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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Bogen auf die andere Seite des riesigen Fah r zeugs.
    Die Tür der Fahrerkabine stand offen. Licht fiel die Stufen herab und malte eine einladende Fußmatte auf den Boden.
    Billy hielt an. Eine Weile saß er mit laufendem Motor da, einen Fuß auf der Bremse, den anderen knapp über dem Gasp e dal.
    Die meisten Fenster erlaubten einen Blick hinein. Dahinter war jedoch niemand zu sehen.
    Nur die hinteren Fenster waren mit Vorhängen ausgestattet. Wahrscheinlich befand sich dort der Schlafraum, dessen Lichter durch ein goldenes Gewebe gefiltert wurden.
    Unausweichlich kam Billy zu dem Schluss, dass man ihn erwartete.
    Er scheute sich davor, diese Einladung anzunehmen. Am liebsten wäre er wieder weggefahren, doch er wusste nicht, wohin.
    Für Mitternacht war die »letzte Tötung« angekündigt. Bis dahin blieben zwar noch fast zwanzig Stunden, doch Barbara war in Gefahr.
    Wegen der Indizien, die Valis am Tatort seiner Morde ve r steckt hatte, würde Billy in Verdacht geraten, wenn die Polizei vom Verschwinden Lanny Olsens, Ralph Cottles und der rothaarigen jungen Frau erfuhr.
    Außerdem war in Billys Haus oder Garage irgendwo die Hand von Giselle Winslow versteckt. Vielleicht war sie auch im Garten vergraben. Und bestimmt fanden sich dort noch weitere Souvenirs.
    Billy stellte den Schalthebel auf Parken und drehte die Scheinwerfer aus, ließ den Motor jedoch laufen.
    Neben dem dunklen Zelt stand ein luxuriöser SUV. Den benutzte Valis offenbar für Fahrten in der Gegend.
    Du bist seiner würdig.
    Billy streifte sich ein frisches Paar Latexhandschuhe über.
    Seine linke Hand war ein wenig steif, schmerzte jedoch nicht mehr.
    Nun bereute er es, das Schmerzmittel eingenommen zu haben. Es vernebelte ihm zwar nicht den Verstand, aber wenn seine Wahrnehmung und seine Reflexe auch nur minimal beeinträc h tigt waren, konnte das sein Tod sein.
    Vielleicht kompensierten die Koffeintabletten und der Kaffee diese Wirkung. Und der Zitronenkuchen.
    Er stellte den Motor ab. Im ersten Augenblick kam ihm die Nacht so still vor, als wäre er taub geworden.
    Angesichts der Unberechenbarkeit seines Gegners bereitete er sich sowohl für eine tödliche wie auch für eine weniger endgü l tige Auseinandersetzung vor.
    Was die Auswahl der tödlicheren Waffe anging, zog er den Revolver vor, weil dieser ihm vertraut war. Er hatte damit schon einmal getötet.
    Er stieg aus seinem Wagen.
    Zirpende Grillen und sich räuspernde Kröten vertrieben die Stille. Die Wimpel auf dem Zelt flüsterten in einer leichten Brise.
    Billy ging zur offenen Tür des Wohnmobils. Im herausstr ö menden Licht blieb er stehen und blickte zögernd auf die Stufen.
    Von innen sagte eine Stimme, geglättet durch die Lautsprecher einer Stereoanlage, die offenbar auch zur Kommunikation dienten: »Eventuell darf Barbara weiterleben.«
    Billy erklomm die Stufen.
    Die Fahrerkabine war mit zwei schicken Drehsesseln für Fahrer und Beifahrer ausgestattet. Gepolstert waren sie mit etwas, das wie Straußenleder aussah.
    Die Tür hinter Billys Rücken schloss sich wie durch Zaube r hand. Wahrscheinlich wurde sie zudem verriegelt.
    Wie es sich für eine Spezialanfertigung gehörte, gab es eine Trennwand zwischen Fahrerkabine und Wohnbereich. Ihre Tür stand wiederum offen.
    Billy trat in eine exquisite Küche. Alles war in creme- und honigfarbenen Tönen gehalten. Ein Marmorboden, fein gem a serte Ahornschränke mit den geschmeidigen Konturen einer Kombüse. Die einzigen Ausnahmen waren Arbeitsflächen aus schwarzem Granit und Geräte aus Edelstahl.
    Aus in die Decke eingebauten Lautsprechern drang die sanfte und doch eindringliche Stimme von Valis: »Wenn Sie möchten, zaubere ich uns ein vorgezogenes Frühstück.«
    Der Marmorboden erstreckte sich bis in den Essbereich, wo bequem sechs, zur Not auch acht Personen Platz fanden.
    In die Ahornplatte des Tischs war ein Muster aus verschlung e nen Bändern eingelegt, eine ebenso kostbare wie spektakuläre Arbeit. Als Intarsien verwendet hatte man Karneol und zwei exotische Hölzer, die Billy erkannte: dunkel gebeizte Wenge und Stechpalme, weiß wie gebleichtes Gebein.
    Durch den Türbogen einer weiteren Trennwand betrat Billy einen großen Wohnraum.
    Bestimmt kostete keiner der dort verwendeten Stoffe weniger als fünfhundert Dollar pro Quadratmeter, vom Teppichboden ganz zu schweigen. Die exakt den Gegebenheiten angepassten Möbel waren modern, die zahlreichen Bronzefiguren hingegen unschätzbare Beispiele für die Kunst der

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