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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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dienen.
    Der Mann konnte also aus der Maschine heraustreten, wann immer er wollte. Er war gar nicht gefangen. Das glaubte er nur, weil er sich einer zügellosen Verzweiflung hingab, die sich an diesem Abend als irrig erwiesen hatte. Nun musste der Mann die Sinnlosigkeit hinter sich lassen, nach Sinn suchen und dadurch endlich eine Aufgabe auf sich nehmen, die es wert war.
    Eigentlich war Billy Wiles kein Mensch, der nach Offenb a rungen stiebte. Im Gegenteil, er war sein Leben lang davor geflohen. Einsicht und Schmerz waren für ihn praktisch sy n onym.
    Dennoch erkannte er dieses Erlebnis als Offenbarung und floh nicht davor. Während er den Wagen wieder auf die Straße lenkte und in der Dämmerung heimwärts fuhr, erklomm er im Geiste eine Treppe aufeinanderfolgender Schlüsse, kam zu einem Absatz und ging weiter.
    Was er mit dieser intuitiven Wahrnehmung, die ihn da plöt z lich überkommen hatte, anfangen würde, wusste er noch nicht. Vielleicht war er nicht Manns genug, um etwas wirklich Lohnendes damit anzufangen, aber dass er irgendetwas daraus machen würde, wusste er durchaus.
    Als er unter einem indigoblauen Himmel mit einem letzten, dünnen Streifen Blut im Westen sein Haus erreicht hatte, fuhr er von der Einfahrt direkt hinters Haus. Dort rangierte er den Wagen mit der Heckklappe an die Veranda, um Ralph Cottle besser verladen zu können.
    Von der Landstraße und vom Nachbargrundstück aus konnte man nicht sehen, was er dort trieb. Als er ausstieg, hörte er den ersten Schrei einer Eule. Nur diese – und die Sterne – würden ihn beobachten.
    In der Küche holte er die Trittleiter aus der Speisekammer, um den Videorekorder in dem Schränkchen über der Mikrowelle zu überprüfen. Die in gerafftem Tempo ablaufenden Einzelbildau f nahmen ließen erkennen, dass in Billys Abwesenheit niemand das Haus betreten hatte, zumindest nicht durch die Küche.
    Etwas anderes hatte er auch nicht erwartet. Schließlich arbeit e te Steve Zillis momentan in der Kneipe.
    Nachdem Billy die Leiter wieder weggeräumt hatte, ging er ins Wohnzimmer, wo die eingewickelte Leiche hinter dem Sofa lag. Er packte sie an der Seilschlinge, die er am Ende befestigt hatte, und zerrte sie durchs Haus auf die Veranda und deren Treppe n stufen hinunter. Sie in den Kofferraum zu hieven, erforderte mehr Geduld und Muskelkraft, als er erwartet hatte.
    Er blickte über den dunklen Garten auf den schwarzen Wald mit seinem Regiment säuberlich ausgerichteter Baumstämme. Dabei fühlte er sich nicht beobachtet, sondern unendlich allein.
    Obwohl es sinnlos zu sein schien, das Haus abzusperren, tat er das trotzdem. Dann fuhr er seinen Wagen in die Garage.
    Beim Anblick der Tischkreissäge, des Standbohrers und der Werkzeuge verspürte Billy den irrationalen Wunsch, sich den anstehenden Problemen einfach zu entziehen. Am liebsten hätte er den Geruch frisch gesägten Holzes in sich eingesogen und zufrieden eine gut gelungene Verzahnung betrachtet.
    In den letzten Jahren hatte er unglaublich viel für das Haus gebaut, also für sich, nur für sich. Hätte er nun für andere bauen sollen, so hätte er mit dem anfangen müssen, was gerade dringend vonnöten war – mit Särgen. Damit wäre er eine ganze Weile beschäftigt gewesen.
    Grimmig verstaute er eine zweite Plane, ein robustes Seil, eine Rolle Klebeband, eine Taschenlampe und ein paar andere Dinge, die er brauchen würde, im Wagen. Zum Schluss bedec k te er die Leiche mit mehreren gefalteten Packdecken und leeren Pappkartons, um ihre verräterische Form zu tarnen.
    Vor Billy lag eine lange Nacht, in der er sich als Totengräber betätigen musste, und dabei fürchtete er sich nicht allein vor seinem mordlüsternen Gegner. Er wusste, dass schon der Gedanke an die Dunkelheit tausend Ängste heraufbeschwor, doch er wusste auch, dass die Dunkelheit uns ans Licht erinnert, und das machte ihm Hoffnung. Das Licht. Ganz gleich, was ihn in den nächsten Stunden erwartete, er glaubte fest daran, dass er irgendwann einmal wieder im Licht leben würde.
     

47

    Vier durch ein Beruhigungsmittel und starkes dänisches Bier geförderte Stunden Schlaf waren bei weitem nicht genug gewesen.
    Seit Billy am Morgen aufgestanden war, war er zwölf Stunden auf den Beinen gewesen. Sein Körper verfügte zwar noch über Reserven, doch die Zahnräder seines Gehirns, die so lange hektisch gesurrt hatten, drehten sich jetzt nicht mehr so schnell wie vorher und auch nicht so schnell, wie es nötig war.
    Im Vertrauen darauf,

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