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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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gefährlich nahe daran, wieder loszupla p pern.
    Wenn sie von Barbara wussten, dann wussten sie auch, wie es ihm ging. Und wenn sie nicht von ihr wussten, dann würde Rosalyn sie ins Bild setzen.
    Durch die Behauptung, seit Tagen habe ihn niemand besucht, ging er ein gewisses Risiko ein. Das war vielleicht nicht gut gewesen, aber er hatte deutlich machen müssen, wie einsiedl e risch er lebte.
    Falls einer von den Nachbarn weiter unten gesehen hatte, wie Ralph Cottle die Straße heraufgekommen war und auf der Veranda gesessen hatte, dann würde man Billy bei einer Lüge erwischen. Allerdings nur, wenn die beiden Cops sich entschlo s sen, mit den Nachbarn zu sprechen.
    »Was ist denn mit Ihrer Stirn passiert?«, fragte Napolitino.
    Bis zu diesem Augenblick hatte Billy die Angelhakenwunden in seiner Stirn ganz vergessen, doch als der Sergeant seine Frage stellte, begannen sie schmerzhaft zu pochen.
     

29

    Das ist doch ein Verband?«, bohrte Sergeant Napolitino weiter.
    Obwohl Billys dichtes Haar ihm in die Stirn fiel, verbarg es die mit Leukoplast befestigten Mullstückchen nicht vollständig.
    »Ich hatte einen kleinen Unfall mit der Kreissäge«, sagte Billy, angenehm überrascht davon, wie rasch ihm eine passende Lüge eingefallen war.
    »Klingt übel«, sagte Sergeant Sobieski.
    »Ist es aber nicht. Nur ’ne Kleinigkeit. Ich hab eine Holzwer k statt in der Garage. Alle Schränke im Haus hab ich selbst gebaut. Gestern Abend wollte ich ein Brett aus Walnuss durchsägen, und da war ein Astknoten drin. Als die Säge darankam, ist das Ding geplatzt, und ein paar Splitter sind mir an die Stirn gespritzt.«
    »Bei so was könnte man glatt ein Auge verlieren«, sagte Sobieski.
    »Ich trage eine Schutzbrille. Grundsätzlich.«
    »Waren Sie beim Arzt?«, erkundigte sich Napolitino.
    »Nee. Nicht nötig. Sind ja bloß kleine Splitter. Ich hab sie mit der Pinzette herausgezogen. Ehrlich gesagt, brauche ich bloß ’nen Verband, weil ich dabei mit der Pinzette mehr Schaden angerichtet hab als die Splitter selbst.«
    »Passen Sie auf, dass keine Infektion entsteht.«
    »Ich hab’s mit ordentlich Alkohol und Wasserstoffperoxid betupft und dann auch noch Salbe draufgeschmiert. Das wird schon wieder. So was passiert eben manchmal.«
    Billy hatte den Eindruck, die Bedenken der beiden damit zerstreut zu haben. Seiner Meinung nach hörte er sich jedenfalls nicht wie ein Mensch an, der unter Druck gesetzt wurde oder mit einem Problem konfrontiert war, bei dem es um Leben oder Tod ging.
    Die Sonne war ein Glutofen, und in der Hitze, die der Stre i fenwagen abstrahlte, röstete Billy besser als in der Mikrowelle, doch er blieb cool.
    Als die Befragung eine negativere und aggressivere Wendung nahm, bemerkte er das dennoch nicht sofort.
    »Mr. Wiles«, sagte Napolitino, »haben Sie anschließend bei der Auskunft angerufen?«
    »Nachdem Sie versehentlich neun-eins-eins gewählt und aufgelegt hatten, haben Sie dann vier-eins-eins gewählt, wie Sie vorhatten?«
    »Nein, ich hab bloß eine Minute lang dagesessen und darüber nachgedacht, was ich angestellt hatte.«
    »Sie haben eine Minute dagesessen und nachgedacht, weshalb Sie sich verwählt hatten?«
    »Na ja, nicht eine ganze Minute. Weiß nicht, wie lange. Jede n falls wollte ich die Sache nicht noch mal verbocken. Hab mich ein wenig schwummerig gefühlt; wie schon gesagt, ich hab da was am Magen. Und dann hat Rosalyn zurückgerufen.«
    »Bevor Sie die Nummer der Auskunft wählen konnten, hat sie angerufen.«
    »Genau.«
    »Nach Ihrem Gespräch mit der Telefonistin …«
    »Rosalyn.«
    »Ja. Nach dem Gespräch mit ihr, haben Sie dann bei der Auskunft angerufen?«
    Die Telefongesellschaft verlangte eine Gebühr für einen Anruf bei der Auskunft. Hätte er sich dort gemeldet, so wäre das aufgezeichnet worden.
    »Nein«, sagte Billy. »Ich bin mir derart dämlich vorgeko m men. Deshalb brauchte ich erst mal was zu trinken.«
    Diese Anspielung hatte sich ganz selbstverständlich ergeben, ohne dass er versucht hätte, den beiden seinen angeblichen Schwips unter die Nase zu reiben. Wieder hatte er den Eindruck, dass er locker und überzeugend klang.
    »Nach wessen Nummer hätten Sie sich denn erkundigt, wenn Sie die Auskunft angerufen hätten?«, fragte Napolitino.
    Billy merkte, dass diese Erkundigungen sich nicht mehr auf sein Wohlergehen und seine Sicherheit bezogen. Eine leichte Feindseligkeit schwang in den Worten des Beamten mit, subtil, aber unverkennbar.
    Billy überlegte, ob er

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