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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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eigentlich keine”, erwiderte dieser forsch, „ich nehm’ sie mir und muss mich vom Schreibtisch fortstehlen, sozusagen. Schon mal was von Steinkes Computerfirma gehört?”
    „Drüben im neuen Gewerbegebiet Stauferpark?”, vergewisserte sich Häberle.
    „Richtig. Ich bin dort der Finanz-Chef.”
    Der Kommissar nickte zufrieden. „Danke, Sie haben uns sehr weitergeholfen”, sagte er und stand auf. Linkohr tat es ihm nach. Rottler erhob sich rasch und beeilte sich, die Gäste wieder hinauszubringen.
    Häberle nutzte die Gelegenheit, die Rückseite des Gebäudes zu betrachten. Das zerschlagene Fenster, das er vorhin zu sehen geglaubt hatte, ging ihm nicht mehr aus dem Sinn. Hier jedenfalls war es nicht zu sehen. Es musste sich demnach an einer seitlichen Wand befinden.
    Häberle und Linkohr folgten dem Mann durch das großzügige Foyer, in dem es genauso heiß war wie draußen im Garten. Während der Hausherr bereits auf der gegenüberliegenden Seite die Eingangstür öffnete, hatte der Chef-Kriminalist seinen Schritt verlangsamt, um eher zufällig in das Zimmer mit der halb offenstehenden Tür blicken zu können.
    „Oh”, entfuhr es ihm mit gekünstelter Verwunderung, „Ihnen ist ein Malheur passiert?”, fragte er und blieb vor der Tür stehen. Die Fensterscheibe war tatsächlich zerbrochen. Genau, wie er es vorhin im Vorbeigehen zu sehen geglaubt hatte.
    Rottler ließ die Eingangstür wieder ins Schloss fallen und kam zurück. „Ach so, Sie meinen die Scheibe …” Er hielt kurz inne. „Durchzug, ein verdammter Durchzug. Ich hab’ schon versucht, einen Glaser anzurufen. Der Aupperle in Holzheim draußen hat versprochen, heut’ noch zu kommen. Irgendein Provisorium will er anbringen.”
    Die beiden Kriminalisten wunderten sich insgeheim über die Unordnung, die in dem Zimmer nicht zu übersehen war. Als habe jemand darin gewütet, so lagen Akten und Schnellhefter, Notizzettel und Bücher kreuz und quer auf dem gefliesten Boden, dazwischen vor dem Fenster die Scherben der zertrümmerten Scheibe. An den wenigen Wandbereichen, an denen kein Regal angebracht war, hingen gerahmte Luftbilder.
    „Ist mein Arbeitszimmer”, sagte Rottler ein wenig verlegen und ging hinein, „hier kann ich mich sozusagen austoben. Im Geschäft muss ja alles ganz ordentlich aussehen.”
    Häberle lächelte verständnisvoll. „Das kenn’ ich. Im Chaos zeigt sich der wahre Meister.”
    Auch er und Linkohr betraten das Zimmer, sorgfältig darauf achtend, auf keine Akten zu treten. Häberle wandte sich den großformatigen Luftbildern zu, von denen eines den Hohenstaufen und ein anderes den Autobahn-Albaufstieg bei Aichelberg zeigte. Außerdem entdeckte er Fotos von schneebedeckten Gebirgsbergen, die aus der Luft aufgenommen worden waren. Eines davon erweckte seine besondere Aufmerksamkeit. Eine Stadt, die sich an einen Berg schmiegte, davor ein See.
    „Stankt Moritz”, erklärte Rottler stolz, „in der Ferne, dort, rechts am See, ist sogar noch Silvaplana zu sehen.” Häberle nickte interessiert und sah, dass das Foto vom Pilotensitz aus durch die rechte Seitenscheibe des Flugzeugs aufgenommen worden sein musste. Man erkannte oben einen Teil der Tragfläche, außerdem waren die dunklen Haare einer nach rechts schauenden Frau gerade noch knapp angeschnitten worden. Sie hatte just in diesem Moment offenbar auch ihre linke Hand ans Ohr geführt, so dass eine runde Armbanduhr ins Bild ragte.
    „Machen Sie die Fotos alle selbst?”, fragte Häberle als begeisterter Bergwanderer nach. Rottler nickte stolz und zeigte auf ein weiteres Foto, das oberhalb eines Regales hing, auf dem unterschiedlich große Bücher nach beiden Seiten umgefallen waren: „Das ist die Zugspitze bei phantastischem Wetter.”
    Linkohr sah sich derweil in dem Raum um, dessen Unordnung ihn irgendwie an Tatorte erinnerte, an denen jemand hastig nach etwas gesucht hatte.
    Die Männer verabschiedeten sich, während in der Ferne bereits der erste Donner grollte.
     

10
    Die Frau mit den schulterlangen blonden Haaren und den knallengen Jeans hatte ihr rotes BMW-Cabrio mit dem Ansbacher Kennzeichen in einer der engen Seitengassen der Göppinger City abgestellt und vorsorglich das Verdeck geschlossen. Der Westhimmel sah nach Gewitter aus.
    Sie nahm eine kleine Handtasche untern Arm und ging zielstrebig zwei Straßenzüge weiter, wo sie auf die kleine Gartenwirtschaft traf, die sie seit Jahren kannte. Unter den Sonnenschirmen, die jetzt nicht mehr nötig gewesen

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