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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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parkte seinen BMW in der Hofeinfahrt und zog das Handy, das er abgeschaltet hatte, aus der Freisprecheinrichtung. Mit einigen wenigen Handgriffen brachte er es wieder auf Empfang. Sogleich ertönten mehrere Piepstöne, die ihn darauf aufmerksam machten, dass er die Mailbox anrufen solle. Er tat dies noch im Wagen sitzend. Er hörte Steinkes unwirsche Aufforderung, sich sofort zu melden. Danach folgte eine Frauenstimme, die ihn weitaus höflicher bat, im Büro anzurufen.
    Rottler holte tief Luft und drückte die entsprechende Kurzwahl-Taste, um sich bei seinem Chef zu melden. Der schien ziemlich ungehalten zu sein, stieß Verwünschungen aus und erwartete, dass er innerhalb von fünf Minuten ›antanzen‹ würde. Ein cholerischer Schwabe, dachte sich der Finanz-Experte gelassen und beendete das Gespräch wortlos. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als der Aufforderung nachzukommen und ins Büro zu fahren.
    Er schaute sich im Rückspiegel an. Die Stunde mit Melanie Steinke, dieser Frau, der alles andere wichtiger war, als die stressigen Geschäfte ihres Ehemannes, hatten keine Spuren in seinem Gesicht hinterlassen.
    Rottler legte den Rückwärtsgang ein, drehte den Wagen um und verließ das stille vornehme Wohngebiet wieder auf derselben Straße, die er gerade erst gekommen war. Das Gewerbegebiet ›Stauferpark‹ erreichte er in wenigen Minuten, weil er sich dazu nicht durch die Innenstadt quälen musste.
    Er eilte durch das geräumige Foyer von ›Steinke-Network GmbH & Co. KG‹, hastete die Treppe ins erste Obergeschoss hoch und betrat, ohne anzuklopfen, das Sekretariat von Steinke. Die langhaarige Sekretärin wandte sich erschrocken von ihrem Computer-Bildschirm ab. „Er sucht Sie seit Stunden”, informierte sie ihn mit ernstem Gesicht.
    „Was is’n los?”, wollte Rottler wissen und hielt inne.
    „Feuer unterm Dach”, hauchte das Mädchen, „irgendetwas mit dem Finanzamt, glaub’ ich. Der Rechtsanwalt ist drin.” Sie deutete auf die schallgeschützte schwere Nebentür und drückte gleichzeitig eine Telefontaste, um Rottler bei ihrem Chef anzumelden.
    „Reinkommen”, knurrte Steinke über den eingeschalteten Lautsprecher.
    Die Sekretärin forderte den Finanz-Chef mit einer Kopfbewegung auf, dies zu tun.
    Der gab sich wieder energisch, öffnete die Tür und verschwand im Büro des Chefs. „Na endlich”, empfing ihn Steinke, „wir sitzen hier wie auf Kohlen und du mach’sch dir en schöne Nachmittag.”
    Der Anwalt stand auf und reichte dem Finanz-Abteilungsleiter die Hand. Dann setzten sie sich dem aufgebrachten Vorstandsvorsitzenden gegenüber.
    „Du solltest dem Herrn Fellhauer sage, was es mit dem angeblich verschwundene Geld auf sich hat”, wetterte Steinke und war sichtlich ungehalten.
    „Verschwundenes Geld?” Rottler zeigte sich irritiert, „wie darf ich das verstehen?”
    „Abhebunge von elf Millione innerhalb von drei Jahren”, gab Steinke das Stichwort und versuchte sich wieder mit Hochdeutsch.
    Rottler lehnte sich zurück und legte einen Arm lässig über die Rückenlehne. Er lächelte, doch schien dies eher gezwungen zu sein. „Der Herr Steinke dürfte Ihnen bereits gesagt haben, dass wir vielfach nicht umhin kommen, gewisse Zuwendungen zu leisten.” Er sprach bewusst langsam, um besonders seriös zu erscheinen, „und diese werden nicht per Banküberweisung getätigt. Keiner dieser Empfänger hätte es so gerne, wenn das Geld Spuren hinterließe …”
    Der Anwalt hörte aufmerksam zu und nickte verständnisvoll, meinte dann jedoch: „Es sind aber, wie dieser Betriebsprüfer wohl herausgefunden hat, beträchtliche Summen hin und her geschoben worden.”
    „Nicht hin und her geschoben”, empörte sich Rottler, während Steinke offenbar froh war, sich nicht ständig selbst verteidigen zu müssen, „keine Geldwäsche, falls Sie das meinen, Herr Fellhauer, nein. Nennen wir das Kind beim Namen: Schmiergelder, Korruption. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass heutzutage ein Millionen-Auftrag ohne Schmiergelder läuft?!”
    Jetzt schaltete sich Steinke ein: „Nicht mal im Kleinen, des können Sie mir glauben. Erst vor einigen Monaten habe ich in der Zeitung von einem Rathaus-Beamten gelesen, der sich einen Mercedes hat schenken lassen.
    Der Anwalt nickte wieder und Rottler fuhr fort: „Und dass es für Schmiergeld-Zahlungen keine Belege gibt, ist ja wohl auch klar.”
    Jetzt versuchte Anwalt Michael Fellhauer einen Vorstoß, obwohl er wusste, dass Steinke dann am Explodieren

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