Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Julius Bierbaum
Vom Netzwerk:
Steuermann:
    Was stehst du am Gestade?
    Komm mit! Wir halten an.
     
    Ach Gott, ich käme gerne,
    Doch sagt mir nur zuvor:
    Wohin!? –: In alle Ferne!
    Komm! Frage nicht, du Thor!
     
    Wer mit will, darf nicht fragen,
    Wer fragt, der ist nicht wert,
    Daß ihn die Wellen tragen,
    Daß er ins Ferne fährt.
     
    Ich wollte wohl, doch leider
    Sann ich erst nach genau.
    Die Schiffe fuhren weiter,
    Der Himmel wurde grau.
     
     
Eine Parabel vom Mond und dem Riesen
    (Für Eduard und Hedwig Thuille.)
     
    Hinter dem Berge
    Die tausend Zwerge
    Mit den großen Schädeln gescheidt und frech
    Lassen wieder gleißen
    Im grellen, weißen
    Scheine das runde, blinkende Blech.
     
    Gespannt den Bogen!
    Die Sehne gezogen!
    Ich treffe das blitzende, glitzende Ding.
    Was soll das Geblecher!
    Zum Abendtrunkbecher
    Brauch ich kein zitterndes Flimmergeblink.
     
    Es saust von der Sehne
    Der Pfeil, seine Mähne
    Wirft rückwärts der Riese und wartet gespannt.
    Dann brüllt er: Daneben!
    So will ich es heben
    Das Ding aus der Höhe mit eigener Hand.
     
    Es soll nicht dort hangen!
    Ich will es mir fangen,
    Ich will von den Zwergen nichts glitzerndes sehn!
    Ich wills ihnen weisen!
    Ich will es zerschmeißen,
    Klirr soll es in tausend Kleinstücke mir gehn!
     
    Es rannte der Riese
    Wild über die Wiese,
    Ueber Berge und Thäler, durch Sümpfe und Kot.
    »Fort! Fort mit dem Scheine!«
    Er brach sich die Beine.
    Der Mond hängt noch oben, der Riese ist tot.
     
     
Ritter Hahn und Bauer Enterich
    (Ein soziales Gespräch auf dem Miste; Herrn Th. Th. Heine zugeeignet.)
     
    Der Haushahn, Herr von Stakelsteif,
    Mit rotem Kamm und grünem Schweif,
    Erhob ein laut Gekrähe;
    Zerbarst sich schier den langen Hals,
    Schrie, daß er statt des Düngerwalls
    Gern etwas Reinres sähe.
     
    »Ich trage Sporen,« sprach der Hahn,
    »Und seht doch mein Gefieder an!
    Ists nicht bewundernswürdig?
    Ich bin von adeligem Stamm,
    Mein zackig aufgeschwollener Kamm
    Zeigt, daß ich ritterbürtig.«
     
    »Mit Eurer Gnaden Permittenz«
    Sprach drauf Herr Erpel Schwenkeschwenz,
    »Ich bin zwar nur ein Bauer,
    Jedoch, was Euch betrifft und Mist,
    Weiß ich, was gut und dienlich ist,
    Dem Mist und Euch, genauer.
     
    Gewiß seid Ihr ein Edelmann
    Der seine Sporen tragen kann
    Und seine Farben zeigen.
    Indessen: erst der Mist verleiht
    Euch Eure hohe Adligkeit;
    Vor ihm sollt Ihr Euch neigen.
     
    Nur auf dem Mist seid Ihr Baron,
    Und nur der Mist ist Euer Thron;
    Wollt Ihr den Mist verlassen,
    So wird Euch Heimweh nach dem Mist,
    Der Eurer Ahnen Hochschloß ist,
    Mistheimweh wird Euch fassen.
     
    Ich bitt Euch, bleibt dem Mist getreu;
    Ist er auch nur verdautes Heu,
    Ist er doch weich und wärmlich.«
    Da schüttelte den grünen Schweif
    Der schöne Herr von Stakelsteif:
    »Das Pack bleibt stets erbärmlich.
     
    Ich weiß, weshalb der Bauer fleht:
    Er braucht mich hier als Majestät,
    Daß ich sein Sein beglänze.
    Mon dieu, mon dieu, Kikerikih!
    Es reibt die Aristokratie
    Sich auf für Schwenkeschwenze.«
     
Für Beerensucher
    Gingen zwei in einen Beerenwald;
    Fand der Eine süße Beeren bald;
    Hat sich fleißig gebückt
    Und emsig gepflückt;
    That nichts als essen.
     
    Der Andre indessen
    Trug immer die Nase gen Himmel gericht,
    Sah den lieben Herrgott oder macht' ein Gedicht,
    Aber die süßen Beeren, die sah er nicht.
    Thun mir leid alle Beide.
    Ich liebe die Beeren- und Himmelsweide.
    Ich hätte mir Beeren gesucht im Kraut
    Und essend zum blauen Himmel geschaut.
    Mir hätte keins das andre geniert,
    Hätte Himmel und Beeren in eins skandiert.
     
     
Aus der Schusterperspektive
    Ein Held und Herr hatte Stiefel not,
    Und einen Schuster zu sich entbot,
    Sie anzumessen.
     
    Der rannte beglückt von Trinken und Essen
    Und kam.
    Zunftsäuberlich das Fußmaß nahm.
     
    Nun aber, als er am Biertisch gesessen!
    Hu, wie er das Maul voll Knödel nahm:
     
    Ei'm Helden, ihr, ist nit leicht anzumessen!
    Ich maß mir schier die Arme lahm.
    Nicht jeder Meister mag dazu taugen:
    Der Held hat sieben Hühneraugen!
     
     
Der weiße Maulwurf
    Eine Tierfabel.
     
    (Michael Georg Conrad in alter Kameradschaft zugeeignet.)
     
    Ein dickes Maulwurfsehepaar,
    Das glänzend schwarz wie Sammet war,
    Erfuhr Familienzuwachs. Froh
    Lag die Frau Maulwurf auf dem Stroh
    Und leckte jedes Junge
    Mit ihrer schmalen Zunge.
     
    Da rief sie plötzlich: »Wunderlich,
    Mir scheint, ich weiß nicht, irr ich mich,
    Mich dünkts: Das Eine von den Drei'n,
    Das muß was ganz besondres

Weitere Kostenlose Bücher