Irrsinn
heraus.
Als er alle drei Fremdkörper entfernt hatte, stellte er sich unter die Dusche und stellte das Wasser so heiß ein, dass es gerade noch auszuhalten war.
Anschließend sterilisierte er die Wunden so gut wie möglich, erst mit medizinischem Alkohol und dann mit Wasserstoffper o xid. Nachdem er eine antibiotische Salbe aufgetragen hatte, schützte er alles mit kleinen Mullkompressen und Leukoplast.
Der Wecker auf dem Nachttisch zeigte vier Uhr siebenun d zwanzig an, als Billy ins Bett ging. Es war ein Doppelbett mit zwei Kopfkissen. Auf einem Kissen ruhte weich sein Kopf, unter dem anderen lag hart der Revolver.
Möge kein allzu hartes Urteil über uns gesprochen werden.
Während ihm die schweren Augenlider zufielen, sah er Barb a ra vor sich. Ihre bleichen Lippen formten unergründliche Sätze.
Ich will wissen, was es sagt, das Meer. Was es immer wieder sagt.
Noch bevor der Wecker halb fünf anzeigte, war er eingeschl a fen.
Im Traum lag er im Koma da, ohne sich bewegen und spr e chen zu können, aber doch fähig, die Welt um sich herum wahrzunehmen. Ärzte in weißen Labormänteln und schwarzen Skimasken beugten sich über ihn, machten sich mit stählernen Skalpellen an seinem Fleisch zu schaffen und schnitzten daraus blutige Büschel von Akanthusblättern.
Um zwanzig vor acht weckten ihn die Schmerzen, die dumpf, aber hartnäckig wiederkehrten, wieder auf. Es war ein Mit t wochmorgen.
Zuerst konnte er sich nicht erinnern, welche seiner albtrau m haften Erlebnisse echt gewesen waren und welche nur geträumt. Dann fiel es ihm wieder ein.
Am liebsten hätte er noch eine Tablette von dem starken Schmerzmittel genommen. Im Bad entschied er sich dann aber doch lieber für zwei Aspirin.
Um das Medikament mit Orangensaft einzunehmen, ging er in die Küche. Er hatte nicht daran gedacht, die mit Lasagneresten verkrustete Auflaufform in den Geschirrspüler zu stellen. Auf Dr. Ferriers Kärtchen stand die leere Bierflasche.
Morgenlicht durchflutete den Raum. Die Jalousien waren hochgezogen. Als er ins Bett gegangen war, hatten sie vor den Fenstern gehangen.
Am Kühlschrank klebte ein gefaltetes Blatt Papier: die vierte Botschaft des Mörders.
18
Er war sich absolut sicher, dass er die Hintertür abgesperrt hatte, als er mit der Kneifzange aus der Garage gekommen war. Nun war sie unverschlossen.
Billy trat auf die Veranda und spähte zu dem Wald im Westen des Hauses hinüber. Im Vordergrund standen einige Ulmen, dahinter Kiefern.
Die Morgensonne warf die Baumschatten auf den Wald zurück und erforschte das dunkle Reich, ohne es richtig zu erhellen.
Statt des verräterischen Blitzens eines Fernglases im Sonne n licht sah Billy eine flüchtige Bewegung. Geheimnisvolle Gestalten woben sich durch die Bäume, flink wie die Schatten fliegender Vögel. Wenn das Licht sie erfasste, blitzte eine fahle Farbe auf.
Ein unheimliches Gefühl ergriff Billy. Dann lösten sich die Gestalten von den Bäumen, und er sah, dass es nur Rehe waren: ein Bock, zwei Geißen, ein Kitz.
Zuerst dachte er, die Tiere wären im Wald von irgendetwas aufgeschreckt worden, doch sie sprangen nur wenige Meter weit aufs Gras, bevor sie stehen blieben. Friedlich wie im Paradies fraßen sie von den zarten Halmen.
Billy überließ die Rehe ihrem Frühstück, zog sich ins Haus zurück und sperrte die Tür ab, obwohl das Schloss ihm offe n kundig keine Sicherheit bot. Entweder hatte sein Gegner sich einen Nachschlüssel anfertigen lassen, oder er besaß Ei n bruchswerkzeug und konnte es geschickt benutzen.
Ohne die neue Botschaft anzurühren, öffnete Billy den Küh l schrank und nahm eine Packung Orangensaft heraus.
Während er die beiden Schmerztabletten schluckte und mit Saft hinunterspülte, starrte er auf den an der Kühlschranktür klebenden Zettel. Noch immer ließ er es dabei bewenden.
Er steckte zwei Brötchenhälften in den Toaster. Als sie knus p rig waren, bestrich er sie mit Erdnussbutter und setzte sich damit an den Küchentisch.
Wenn er den Zettel nicht las, sondern im Spülbecken ve r brannte und die Asche in den Abfluss spülte, dann stieg er damit aus dem Spiel aus. Oder doch nicht?
Das erste Problem an dieser Idee hatte ihm schon früher Gewissensbisse bereitet: Untätig zu bleiben zählte offenbar ebenfalls als Entscheidung.
Das zweite Problem bestand darin, dass er auch selbst zum Opfer eines Überfalls geworden war, und bei dem einem Mal würde es sicher nicht bleiben.
Bist du bereit für deine erste
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