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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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ihn nicht, du erschauertest ihm.
    Nun bist du Blühens ein Teil.
     
    Nun ist dir die glänzende Knospe verwandt
    Und der triefende Saft und das schwangere Glück:
    Nun kennst du die Sehnsucht nicht mehr.
     
     
5.
    In meinem heimlichen Schlosse gehn
    Zwei Mädchen nackt Trepp auf, Trepp ab,
    Umarmen sich und küssen sich
    Und sind verliebt in sich und mich
    Und lachen.
     
    In meinem heimlichen Garten gehn
    Zwei Mädchen nackt durch Busch und Beet;
    Die Sonne ist den Nackten hold,
    Gießt über ihre Schönheit Gold;
    Sie leuchten.
     
    In meiner heimlichen Kammer ruhn
    Zwei Mädchen nackt auf
einem
Pfühl.
    Der Sommerwind ist um sie her,
    Die Sommernacht ist schwül und schwer;
    Sie träumen.
     
    In meinem heimlichen Saale stehn
    Zwei Mädchen nackt und sehn sich an.
    Und vor einander in die Knie
    Mit einem Seufzer sinken sie
    Und weinen.
     
6.
    Das ist des Lebens innigster Verstand:
    Bescheiden sein im guten Augenblick,
    Das Nahe voll umfassen, alles rings
    Durchfühlen und genießen – aber nicht
allein
.
     
    Was will ein Herz allein? Es schlägt und schlägt
    Und müdet sich ins Leere. Sehnsucht ist
    Sein Loos, und Sehnsucht fühlen, heißt: in sich
    Dem Leben fern sein.
     
    Oh Geliebte, komm.
    Ich will dich fühlen und lebendig sein.
     
    Was brauch ich Himmel, Ewigkeit und Gott?
     
    Ich habe dich. Der Augenblick mit dir
    Ist Ewigkeit in Gott. Wenn meine Hand
    Die runde Fülle deines Busens fühlt,
    Fühl ich, daß Leben haben Gott sein ist.
     
    Denn du bist
schön
. Und Schönheit ist der Sinn
    Der Welt. – Schönheit genießen, heißt die Welt
    Verstehn.
     
     

Uebersetzungen
     
Die Tanzgilde
    (Nach Arne Garborg. Dem Dichter gewidmet.)
     
    Oihoh du! Ahei! Die Geige fängt an!
    Komm her, Mädel, komm, zum Tanze tritt an,
    Zum Tanze mit mir, o du Meine!
    Der Fiedelbogen springt,
    Die Geige singt;
    Hör, hör, wie das klingt!
    Es ist wie Gelach und Geweine.
     
    Wir gingen viel Wochen ein jeds für sich
    Und dachten so lange
    Und achten so bange,
    Jetzt aber im Arm fest halt ich dich,
    Und warm im Arm dir fühl ich mich,
    Jetzt gehn wir nicht mehr alleine!
     
    Und rundumadum
    Mit Jodelgejuchz
    Zu Baßgeschrumm
    Und Geigengeschluchz!
    Fest sie im Arm,
    Dreht er sie warm,
    Der Bursche sein Mädel im Tanze.
     
    Sie stürmen im Braus
    Mit Sprung und Schwung,
    Es dröhnt das Haus,
    Und der Bursche jung
    Fängt an zu flehn,
    Sie soll mit ihm gehn,
    Das Mädel mit ihm – nach dem Tanze.
     
    Sie aber, bedacht,
    Sagt ihm Bescheid,
    Und alles lacht
    Und johlt und schreit;
    Und Rausch und Wut,
    Und es brennt das Blut,
    Und es jauchzen die Geigen zum Tanze.
     
    Das Hügelweibchen, im Winkel allein,
    Das murmelt und lächelt leise
    Und sieht mit gespenstischen Augen hinein
    In die tummeltanztobenden Kreise.
    Oh, was da all fliegt
    Und kraucht und kriecht,
    Was für Tierzeug im Tanz in der Stube sich wiegt!
     
    Jedjedes von ihnen sein Seeltier hat,
    Das folgt ihm im Rücken getreulich,
    Von allerlei Farbe und jeder Gestalt,
    Aber alle sind sie abscheulich.
    Oh, könnten sie sie schaun!
    Es würde sie graun;
    Und würden nicht fürder des Teufels Korn baun.
     
    Schopf-Ola vom Hügel, gestriegelt und glatt,
    Der dort, mit der Taille, der schmalen,
    Einen dürren Gockel zum Folgevieh hat
    Mit Sporen und Schwanzfederprahlen;
    Der Dös-Peter Waaf,
    Der hat ein Schaf,
    Aber der schlaue John Sanftland ein Füchslein brav.
     
    Der faule Knut Waldkamm, der »laß man«-Knut,
    Der hat eine Sau zum Geleite,
    Dem Andree Hochland, dem Mädchenvogt,
    Springt jappend ein Bock zur Seite.
    Und dem freundlichen Grein,
    Der sich dreht so sein,
    Folgt der graue Wolf auf dürrem Gebein.
     
    Den Lüderjahn-John stupst ein hungriger Gaul,
    Der nicht Wasser noch Heu kriegt zu schauen,
    Ein Bär sperrt hinter Lars Kraftarm das Maul,
    Jakob Schlüpfrig'n hörst du miauen;
    Und, guck mal an:
    Der grimme Christian,
    Der hat ein Häslein zum Kumpan.
     
    Klatsch-Guri eine Zicke hat,
    Mit Bommeln an der Kehle,
    Die dicke Malli ein Ferkel glatt,
    Zank-Berit eine Töle.
    Eine Elster dort
    Hinter Mari Nord;
    Rackel Langschenkel läuft vor 'ner Stute fort.
     
    Die Maren, die Mette, die Lisabet,
    Auch Stine und Stockbrücks Oline,
    Die haben nur jede 'ne Leghenne fett,
    Desgleichen Bergklumps Jorine.
    Aber die Reiche von Koos,
    Die mit Silber hinterm Schloß,
    Die den Hof kriegt: die hat eine Gans riesengroß.
     
    So geht es tummelrundum im Tanz,
    Zweibeinig und auf Vieren;
    Das schwingt den Arm, das wirft den Schwanz,
    Es zittern Balken

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