiten Ledergurt, die hohen Stiefel und die dick gefüllten Taschen vom Hemd und Wams.
    »Wer oder was sind die Valunen?« erkundigte sich Luxon und sah, daß sie sich ohne jeden Zweifel in der Düsterzone befanden. Das Gespann ratterte durch eine dunkle Landschaft, die einer von schwarzem Staub bedeckten Savanne ähnelte.
    »Das wirst du sehen, wenn du jenseits von Lazulis Burg bist.«
    »Düsterzone, Lazulis Burg, Garten der Verdammten… das ist meine Welt?«
    »So ist es. Was dort draußen, in der normalen Welt, vorfällt, ist nicht meine Sache. Es ist ein anderes, ein fremdes Land.«
    »Du bist hier geboren?«
    »Es gibt Legenden, die sagen, ich käme von weither«, wich Necron aus. »Dort vorn können wir anhalten. Siehst du die Säule?«
    »Ich sehe sie.«
    Necron selbst sagte sich, daß es eine Seltenheit darstellte, zwischen dieser zufälligen Markierung und dem östlichen Rand des Gartens der Verdammten nicht von den Gefahren der Düsterwelt überfallen zu werden. Er zog an den Zügeln und ließ die Peitsche schwirren. Die Säule aus hellem Stein stand mitten in der flachen Ebene und ragte dreimal mannshoch in die Höhe.
    In einer flachen Kurve zog Necron den Schrein auf die Säule zu.
    »Miesel, der Fledderer, sagte mir«, meinte der Alleshändler, »daß du aus Logghard kommst.«
    Luxon war um eine Antwort nicht verlegen. Er sagte sich, daß wohl die Gelegenheit zur Flucht früher oder später kommen würde.
    »Macht es deine Handelsware wertvoller, wenn du ihre Geschichte kennst?«
    »Mag sein. Schon jetzt werde ich dich als guten und wortgewandten Unterhalter anpreisen können.«
    Er starrte Luxon beschwörend in die Augen und sagte dann nachdenklich:
    »Ich glaube nicht, daß ich dir trauen kann. Du wirst alles tun, um zu entkommen. Also werde ich von dir nicht das Versprechen abnehmen, nicht zu fliehen, wenn ich den Zauber löse.«
    »Ich würde mich an deiner Stelle auf mein Wort oder den Handschlag auch nicht verlassen«, tröstete ihn Luxon. Necron schwieg, dann konzentrierte er sich auf einen anderen, ähnlichen Bannzauber.
    »Du kannst den Kutschbock verlassen«, sagte er. »Aber du wirst auch dann nicht fliehen können, wenn ich schlafe oder du mich tötest.«
    Luxon nickte zustimmend und entgegnete leichthin:
    »Zum ersten werde ich jetzt nicht fliehen. Ich muß erst wissen, wo wir sind, und wohin ich rennen könnte. Ohne Waffe? Ein sinnloses Unterfangen. Zum zweiten: vielleicht gelingt es mir, dich von meinem wahren Wert zu überzeugen. Auch wenn du die Düsterzone nicht verlassen willst, gäbe es Mittel und Wege, dich reich für einen Verkauf an Gamhed zu entlohnen.«
    »Kümmere dich um deinen Magen, nicht um die Zukunft«, empfahl ihm der Alleshändler und sprang in den Staub der Ebene. Langsam kroch eine breite Zone der Wegweiser-zum-Wahnsinn-Helligkeit heran. Als sie die Spitze der Säule traf, merkte Luxon, daß er sich wieder ungehindert bewegen konnte. Aber als er probeweise unter den prüfenden Blicken seines neuen Besitzers sieben Schritt weit vom Schrein entfernt, lähmte

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