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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Verandatreppe entfernt war als der andere. Er trug ein weißes T-Shirt und eine helle Baumwollhose. Aufs Schaukeln verzichtete er. Ganz still saß er da.
    Neben ihm stand ein Tischchen, und darauf stand auf einem Korkuntersetzer ein Glas Cola.
    Getrunken hatte er noch nichts davon. Das Glas diente nur dazu, um neugierige Blicke von der Crackerschachtel auf dem Tisch abzulenken.
    Die Schachtel enthielt ausschließlich den kurzläufigen Revo l ver. Cracker gab es nur in Form eines Dreierstapels daneben.
    So hell, klar und heiß, wie der Tag sich anließ, war er zu trocken, um die Weinbauern zu erfreuen, aber Billy kam er gerade recht.
    Von seiner Veranda aus konnte er durch die hohen Zedern hindurch weit die Landstraße überblicken, die an seinem Haus vorbeiführte.
    Es gab nicht viel Verkehr. Einige der Fahrzeuge erkannte er, ohne zu wissen, wem sie gehörten.
    Von dem in der Sonne brütenden Asphalt stiegen schimmer n de Hitzeschwaden in die Luft.
    Um sieben vor zehn tauchte in der Ferne eine Gestalt auf. Ein Fußgänger. Billy erwartete nicht, dass der »Kompagnon« ihn zu Fuß aufsuchte, weshalb er annahm, es müsse sich um jemand anderen handeln.
    Zuerst sah die Gestalt fast wie eine Fata Morgana aus. Durch die Hitze verzerrt, vibrierte sie wie eine Spiegelung im Wasser. Mal schien sie zu verdampfen, mal nahm sie wieder Form an.
    Als die Erscheinung näher kam, erkannte Billy, dass es sich um einen Mann handelte, der im harten Licht groß und dürr aussah. Unnatürlich dürr sah er aus, als hätte er bis vor kurzem an einem Kreuz im Kornfeld gehangen, um mit seinen Knop f augen die Vögel abzuschrecken.
    Er bog von der Landstraße ab und kam die Einfahrt entlang. Dann trat er auf den Rasen und stand Punkt zehn Uhr achtun d fünfzig am Fuß der Treppe zur Veranda.
    »Mr. Wiles?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Ich glaube, Sie erwarten mich.«
    Er hatte die rohe, raue Stimme eines Menschen, der seinen Kehlkopf seit Jahren mit Whiskey ölte und mit Zigarettentabak räucherte.
    »Wie heißen Sie?«, fragte Billy.
    »Ich bin Ralph Cottle, Sir.«
    Billy hatte erwartet, auf seine Frage keine Antwort zu erhalten. Falls der Mann sich hinter einem falschen Namen verbarg, hätte John Smith eigentlich völlig ausgereicht. Ralph Cottle klang hingegen echt.
    Cottle war so dürr, wie er aus der Ferne ausgesehen hatte, wenn auch nicht so groß. Sein magerer Hals schien kaum in der Lage zu sein, den schweren Kopf zu tragen.
    Er trug ehemals weiße Tennisschuhe, die vom Alter und vom Dreck dunkel geworden waren. Ein fadenscheiniger, kakaobra u ner Sommeranzug mit ausgefransten Ärmeln hing ihm vom Leib wie von einem Kleiderbügel. Sein Dralonhemd war schlaff und fleckig, außerdem fehlte ein Knopf.
    Das waren Sachen vom Wühltisch beim Discounter, die schon seit langem ihren Dienst taten.
    »Mr. Wiles, darf ich in den Schatten kommen?«
    Wie Cottle da unten vor der kurzen Treppe stand, sah er aus, als könnte er schon unter dem Gewicht des Sonnenlichts zusammenbrechen. Eigentlich war er zu gebrechlich, um eine Bedrohung darzustellen, aber darauf konnte man sich nicht verlassen.
    »Da ist noch ein Stuhl frei«, sagte Billy.
    »Vielen Dank, Sir. Sehr freundlich von Ihnen.«
    Als Cottle die Treppe heraufkam, biss Billy auf die Zähne, entspannte sich jedoch ein wenig, sobald der Mann sich auf dem anderen Liegestuhl niedergelassen hatte.
    Auch Cottle versetzte den Stuhl nicht ins Schaukeln. Vielleicht kam ihm das so anstrengend vor, dass er es gar nicht erst versuchte.
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich rauche, Sir?«, fragte er.
    »Ja, das hab ich.«
    »Verstehe ich. Es ist eine ekelhafte Angewohnheit.«
    Aus der Innentasche seines Jacketts zog Cottle eine flache Halbliterflasche Whiskey und schraubte die Kappe ab. Seine knochigen Hände zitterten. Er fragte nicht, ob es in Ordnung sei, einen Schluck zu nehmen, sondern tat es einfach.
    Seine Nikotinsucht hatte er offenbar so weit im Griff, dass er in dieser Hinsicht höflich bleiben konnte. Der Alkohol hingegen sagte ihm, wann er gebraucht wurde, und dann musste Cottle gehorchen.
    Wahrscheinlich steckten in anderen Taschen weitere Whiske y flaschen, außerdem mehrere Schachteln Zigaretten und Streich höl zer und vielleicht auch ein paar selbst gedrehte Joints. Das erklärte den Anzug trotz der Sommerhitze: er diente nicht nur als Bekleidung, sondern auch als Magazin für diverse Laster.
    Cottles Gesichtsfarbe wurde durch den Schluck Schnaps nicht dunkler. Dazu war seine Haut zu

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