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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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geprügelt.
    Zweifellos hatte der Kerl das Foto in dem Buch gelassen, um der Polizei zu demonstrieren, dass die beiden Morde vom selben Täter begangen worden waren. Er prahlte damit. Er wollte die Anerkennung genießen, die er sich verdient hatte.
    Die einzige Weisheit, die wir uns erhoffen können, ist die Weisheit der Demut.
    Diese Lektion hatte der Irre nicht gelernt. Vielleicht würde das zu seinem Sturz führen.
    Falls es überhaupt möglich war, untröstlich wegen des Schic k sals eines fremden Menschen zu sein, dann hätte das Foto dieser jungen Frau das zustande gebracht, hätte Billy es zu lange angeschaut. Deshalb legte er es ins Buch zurück und schloss die vergilbten Seiten.
    Nachdem er die Hand des Toten wieder so auf dem Buch platziert hatte wie vorher, zerknüllte er die beiden Papiert a schentücher in der Faust. Er ging in das Bad, das zum Schlafzimmer gehörte, drückte mit dem Papierknäuel die Spültaste und warf es dann in den Wasserstrudel der Toilette.
    Ins Zimmer zurückgekehrt, blieb er neben dem Sessel stehen, weil er nicht recht wusste, wie es weitergehen sollte.
    Lanny hatte es nicht verdient, hier allein gelassen zu werden, ohne dass jemand für ihn betete oder ihm Gerechtigkeit ve r schaffte. Selbst wenn er kein enger Freund gewesen war, so doch ein Freund. Außerdem war er der Sohn von Pearl Olsen, und das zählte eine Menge.
    Dennoch war es wahrscheinlich ein Fehler, bei der Polizei anzurufen und das Verbrechen zu melden, selbst wenn das anonym geschah. Man würde von Billy wissen wollen, wer ihn da kurz nach dem Mord von Lannys Apparat aus angerufen hatte, und er war sich noch immer nicht im Klaren, was er dann sagen sollte.
    Unter Umständen brachten ihn auch noch andere Dinge, von denen er nichts wusste, in Verdacht. Indizien.
    Vielleicht war es sogar das Hauptziel des Täters, Billy diesen und eine Reihe anderer Morde anzuhängen.
    Jedenfalls sah der Unbekannte dies alles als Spiel. Die Regeln – falls es überhaupt welche gab – waren nur ihm bekannt.
    Auch die Definition dessen, was als Sieg galt, kannte nur er. Den Pokal zu gewinnen, den König schachmatt zu setzen oder das entscheidende Tor zu erzielen, bedeutete in diesem Fall womöglich, Billy lebenslänglich ins Gefängnis zu schicken. Einen rationalen Grund – zum Beispiel, sich damit der Gerec h tigkeit zu entziehen – musste der Mörder gar nicht haben. Vielleicht tat er es einfach nur zum Spaßvergnügen.
    Angesichts dessen, dass Billy noch nicht einmal wusste, wie das Spielfeld aussah, hatte er kein sonderliches Bedürfnis, von Sheriff John Palmer verhört zu werden.
    Er brauchte Zeit zum Nachdenken. Wenigstens ein paar Stu n den. Bis zur Morgendämmerung.
    »Tut mir echt leid«, sagte er zu Lanny.
    Er schaltete erst eine der Nachttischlampen aus und dann die andere.
    Wenn das Haus die ganze Nacht hindurch leuchtete wie die Geburtstagstorte eines Hundertjährigen, fiel das vielleicht jemandem auf, der sich Gedanken machte. Schließlich wusste jedermann, dass Lanny Olsen früh zu Bett ging.
    Das Haus stand am höchsten und einsamsten Punkt der Sac k gasse. Praktisch niemand kam hier heraufgefahren, außer um Lanny zu besuchen, und das würde innerhalb der kommenden acht bis zehn Stunden wahrscheinlich keiner tun.
    Seit Mitternacht war nicht mehr Dienstag, sondern Mittwoch. Mittwochs und donnerstags hatte Lanny immer frei gehabt. In seiner Dienststelle würde ihn bis Freitag niemand vermissen.
    Dennoch ging Billy noch einmal in alle anderen Räume des Obergeschosses, um dort ebenfalls das Licht auszuschalten.
    Als er die Treppe hinunterging, spürte er beklommen die ganze Dunkelheit hinter seinem Rücken.
    In der Küche zog er die Verandatür zu und schloss sie ab.
    Er hatte vor, Lannys Ersatzschlüssel mitzunehmen.
    Auf dem Weg zur Haustür schaltete er auch hier alle Lich t quellen aus, selbst die falschen Holzscheite des Gaskamins in Lannys Bude. Die Schalter legte er dabei mit dem Lauf seines Revolvers um.
    Auf der vorderen Veranda angelangt, verschloss er die Haustür und wischte den Knauf ab.
    Während er die Stufen hinunterging, fühlte er sich beobachtet. Er ließ den Blick über den Garten und die Bäume ringsum schweifen, dann drehte er sich nach dem Haus um.
    Die Fenster waren schwarz, und die Nacht war schwarz. Aus der umschlossenen Dunkelheit des Hauses trat Billy unter den offenen Himmel, in dessen Tusche Sterne trieben. Fast sah es aus, als würden sie zittern.
     

14

    Zügig marschierte Billy am

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