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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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steht.
     
    So ist dir gar nicht ernst, was du sagst!
     
    Nein bist du dumm, wie so ernst du fragst!
    Blos, daß die Zeit vorübergeht,
    Bis er kommt, den ich und der mich mag,
    Vermal ich bunt mir so den Tag.
    Ach, dann, wenn er da ist, dann, ach, dann,
    Mal ich mir weder Kleid noch Mann.
    Dann thu ich ... Was denn?
    Hasche mich, du!
    Na, so komme doch, lauf doch, greif doch zu!
    Gott, bist du langsam! Wenn ihr Alle so seid,
    Brauch ich niemals ein Hochzeitskleid.
     
     
»Du sollst es Niemand sagen«
    Mir fuhr vorbei ein schönes Kind
    In einem schnellen Wagen;
    Herüber trug ein Wort der Wind:
    »Du sollst es Niemand sagen!«
     
    »Du sollst es Niemand sagen!« und
    Zwei Augen sah ich leuchten,
    Und wie auf einem frischen Mund
    Zwei Lippen leicht sich beugten.
     
    Vorüber wie ein Traumgesicht
    Das Kind, der Kuß, der Wagen, –
    Mein Lebelang vergeß ichs nicht:
    »Du sollst es Niemand sagen!«
     
     
Die Kranke
    Ich fühle keinen Schmerz und bin doch krank;
    Mir ist die Kraft genommen, ich bin leer.
    Ich lebe ab, so wie ein Rad abläuft,
    Das von der Feder, die es trieb und hielt,
    Gelöst ward. – Ach, sie pflegen mich so lieb,
    Und dennoch weiß ichs, balde ists vorbei.
    Und bin nicht traurig. Ruhe wird mein Teil,
    Ich werde ruhig blühn in leichtem Wind,
    Wie meine Blumen, die im Garten sind.
     
     
Genesung
    (Für Herrn Dr. August Smith.)
     
    Lange lag ich krank im Haus
    Unter dicken Decken,
    Heut zum ersten Mal hinaus
    Darf den Kopf ich stecken.
     
    Vor dem Fenster Wipfelgrün,
    Ach, wie ist das helle,
    Und es treibt mich frühlingskühn
    Bis zu Thor und Schwelle.
     
    Fliegt mein Blick sehnsüchtig weit
    Ueber Blühewonnen,
    Ist Gedenken zager Zeit
    Wie ein Dunst zerronnen.
     
    In mein Auge schwillt ein Schein
    Himmelheller Reine:
    Leben! Leben! Bist du mein?
    Und ich weine, weine ...
     
     
Am Kamin
    Draußen bläst der Wind und fegt
    Flocken an die Fensterscheiben,
    Mürrisch patrouilliert der Mond
    Hinter dicken Wolkenwällen.
     
    Am Kamin sitz ich und stütze
    Meine Füße auf das Gitter,
    Und ich starre in die Gluten,
    In das heiße, helle Sterben.
     
    Wie die Flammenzungen zucken,
    Diese roten Schlangenzungen;
    Kleine blaue Flackerflämmchen
    Beben wie erschrockene Seelen,
    Und glutgoldene Flammenschwerter
    Stoßen unablässig blitzend
    In die leere Luft.
     
    Hinter mir auf eichenem Tische
    Singt der Samovar sein leises
    Seufzerlied, auf dem Gesimse
    Des Kamins tickt silbertönig
    Die Pendüle; wie in Aengsten
    Fegt die goldene Pendelscheibe
    Hin und her.
     
    Sinkt mir auf die Brust der Kopf,
    Bebts im Herzen mir wie Traum:
    »Mai und Blüten, Mai und Blüten,
    Erster Sang der Nachtigallen,
    Zwischen duftenden Syringen
    Haben wir die Nacht durchküßt –«
     
    Haben ... wir ... die Nacht ... durchküßt ...
     
    Aus dem tiefsten Herzen tauchen
    Mir die Verse wie ein Träumen, –
    Aber glaub ich diesem Traume?
     
    War es denn, das warme Leben
    Mit den heißen, nahen Lippen?
    War es denn?
     
    Es ist in mein Herz gefrostet,
    Hartes Eis, hell wie Erfahrung,
    Undurchdringlich starre Kruste,
    Die kein Hoffen mehr durchbricht;
    Schnee ist auf mein Haupt gefallen,
    Schnee, den keine Sonne schmelzen,
    Den kein Lenz verjagen wird.
    Kalt und leer und stumm und farblos
    Ist die ganze Welt mir worden,
    Seit ich ihres Herzens Wärme
    Nicht an meiner Brust mehr fühle,
    Seit mir ihres Herzens Fülle
    Nicht mehr lebt in tiefer Liebe,
    Seit ihr Mund verstummt,
    Der so innig sprach,
    Seit ihr blaues Auge
    Stier im Tode brach.
     
    In den Flammen nur ist Leben,
    Und dies Leben ist das heiße,
    Jache, ungestüme Sterben.
     
     
Die Vereinten
    Zwischen Dornen ging der Weg,
    Und wir haben Blut gelassen,
    Dafür wollen wir uns jetzt
    Fröhlich bei den Händen fassen,
    Tief uns in die Augen sehn,
    Heiter, ruhig, fühlend gehn,
    Wie auf Paradieses Wiesen:
    Denn wir lernten uns genießen,
    Und wir lernten uns verstehn.
     
     
Sturmlied
    Wild stieß der Sturm durch die Nacht.
    In den schwarzen Aesten der alten Eiche
    Harfte er gellend ein Tanzlied der Kraft:
     
    Ueber die Berge und Wässer und Wälder,
    Hussahojoh!
    Schwing durch die Nacht ich mich, flügelfroh singend,
    Hussahojoh!
    Tannen zerknick ich wie dürres Schilf,
    Aecker zerwühl ich wie Haufen Sands,
    Fangeball spiel ich mit Felsgestein
    Hussahojoh!
     
    Auslösch ich die Lichter, anfach ich die Flammen,
    Mit Wolken umball ich die blinkenden Sterne,
    Gebirge von Wogen aufthürm ich im Meere,
    Zu schlingenden Schlünden hinblas ich die

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