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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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haben.”
    Häberle nickte verständnisvoll. „Wann waren Sie denn zuletzt auf der Hahnweide?”
    „Vor über zwei Wochen.” Die Antwort kam eine Spur zu schnell.
    „Allein?”, fragte Linkohr nach.
    Der Mann schien irritiert zu sein. „Brauch’ ich denn ein Alibi?”
    Häberle lächelte. „Nein, natürlich nicht. Mein Kollege will nur wissen, ob es Passagiere gibt, die uns vielleicht auch weiterhelfen könnten.”
    „Wissen Sie”, sagte Hilgenrainer, „Passagiere gibt’s immer mal. Denn wie hat schon mein alter Fluglehrer immer gesagt: Das Wichtigste am Fliegen ist ein zahlender Passagier.”
    „Und Sie kennen keine Frau, auf die die Beschreibung zutreffen könnte?”
    „Keine Ahnung, ehrlich. Ich bin auch nicht der Typ, der sich lange auf dem Flugplatz aufhält. Ich komm’, check meine Maschine, flieg’ und stell’ sie wieder hin. Fertig. Mir fehlt einfach auch die Zeit dafür.”
    „Was sind Sie denn von Beruf?”
    „Informatiker. Computer-Branche.”
    Häberle stutzte. „Hier im Filstal?”
    „Bei Steinke, dem Größten hier, ja”, erwiderte Hilgenrainer.
    Die beiden Kriminalisten ließen sich ihre Verwunderung nicht anmerken. Nur kurz trafen sich ihre Blicke, als wieder ein Donner grollte.
    „Dann …”, griff Häberle den Faden wieder auf, „dann kennen Sie auch Herrn Rottler?”
    „Logisch”, sagte Hilgenrainer knapp, „unser Finanz-Chef. Fliegt übrigens auch. Den sollten Sie befragen, der weiß viel mehr. Der ist doch oft genug auf der Hahnweide. Fliegt ständig in der Landschaft rum.”
    „So?”, zeigte sich Linkohr eher beiläufig interessiert.
    „Der hat die Zeit dazu?”, hakte Häberle nach und verengte die Augenbrauen.
    „Was heißt Zeit dazu”, erwiderte Hilgenrainer, „der braucht’s doch auch geschäftlich. Das ist die ideale Kombination. Fliegen – und es sich von der Firma bezahlen lassen.”
    Die beiden Kriminalisten standen auf. Auch Hilgenrainer erhob sich und schien sichtlich froh zu sein, dass der Besuch beendet war.
    „Danke, Herr Hilgenrainer”, sagte Häberle, „ich denke, Sie haben uns geholfen.” Sie schüttelten sich die Hände.
    „Ja, und die Leiche?”, fragte Hilgenrainer interessiert nach, „was vermuten Sie denn, wer das ist?”
    „Wahrscheinlich eine Frau, die zu viel wusste …”, sagte Häberle betont langsam und verließ das Wohnzimmer, gefolgt von Linkohr. Hilgenrainer blieb wortlos und nachdenklich am Couchtisch stehen, während die Kriminalisten die Wohnungstür von außen ins Schloss zogen.
     

11
    Sie hatte ihr dunkelblaues Mercedes-Cabrio mit geschlossenem Verdeck auf dem Parkplatz hinter den Göppinger Sportplätzen abgestellt – versteckt hinter einer Reihe von Sträuchern. Als sie ausstieg, um zu dem schwarzen BMW zu gehen, der bereits auf sie gewartet hatte, griff eine Windböe nach ihrem überaus kurzen weißen Rock und ließ ihn nach oben flattern. Der Mann im BMW lächelte zufrieden, öffnete von innen die Tür und ließ die attraktive Frau einsteigen. „Schön, dass du es doch noch möglich gemacht hast”, begrüßte er sie, küsste sie auf den Mund und umarmte sie.
    Die Frau, die Mitte 30 war, hatte jene enge kurzärmlige schwarz-weiß gemusterte Bluse angezogen, die er so sehr mochte. Genau wie das Röckchen. Ihre dunkelblonden Haare waren schulterlang und lockig. Ein traumhafter Abend, dachte sich der Mann.
    „Olaf, du bist wunderbar”, hauchte die Frau und lehnte sich in den Beifahrersitz.
    „Du noch viel mehr”, erwiderte der braungebrannte Mann, über dessen volles schwarzes Haar sie mit der linken Hand streichelte. Er startete den Motor und ließ den BMW aus dem Parkplatz hinaus zur vorbeiführenden Straße rollen. Dort bog er links ab – hinein in den Stauferwald, der sich hier im Norden von Göppingen bis fast zum Hohenstaufen hinzog. Der Wind war jetzt kräftiger geworden. Obwohl der Sommer gerade erst begann, fielen bereits vereinzelte Blätter von den Bäumen.
    „Was hast du ihm denn gesagt?”, wollte der Mann am Steuer wissen, während er seine rechte Hand wie beiläufig auf das nackte Knie seiner Beifahrerin sinken ließ.
    „Dass ich nach der Hitze des Tages noch ein bisschen mit meiner Freundin und ihrem Hund durch den Wald bummeln möchte”, lächelte sie.
    Sie fuhren stumm und irgendwie zufrieden durch das weite Waldgebiet, bis Olaf Rottler den Blinker nach rechts setzte und in eine schmale Straße einbog. Sie war holprig und wurde immer enger, führte ziemlich Kurvig durch eine

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