Irrgarten Der Liebe
Herz
Hart ward und grimmig als ein Kriegerherz.
Auch bin ich müde und kein Tänzer mehr,
Ein Lächler ward ich, der ein Lacher war,
Und manchmal ist mein Lächeln gar nicht gut.
Ja, stolzes Kind, für eine Königin,
Wie du es bist, bin ich ein armer Tropf;
Im Hofstaat deiner Schönheit war mein Platz
Im finstern Winkel, wo die Bettler stehn,
Die ihre welke, abgehärmte Hand
Vergeblich strecken, daß von all dem Glanz
Ein Schimmer darauf falle. Bettelarm,
Nimm dieses Wort mit aller Schandenlast,
Wär ich bei dir, – drum will ich ferne sein.
Denn sieh: Ich hab ein Reich, drin bin
ich
Herr;
Ein Reich und Glück, das ist so voller Glanz,
Daß deine Schönheit selbst davor verbleicht.
Dies Reich ist mein, weil ich sein Schöpfer bin,
Ein Himmelreich mit mir als seinem Gott;
Du selber bist darin nur Kreatur.
In grader Säule steigt der Opferrauch
Von meinem Betherd, der der Schönheit dampft,
Und, steh ich hier, ein Priester und ein Herr,
Sehn meine Augen bis zum tiefsten Grund
Des großen Meeres, das ihr Leben heißt.
Dich, Königin, erkenn ich und das Kind,
Das bleiche, das im Gassenkot verkommt,
Das große Weltrund und den Primelnkelch,
Und mir ist alles gleich verwandt und hold.
Umfassung ist mein Glück in diesem Reich,
Die ganze Welt zieh ich an meine Brust,
In die ein Gott mir eine Sonne gab,
Um die sich alles selig drehen muß.
Du lächelst, wie ihr Mädchen lächeln könnt,
Die grausam wie das liebe Leben sind,
Und denen gern Verachtung stolz und fein
Die schönen Lippen schürzt. – Ich seh auch das
Und nehm auch diese Schönheit in mein Reich
Und stehe vor mir selbst in deinem Spott
Und lächle still, lächle gottväterlich.
Könnt ich so lächeln, wäre ich dir nah?
Entsagung
Fahl zieht der Strom in letzter Abendhelle,
Bald wird es Nacht und Alles Schweigen sein.
Nun kommt die Zeit, daß ich mein Glück bestelle,
Dies schwarze Aehrenfeld, dies Dein und Mein.
Das ist viel stiller, als das tiefste Schweigen
Und ist viel schwärzer als die tiefste Nacht;
Die hohen Halme beugen sich und neigen
Ehrfürchtig ihrer schweren Aehren Pracht.
Denn du bist dort. In deinem weißen Kleide,
Von dem ein Leuchten wie von Sternen weht
Und ein Gesang vom Rauschen deiner Seide,
Wenn leis dein Fuß durch diese Aehren geht.
Via mala
Sie tragen eine Leiche
Aus meinem Hause;
Helle Haare hangen
Ihr über die Stirne;
Ueber den weißen Brüsten
Klafft eine Wunde.
Aber ein leises Lächeln liegt,
Lockt, als träumte es Liebe, süß,
Schmachtend auf den wunderschönen Lippen.
Warum erdolchte ich die Königliche,
Die mir im Tod noch lächelt ...?
Warum erfaßt ich nicht das mädchenstolze Glück
An dieser wunderweißen, wunderschlanken Hand?
Warum so blöd ein Frevler, feig und kalt?
Der Zug biegt in den Wald, das große Schwarz,
Das voll von grauen, stummen Vögeln ist,
Die mit den krummen Schnäbeln eintönig
An braunen Stämmen hämmern, wo das Moos
Grau ist wie Tannenflechte, und das Wild
Blind.
Warum schlag ich die Hände vors Gesicht
Und stehe hier und stürze mich nicht tot
Vom höchsten Felsen der Verzweifelung?
Mir quillt ein trübes Lied im Sinn:
Hast du dein Glück erschlagen,
Sollst du dein Leben tragen
Zu leeren, grauen Tagen,
Ein greiser Büßer, hin.
Hans im Gehäuse
Ach, daß mein Herz noch einmal beben könnte
In dieser ungestümen Seligkeit,
Daß ich das Glück noch einmal leben könnte
Der unbedachten Hingegebenheit.
Als ich mein Leben auf zwei Augen setzte,
In denen ich die Himmel leuchten sah,
Als ich Verstand wie einen Strohwisch schätzte,
Wie war ich Narr, wie war ich König da.
Heut weiß ich viel und bin so voll Verstande,
Daß Wahn und Glück mir gleich verboten sind;
Mein Leben rinnt kalt und bedacht im Sande,
Und meine Augen sind den Himmeln blind.
Ich gäbe viel um jene Thorennächte,
Da in die Kissen ich geweint, gestöhnt;
Gebenedeit, wer mir es wiederbrächte,
Dies Thränenglück, das mein Verstand verhöhnt.
Da sitz ich nun und bastele Figuren,
Und mir heißt Glück, daß ich ein Meister bin;
Mein Meisterstück: Zwei gräßliche Lemuren
Verscharren eine blonde Königin.
In Gleichnissen
Die Purpurschnecke
(Herrn Gustave Kahn zugeeignet.)
Wie eine Schnecke,
Träge, langsam,
Schleicht das
»Glück« ...
Mit wartendem, klopfendem Herzen steht
Der Mensch und breitet in Qual und Angst
Die Arme aus und
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