Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
dem geworden, was er am meisten verabscheute: Für eine Weile war er zu John Palmer geworden.
    Dass er Zillis zehntausend Dollar bezahlen wollte, änderte daran überhaupt nichts.
    Als das Zittern nachließ, fuhr er trotzdem nicht wieder los, weil er nicht wusste, wie er weitermachen sollte. Er hatte das Gefühl, vor einem Abgrund zu stehen, und über einen Abgrund fährt man nicht.
    Am liebsten wäre er nach Hause gefahren, aber dort gab es nichts, was ihm helfen konnte, eine Lösung für dieses Rätsel zu finden.
    Dennoch wollte er nach Hause, einfach nur, um zu Hause zu sein. Er erkannte den vertrauten Drang, sich abzuschotten. Sobald er daheim war, konnte er sich mit einem Eichenklotz an seine Werkbank setzen, und dann konnte die Welt zum Teufel gehen.
    Diesmal jedoch würde er mitsamt der Welt zum Teufel gehen. Er konnte Barbara nicht mit sich nach Hause nehmen, und wenn er sie trotz der Gefahr allein ließ, dann eliminierte er damit seine einzige Ausrede dafür, dass er weiterlebte.
    Die Ereignisse hatten ihn zum Handeln gezwungen, mitten hinein in den Strom des Lebens, und dennoch fühlte er sich isoliert und war abgrundtief verzweifelt.
    Zu lange schon hatte er nichts gesät und konnte deshalb nun nichts ernten. Seine Freunde waren alle nur Bekannte. Obwohl das Leben gleichbedeutend mit Gemeinschaft war, gehörte er zu keinerlei Gemeinschaft.
    Eigentlich war seine Lage mit dem Begriff Isolation nicht einmal ausreichend beschrieben. Es war schlimmer. Die Freunde, die bloß Bekannte waren, waren nun nicht nur das, sondern auch noch verdächtig. Die Einsamkeit, die er für sich geschreinert hatte, war mit einer fein gedrechselten Paranoia verziert.
    Als Billy schließlich doch wieder losfuhr, tat er das ohne ein bestimmtes Ziel, jedenfalls war er sich keines Ziels bewusst. Wie ein Vogel überließ er sich den Strömungen der Nacht, nur darauf bedacht, sich oben zu halten und nicht in völlige Ve r zweiflung zu stürzen, bevor sich ein Hoffnungsschimmer zeigte.
    Bei seinem kurzen Besuch in Ivy Elgins Haus hatte er mehr über seine Kollegin erfahren als in den Jahren, in denen sie nun schon zusammenarbeiteten. Obwohl er Ivy mochte, fand er sie nun geheimnisvoller als früher, da er so viel weniger über sie gewusst hatte.
    Er glaubte eigentlich nicht, dass es irgendeine Verbindung zwischen ihr und dem Irren gab, der die Morde beging. Die Erfahrung mit seinen eigenen Eltern hatte ihn jedoch gelehrt, dass er niemandem vollständig trauen konnte.
    Harry Avarkian zum Beispiel war ein netter Mensch und ein ausgezeichneter Anwalt, aber außerdem einer von drei Treuhä n dern, die sieben Millionen Dollar verwalteten, eine Versuchung, die nicht von der Hand zu weisen war. Bevor Billy Barbara kennengelernt hatte, war er nur einmal bei Harry zu Hause gewesen. Barbara hatte ihn zur Geselligkeit verführt, und gemeinsam waren sie mindestens sechsmal im Jahr bei Harry zum Abendessen gewesen. Seit Barbara im Koma lag, hatte Billy den Anwalt jedoch nur noch in dessen Kanzlei aufgesucht.
    Er kannte Harry Avarkian. Aber im Grunde kannte er ihn doch nicht.
    Billys Gedanken wandten sich Dr. Ferrier zu. Das war völlig irrsinnig. Allseits bekannte Ärzte fuhren doch nicht in der Gegend herum, um Leute zu ermorden.
    Allerdings wollte Dr. Ferrier, dass Billy ihm dabei sekundie r te, Barbara Mandel zu töten. Er wollte die Magensonde entfernen und sie sterben lassen. Sie in ihrem Koma verhungern lassen.
    Hier ging es darum, anstelle eines anderen Menschen, der nicht offenkundig unter Schmerzen litt, zu entscheiden, dass dessen Lebensqualität nicht ausreichte, um für ihn kostbare Ressourcen aufzuwenden. Wenn man dazu bereit war, wie leicht war es da, den nächsten Schritt zu tun, indem man nicht mehr nur den Stecker herauszog, sondern den Abzug einer Waffe betätigte?
    Lächerlich. Dennoch kannte Billy den Arzt bei weitem nicht so gut, wie er seinen Vater gekannt hatte, und im Gegensatz zu allem, was Billy zu wissen gemeint hatte, hatte sein Vater den stählern glänzenden Schraubenschlüssel mit einer Art bösartiger Freude geschwungen.
    John Palmer. Das war ein Mensch, dessen Machtgier allg e mein bekannt war, während seine innere Landschaft so geheimnisvoll blieb wie ein fremder Planet.
    Je länger Billy über die Leute nachdachte, die er kannte, desto eher schien es ihm plausibel, dass es sich bei dem Mörder um einen ihm völlig Fremden handelte. Dieser Gedanke versetzte ihn in eine sinnlose Erregung.
    Er zwang sich, zu

Weitere Kostenlose Bücher