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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Speichel zu schlucken. Dann brüllte und schrie er nur noch, scheinbar ohne Luft zu holen. Deshalb sah der Jurist, der bis jetzt gelassen sitzen geblieben war, den Moment des Eingreifens für gekommen und stand auf. Er fiel dem Vorstandsvorsitzenden einfach ins Wort: „Dass sich Herr Steinke aufregt, ist verständlich”, begann er mit sonorer Stimme, „aber Sie müssen uns schon darlegen, mit welchem Recht Sie hier so unangemeldet auftauchen.”
    „Des kostet Sie Ihren Job”, rief Steinke und umrundete Kienzle, der unbeeindruckt stehen geblieben war. Dieser griff in eine der vielen Taschen, die seine Hose hatte, und brachte ein Kuvert zum Vorschein, das er öffnete. Während Steinke weiter tobte und Verwünschungen gegen den Staat und alle Sesselfurzer ausstieß, entfaltete Kienzle ein Dokument und übergab es dem Anwalt. Der las es aufmerksam durch. Der Jurist reichte das Dokument an Kienzle zurück. „Dagegen erheben wir Widerspruch.”
    „Das wird keine aufschiebende Wirkung haben”, erwiderte Kienzle ebenso kurz und stand wie ein Fels in der Brandung.
    „Was wollen Sie damit sagen?”, fragte der Anwalt.
    „Ganz einfach: Es bleibt Ihnen unbenommen, rechtliche Schritte zu unternehmen. Wir werden jetzt das Verwaltungsgebäude durchsuchen.”
    Steinke schien kurz vor der Explosion zu stehen. „Das lass ich nicht zu, das lass ich nicht zu. Fellhauer, tun Sie was, verdammt noch mal. Rottler, hock’ nicht bloß rum.” Wieder folgten Flüche. Steinke rückte Kienzle so dicht auf die Pelle, dass dessen Begleiter befürchteten, es könnte zu Handgreiflichkeiten kommen. Sie kamen deshalb ebenfalls näher.
    „Wie wollen Sie denn die Durchsuchung so schnell bewerkstelligen?”, fragte der Jurist dazwischen.
    Kienzle zuckte mit der rechten Backe: „Wir sind mit drei Dutzend Mann angerückt.”
    Steinke versuchte, den Steuerfahnder am Hemdkragen zu packen. Die drei Begleiter hielten ihn jedoch an der Schulter zurück.
    „Und Sie”, sagte Kienzle bestimmend und deutete auf Steinke und Rottler, „Sie bleiben hier. Mein Kollege wird Ihnen Gesellschaft leisten.”
     

24
    Das schwarze Ding war plötzlich da. Häberle hatte zunächst keine Ahnung, was es zu bedeuten hatte. Dann aber erkannte er es: Ein militärischer Tiefflieger, vermutlich ein Eurofighter. Hauff griff zum Gashebel, als ob er darauf gefasst sein würde, schnell reagieren zu müssen. Schweigend beobachteten sie, wie der Düsenjäger, eine schwarze Abgasspur hinter sich herziehend, von links ihre Flugbahn kreuzte. Beim Näherkommen wurde allerdings deutlich, dass er doch noch um einiges höher war als sie selbst. Und auch die horizontale Entfernung dürfte gut und gern ein Kilometer sein, schätzte Häberle. Nach ein paar Sekunden war der Spuk vorbei, der Düsenjäger rechts im Dunst verschwunden. Nur die Abgasspur hielt sich noch eine Zeit lang.
    „Die Jungs von der schnellen Truppe”, sagte Hauff, „kann zu Verwirbelungen kommen.”
    Häberle war darauf gefasst, dass die kleine Cessna jetzt in heftige Turbulenzen geriet. Doch mehr als ein leichtes Schütteln war nicht zu spüren. Auch Hauff schien von diesen geringen Auswirkungen überrascht zu sein.
    Vermutlich hatte Elvira Schneider in der Cessna den Militärjet hinter sich gar nicht bemerkt. Nach einigen Minuten deutete Hauff wieder nach vorne: „Der Bodensee.” Tatsächlich, jetzt sah es Häberle auch: Die im Sonnenlicht glitzernde Wasserfläche. Sie tauchte nahezu übergangslos aus dem Dunst des Sommertages auf.
    Doch die Idylle, die sie für einen Moment genossen, wurde von einer krächzenden Stimme aus dem Lautsprecher brutal zerstört, die Monotonie des Motorenlärms übertönt. Eine Pilotin, die das Kennzeichen ihres Flugzeugs nannte, rief: „Konstanz Info.” Es war aber nicht Elvira Schneider. Die Frau meldete pflichtgemäß, dass sie mit einer Cessna eins-fünf-zwo unterwegs sei – und zwar per Sichtflug von Rothenburg nach Konstanz. Ihre Position sei nördlich des Sees und sie erbitte Landeinformation. Die Stimme aus dem Konstanzer Tower nannte als Landerichtung die ›drei-null‹, also nach Westen.
    „Da kommt noch eine”, kommentierte Hauff. Der Kommissar neben ihm stutzte, zeigte sich dann aber zufrieden und lächelte. „Das kann ja spannend werden”, meinte er. Langsam wurde ihm klar, was Elvira Schneider am Bodensee wollte: Jemanden treffen. Also doch, dachte er und fühlte sich in seinen Vermutungen bestätigt.
    „Wir lassen erst die beiden Damen landen”,

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