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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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umgebracht.
    Je früher sie zu diesem Schluss kamen, desto früher durc h suchten sie das gesamte Grundstück. Es war jedoch besser, wenn die zertrampelte Vegetation sich möglichst lange erholen konnte, denn dann kamen sie vielleicht gar nicht auf die Idee, sich mit dem fest zugeschraubten Deckel des Schlots zu b e schäftigen.
    Schließlich war alles sauber, der mit Indizien gefüllte Mül l sack war zugebunden, und Billy musste sich nur noch um Ralph Cottle kümmern. Erst einmal rief er jedoch in der Kneipe an.
    Es meldete sich Jackie O’Hara: »Kneipe.«
    »Na, was machen die Schweine mit Menschenhirn?«, fragte Billy.
    »Die trinken ihr Bier irgendwo anders.«
    »Weil du eine Familienkneipe hast.«
    »Genau. Und dabei bleibt es auch.«
    »Hör mal, Jackie …«
    »Ich hasse dieses Hör mal, Jackie! Es bedeutet immer, dass ich geliefert bin.«
    »Ich muss morgen noch mal frei nehmen.«
    »Ich bin geliefert!«
    »Nein, du bist bloß melodramatisch.«
    »So krank hörst du dich gar nicht an.«
    »Es ist keine Erkältung, sondern was im Magen.«
    »Dann halt dir mal das Telefon an den Bauch, damit ich’s hören kann.«
    »Jetzt sei mal nicht so herzlos.«
    »Es macht keinen guten Eindruck, wenn der Wirt zu oft selbst hinter dem Tresen steht.«
    »Ist denn gerade so viel los, dass Steve nicht allein zurech t kommt?«
    »Der ist nicht hier, also bin ich allein.«
    Billys Hand krampfte sich um das Telefon. »Aber als ich vorher bei euch vorbeigefahren bin, stand doch sein Auto da!«
    »Steve hat heute frei, hast du das vergessen?«
    Das hatte Billy tatsächlich.
    »Als ich niemanden auftreiben konnte, der für dich einspringt, ist Steve von drei bis neun hergekommen, um mir den Arsch zu retten. Sag mal, wieso fährst du eigentlich in der Gegend rum, wenn du krank bist?«
    »Ich war beim Arzt. Konnte Steve denn bloß für sechs Stu n den kommen?«
    »Er hatte vorher und nachher was zu tun.«
    Zum Beispiel, vorher eine junge Frau umzubringen und nac h her Billys Hand an den Boden zu nageln.
    »Was hat der Arzt gesagt?«, fragte Jackie.
    »Es ist ein Virus.«
    »Das sagen sie immer, wenn sie nicht wissen, was eigentlich los ist.«
    »Nein, es ist wohl wirklich einer von diesen Viren, die ach t undvierzig Stunden lang aktiv sind.«
    »Als ob ein Virus wüsste, wie lang achtundvierzig Stunden sind«, sagte Jackie. »Selbst wenn du mit ’nem dritten Auge auf der Stirn reinkämst, würden sie sagen, es ist ein Virus.«
    »Es tut mir leid, Jackie.«
    »Ich werd’s schon überstehen. Schließlich kämpfe ich bloß mit meinen Gästen. Ist ja nicht wie im Krieg.«
    Während Billy die Aus-Taste drückte, fühlte er sich eindeutig wie im Krieg.
    Auf der Arbeitsfläche da drüben lagen Lanny Olsens Geldbö r se, sein Autoschlüssel, sein Handy, seine Dienstpistole samt Halfter und etwas Kleingeld – genau so, wie Billy es bei seinem ersten Besuch gesehen hatte.
    Er nahm die Geldbörse an sich. Wenn er endgültig das Haus verließ, wollte er auch das Handy, die Pistole und das Halfter mitnehmen.
    In der Brotschublade fand er einen Plastikbeutel zum Zubi n den, in dem sich noch ein paar Scheiben Weizentoast befanden.
    Von der Veranda aus warf er die Brotscheiben auf den Rasen. Am Morgen würden die Vögel sich freuen.
    Billy ging wieder in die Küche und kleidete den leeren Pla s tikbeutel mit einem Geschirrtuch aus.
    Im Arbeitszimmer stand ein Waffenschrank mit Glastüren. Sein unterer Teil enthielt Schubladen, in denen Lanny seinen Munitionsvorrat, mehrere Spraydosen mit Tränengas und seinen zweiten Dienstgürtel untergebracht hatte.
    Neben einem Pistolenhalfter waren am Gürtel mehrere T a schen und Halter angebracht, die weitere nützliche Dinge enthielten: Ersatzmagazine, eine Spraydose, eine Elektr o schockpistole Marke Taser, Handschellen, Schlüssel und Kugelschreiber. Alles war einsatzbereit.
    Billy entnahm dem Gürtel ein geladenes Magazin, außerdem die Handschellen, die Dose Tränengas und den Taser. Die Sachen kamen alle in den Brotbeutel.
     

56

    Flinke, geflügelte Wesen, vielleicht Fledermäuse, die in den ersten Stunden des Donnerstagmorgens Motten jagten, sausten an Billy vorbei durch den Garten und dann in die Höhe. Als er ihnen mit dem Blick folgte, sah er die erste, dünne Silbersichel des zunehmenden Mondes.
    Sie musste schon vorher am Himmel gestanden haben und nach Westen gezogen sein, doch er bemerkte sie erst jetzt. Kein Wunder. Seit Einbruch der Nacht hatte er wenig Zeit für den Himmel gehabt, weil

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