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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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offen auf diese Entwicklung eingehen und sich nach dem Zweck dieser Fragen erkundigen sollte. Schließlich wollte er sich nicht wie jemand präsentieren, der ein schlechtes Gewissen hatte.
    »Steve«, sagte er stattdessen. »Ich brauchte die Nummer von Steve Zillis.«
    »Das ist …«
    »Das ist ein Barkeeper bei uns in der Kneipe.«
    »Der für Sie einspringt, wenn Sie krank sind?«
    »Nein. Er löst mich abends ab. Wieso ist das so wichtig?«
    »Weshalb mussten Sie ihn anrufen?«
    »Ich wollte ihn bloß darauf vorbereiten, dass ich nicht da bin und er deshalb ’ne Menge Arbeit hat, wenn er kommt, weil Jackie allein hinter dem Tresen gestanden hat.«
    »Jackie?«, sagte Napolitino.
    »Jackie O’Hara. Das ist der Wirt. Der springt für mich ein. Leider macht er die Arbeitsflächen nicht regelmäßig sauber, wie es nötig wäre. Deshalb herrscht dort mit der Zeit ein ziemlicher Verhau, und wer dann übernimmt, muss eine Viertelstunde wirbeln wie ein Blöder, um seinen Arbeitsplatz wieder in Schuss zu bringen.«
    Jedes Mal, wenn Billy eine längere, ausführlichere Antwort geben musste, hörte er ein Zittern in seiner Stimme. Er hatte nicht den Eindruck, dass er sich das nur einbildete; bestimmt hörten die beiden Polizisten es ebenfalls.
    Vielleicht klang jeder so, wenn er sich längere Zeit mit im Dienst befindlichen Polizisten unterhielt. War es in einer solchen Lage nicht geradezu natürlich, sich unbehaglich zu fühlen?
    Viel zu gestikulieren war hingegen nicht natürlich, besonders nicht für Billy. Leider fiel ihm auf, dass er während seiner längeren Antworten zu viel mit den Händen machte, ohne es kontrollieren zu können.
    Um das abzustellen und sich trotzdem locker zu geben, schob er die Hände in die Hosentaschen. In jeder Tasche fanden seine Finger drei Revolverpatronen. Die Ersatzmunition.
    »Sie wollten also Steve Zillis darauf vorbereiten, dass er einen Verhau vorfindet«, sagte Napolitino.
    »Genau.«
    »Kennen Sie seine Telefonnummer denn nicht?«
    »Ich rufe ihn nicht oft an.«
    Ein unschuldiges Frage-und-Antwort-Spiel lief jetzt eindeutig nicht mehr ab. Zur Ebene eines Verhörs war das Ganze zwar noch nicht abgesunken, aber der Aufzug bewegte sich unau f haltsam nach unten.
    Billy war nicht recht klar, wieso das der Fall war. Wirkten seine Antworten und sein Verhalten etwa doch nicht so entla s tend, wie er gedacht hatte?
    »Steht die Nummer von Mr. Zillis nicht im Telefonbuch?«
    »Wahrscheinlich schon, aber manchmal ist es einfacher, die Auskunft anzurufen.«
    »Falls man sich nicht versehentlich verwählt«, sagte Napolit i no.
    Billy kam zu dem Schluss, dass es besser war, darauf nichts zu erwidern, statt sich noch einmal der Dämlichkeit zu bezichtigen, wie er es vorher getan hatte.
    Wenn die Lage sich so weit verschlimmerte, dass die beiden auf den Einfall kamen, ihn zu durchsuchen oder auch nur abzutasten, dann fanden sie die Patronen in seinen Hosent a schen.
    Ob er deren Vorhandensein auch mit einer ebenso lockeren wie überzeugenden Lüge erklären konnte wie bisher, war fraglich. Momentan fiel ihm jedenfalls keine ein.
    Allerdings hatte er nicht den Eindruck, dass es dazu kommen würde. Schließlich waren die beiden Polizisten hier, weil man sich Sorgen machte, er könnte in Gefahr sein. Er musste sie nur vom Gegenteil überzeugen, dann machten sie sich wieder auf die Socken.
    Offenbar führte irgendetwas, das er gesagt oder nicht gesagt hatte, dazu, dass die beiden noch Zweifel hegten. Wenn er nur die richtigen, magischen Worte finden könnte, um sie zum Gehen zu bringen!
    Da hatte er wieder Probleme mit den Beschränkungen der Sprache. Wie beim Schreiben.
    So deutlich das veränderte Verhalten des Cops auch sein mochte, irgendwie fragte Billy sich doch, ob er es sich womö g lich bloß einbildete. Hatte die Anstrengung, seine Nervosität zu verbergen, etwa seine Wahrnehmung getrübt und ihn ein wenig paranoid gemacht?
    Er zwang sich, ruhig zu bleiben und Geduld zu haben.
    »Mr. Wiles«, sagte Napolitino, »sind Sie absolut sicher, dass Sie selbst neun-eins-eins gewählt haben?«
    Diese Frage verstand Billy zwar oberflächlich, aber Sinn ergab sie für ihn keinen. Er wusste nicht, welche Absicht dahi n terstand, und angesichts dessen, was er den beiden bereits erzählt hatte, wusste er auch nicht, welche Antwort sie von ihm erwarteten.
    »Besteht irgendeine Möglichkeit, dass jemand anderer in Ihrem Haus diese Nummer gewählt hat?«, bedrängte ihn Napolitino.
    Einen Augenblick

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