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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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ein.
     
    Meine Braut im Blauhügel sollst du sein,
    Sollst Silber und Seide tragen,
    Und eitel Glück soll um dich sein
    In allen deinen Tagen.
    Oh du Zauberschön,
    Du sollst mit mir gehn,
    Dein silbernes Spinnrad im Blauhügel drehn.
     
    Aus streckt er die blasse, die blaue Hand,
    Ihr ist, sie müsse vergeben.
    Doch wie sie zum Kusse dem Mann sich gewandt,
    Hat ein Rattenmaul spitz sie gesehen.
    Ach Jesus! Oh Gott!
    Oh Gott! Oh Not!
    Sie fällt von der Bank und liegt wie tot.
     
     
Lyng-Lun
    (Nach dem Vlämischen des Pol de Mont.
    Dem Dichter gewidmet.)
     
    Durch Li-yo-ing, wo aus morastiger Erde
    Der Riesenbambus aufschießt wie ein Wald,
    Ging, in Gedanken ganz verstrickt, der Weise,
    Der Dichter Lyng-Lun. Kümmerlich sein Leib;
    Doch seine Seele, die war gottesstark.
    In breiten Stößen, osther, rauschten an
    Die Winde voller Kraft und bliesen laut
    Durch dieses Röhrichts palmenhohe Stämme;
    Und wundersame Weisen weckten sie
    Aus ihnen, daß es wie vom Menschen klang.
    Ein Singen, Jauchzen und ein Klagen wars.
     
    Bis zu des Weisen Füßen beugten sich
    Die schlanken Schäfte, seinen Wangen längs
    Schwebten wie Schmeichelhände ihre Blätter,
    Die langen, schmalen. Und es hielt Lyng-Lun
    In Schweigen sinnend einen Stamm zurück.
    Und zwischen zweien Knorren schnitt er sich,
    Genau inmitten schnitt ein Stück er sich
    Heraus, und sieh: Da seinen Atem er
    Dem Rohre einblies, schwoll ihm sanft ein Klang
    Sehr tief und voll aus diesem Rohr entgegen,
    Ein Klang, lebendig wie die eigne Stimme.
     
    Und wunderbar: als hätte rings um ihn
    In Luft und Erden alles nur geschwiegen,
    Bis daß ihm Stimme gab sein Menschenmund,
    Ward nun mit eins die ganze Welt Gesang.
    Der Hoangho, der seinen grünen Strom
    Wie eine Flut von Schlangen vor ihm wälzte,
    Er wieherte wie ein gepanzert Roß,
    Wenn es zum erstenmal im Lärm der Schlacht
    Auf Schild und Brünne Schwerter klirren hört.
    Der Fung-hoan, der rote Zaubervogel,
    Schwang sich mit seinem Weibchen auf den Ast,
    Und seiner Liebe süße Sehnsucht klang
    Wie lebend Gold.
     
    Da rief Lyng-Lun, der Weise,
    Begeistert laut: Ah, huldreiche Natur,
    Ich höre deine Stimme. Brülle, Strom!
    Sing, singe, roter Vogel! Winde, braust
    Und rauscht Akkorde durch das schwanke Rohr,
    Daß ich erlausche deiner Stimme Klang
    Und in mich berge, denn es wird fortan
    Mitklingen und mitsingen die Natur,
    Wo seiner Seele Tiefgefühl der Mensch,
    Der leidende, ausklagt, ausjauchzt, aussingt.
    Und sorgsam lauschend schnitt er Rohr auf Rohr
    Sich aus dem großen, schwanken Bambuswald
    Und stimmte sie genau: sechs nach dem Rauschen
    Des Stroms, des Röhrichts und der wilden Bäume,
    Sechs andre aber nach der Vögel Sang
    Und dem Insektensummen; band sie alle
    Andächtig an einand und brachte sie
    Voll hellen Jubels dem, der unterm Himmel
    Als Sohn der Sonne diese Welt regiert,
    Und niederknieend sprach er: Nimm dies, ha!
    In diesen Rohren lebt des Weltalls Seele.
     
     
Mond in der Kammer
    Nach Li-tai-po.
     
    (Meinem Lehrer Herrn Kuei-Lin in Peking.)
     
    Hell liegt der Mondenschein vor meinem Bette,
    Als wenn die Erde weiß mit Schnee bedeckt sich hätte.
    Ich hebe mein Haupt empor: der Mond steht klar und rein.
    Mein Haupt ich senke
    Und dein gedenke
    Ich, Dorf, du kleine Heimat mein.
     
     

Durcheinander
     
Das Mädchen ohne Bräutigam
    Wenn ich Braut bin, wenn ich Braut bin,
    Will ich haben kein weißes Kleid,
    Kein weißes Kleid;
    Aus schwarzer Seide, so soll es sein,
    Aber viele, viele weiße Rosen drein,
    Große, weiße Rosen gestickt.
    So will ich gehen, so will ich gehen,
    Ganz langsam, langsam an den Altar.
    Aber rote Rosen, ganz dunkelrote Rosen
    Im Haar.
     
    Und mein Brauthemd? Mein Brauthemd?
    Wie soll das sein?
    Vom allerfeinsten Linnen
    Und schneeweiß soll es sein.
     
    Blos oben am Halse von Spitzen ein Rand
    Und unter den Spitzen ein blaßblaues Band.
    So soll mein weißes Brauthemd sein.
     
    Und dein Bräutigam, Mädel, wie soll der sein?
     
    Schön und stark soll mein Bräutigam sein,
    Nicht gar so baumlang, aber auch nicht klein,
    Und nicht schniegelbügelglatt;
    Mit den Augen soll er lachen,
    Wenn er im Arme mich hat.
     
    Kennst du so Einen?
     
    Gott, bist du dumm! Ich kenne keinen.
    Wenn ich einen kennte und hätt ihn lieb,
    Mir keine Zeit zum Ausmalen blieb.
    Nähm ihn, wie er wäre, ob groß oder klein;
    Auch das Brautkleid sollte mir einerlei sein.
    Würde nach seinem Auge mich kleiden
    In schwarze oder weiße Seiden.
    Weiß doch, daß mir alles

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