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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Bedeutung des letzten Absatzes ergab sich nicht so ohne weiteres.
    Habe ich dir nicht die Hand zur Freundschaft gereicht?
    Der Hohn in diesem Satz war offenkundig. Außerdem glaubte Billy einen spöttischen Unterton zu entdecken, der darauf hinwies, die dargebotenen Informationen seien nur dann hilfreich, wenn er sie begreifen könne.
    Auch eine wiederholte Lektüre – sechsmal, achtmal, ja zeh n mal – erbrachte keine Klarheit. Nur Frust.
    Mit diesem Zettel verfügte Billy wieder über ein konkretes Beweismittel. Es war zwar nicht gerade großartig und würde die Polizei nicht sonderlich beeindrucken, aber er wollte es doch sicher aufbewahren.
    Er ging ins Wohnzimmer und stellte sich vor die Büche r sammlung. In den letzten Jahren hatte er die Bände nur angerührt, um sie abzustauben.
    Sein Blick fiel auf In unserer Zeit von Hemingway. Er steckte die Botschaft des Mörders zwischen Impressum und Widmung, dann stellte er das Buch ins Regal zurück.
    Wieder fiel ihm ein, wie Lanny Olsen tot im Sessel saß, einen Abenteuerroman auf dem Schoß.
    Im Schlafzimmer zog er die Smith & Wesson unter dem Kissen hervor.
    Während er den Revolver in der Hand wog, erinnerte er sich daran, wie es sich anfühlte, wenn man damit einen Schuss abgab. Der Lauf zuckte nach oben. Der Rücken des Griffs presste sich ans Fleisch der Handfläche, und der Rückstoß fuhr durch die Knochen von Hand und Arm, deren Mark zu brodeln schien wie ein Schwarm Fische im Wasser.
    In einer Kommodenschublade befand sich eine angebrochene Schachtel Munition. Billy steckte sich je drei Ersatzpatronen in die vorderen Hosentaschen.
    Das musste als Reserve ausreichen. Egal, was auf ihn zukam, ein Krieg war es bestimmt nicht. Es würde brutal und scheußlich werden, aber kurz.
    Er strich die nächtlichen Falten aus dem Bettbezug. Eine Tagesdecke benutzte er zwar nicht, doch dafür schüttelte er die Kissen auf und zog das Laken so fest, dass es straff wie ein Trommelfell wurde.
    Als er die Waffe vom Nachttisch nahm, erinnerte er sich diesmal nicht nur an den Rückstoß, sondern auch daran, wie man sich fühlte, wenn man jemanden erschoss.
     

19

    Jackie O’Hara meldete sich an seinem Handy mit einem Spruch, den er ab und zu auch bei der Arbeit hinter dem Tresen anbrachte: »Na, soll ich mal reinen Wein einsche n ken?«
    »Chef, ich bin es, Billy.«
    »Tag, Billy, weißt du, was gestern Abend das große Thema bei uns in der Kneipe war?«
    »Sport?«
    »Hör mal, du bist wohl nicht ganz dicht! Wir sind doch keine Sportbar!«
    Billy blickte durchs Küchenfenster hinaus auf den Rasen, von dem die Rehe verschwunden waren. »War auch nicht so gemeint«, sagte Billy.
    »Den Typen, die in Sportbars rumhängen, ist es völlig egal, was man ihnen einschenkt.«
    »Weil sie nur trinken, um sich zu beduseln.«
    »Genau. Die könnten genauso gut ’nen Joint rauchen oder sich ’nen Becher Kaffee reinziehen. Aber wir sind keine Sportbar!«
    Da Billy diese Diskussion schon kannte, versuchte er, sie möglichst geschickt zu Ende zu bringen. »Für unsere Gäste ist das Trinken eine Art Zeremonie.«
    »Mehr als eine Zeremonie! Es ist was Feierliches, fast wie ein Sakrament. Das gilt nicht für alle, aber doch für die meisten. Denk mal an die Hochzeit von Kana!«
    »Okay. Ging es dann vielleicht um den Yeti?«
    »Schön wär’s. Früher gingen die besten Gespräche in der Kneipe tatsächlich um Sachen wie den Yeti, um fliegende Untertassen, den verlorenen Kontinent von Atlantis, das Schicksal der Dinosaurier …«
    »… um das, was sich auf der dunklen Seite des Mondes befi n det«, warf Billy ein, »um das Ungeheuer von Loch Ness, das Grabtuch von Turin …«
    »… um Gespenster, das Bermuda-Dreieck und die ganzen anderen klassischen Themen«, schloss Jackie. »Leider ist diese Zeit mehr oder weniger vorbei.«
    »Ich weiß«, sagte Billy.
    »Also, es ging um diese Professoren in Harvard, Yale und Princeton, die vorhaben, mit Klonen und Stammzellen und Gentechnik eine Art Übermensch zu erschaffen.«
    »Einen, der klüger, schneller und besser ist als wir«, sagte Billy.
    »Wenn der so viel besser ist als wir, dann ist er nicht mehr menschlich. Aber das stört diese Wissenschaftler nicht. Ich hab ihre Fotos in irgendeiner Zeitschrift gesehen. Unglaublich, wie die in die Kamera grinsen und sich aufplustern!«
    »Das nennen sie die posthumane Zukunft « , sagte Billy.
    »Aber was wird dann aus uns?«, überlegte Jackie laut. »Pos t human! Geht’s da womöglich um so

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