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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Grundstück kannte Billy so gut, weil Pearl Olsen ihn aufgenommen hatte, als er mit vierzehn Jahren plötzlich allein auf der Welt gewesen war. Sie hatte nie Angst vor ihm gehabt wie mancher andere, denn sie wusste, wenn jemand die Wah r heit sagte. Gutherzig, wie sie war, hatte sie ihn trotz ihrer immer wiederkehrenden Krebserkrankung aufgezogen wie ihren eigenen Sohn.
    Die zwölf Jahre Altersunterschied zwischen Billy und Lanny sorgten dafür, dass sie sich nie wie Brüder fühlten, obgleich sie im selben Haus lebten. Außerdem war Lanny immer zurückha l tend gewesen und hatte sich, wenn er nicht gerade Dienst tat, meist damit beschäftigt, seine Cartoons zu zeichnen.
    Befreundet waren die beiden durchaus, und gelegentlich konnte Lanny ein sehr sympathischer Ersatzonkel sein.
    Obwohl im Gestrüpp des Gartens nie kleine Kinder spielten, machte Pearl sich Sorgen wegen der Gefahren, die ein solcher Schlot im Basaltgestein darstellte. Deshalb hatte sie die Öffnung mit einem Rotholzrahmen versehen lassen, auf den ein ebenfalls hölzerner Deckel geschraubt war.
    Eines Tages machten sich Lanny und Billy daran, den Schlot zu untersuchen. Sie nahmen den Deckel ab und leuchteten mit einem aus Polizeibesitz stammenden Suchscheinwerfer, den sie an den Motor von Lannys Wagen angeschlossen hatten, hinein. Der Lichtstrahl erleuchtete bis in etwa dreißig Meter tief die Wände, drang jedoch nicht bis zum Grund vor.
    Gleich nach der Mündung verbreiterte sich der Schaft auf zweieinhalb bis drei Meter. Die Wände waren seltsam welle n förmig und gewunden.
    Lanny und Billy knüpften mehrere Beilagscheiben, insgesamt ein Pfund, an einen starken Bindfaden, ließen sie in der Mitte des Lochs hinab und lauschten, ob die Scheiben irgendwann mit einem metallischen Klirren auf dem Boden aufkamen. Sie hatten dreihundert Meter Faden zur Verfügung, was sich aber als zu kurz erwies.
    Schließlich versuchten sie es noch mit aus einem Kugellager stammenden Stahlkugeln, die sie in das Loch warfen, um die Zeit bis zum Aufschlag zu messen. Mithilfe einer Formel aus Billys Mathematikbuch berechneten sie anschließend die Entfernung. Keine der Kugeln fiel weniger als vierhundertzwa n zig Meter tief.
    Der Grund war damit jedoch noch lange nicht erreicht.
    Nach dem langen vertikalen Fall kam offenbar eine Biegung, nach der die Röhre schräg weiter abwärts führte und vielleicht noch mehrmals die Richtung änderte. Waren die Kugeln mit einem scharfen Klack! aufgekommen, so sprangen sie mehrfach von Wand zu Wand. Statt plötzlich aufzuhören, wurde das klappernde Geräusch allmählich leiser, bis es verstummte.
    Nach Billys Vermutung war der Schlot mehrere Kilometer lang und reichte bis tief unter die Sohle des Tals.
    Nun setzte er im Schein der Taschenlampe seinen A k kuschrauber an, um die zwölf Kreuzschlitzschrauben zu entfernen, mit denen der Holzdeckel befestigt war. Seit er und Lanny ihn vor zwanzig Jahren das erste Mal abgenommen hatten, war er erneuert worden.
    Als er den Deckel beiseitegeschoben hatte, stieg keinerlei Luftzug aus der Öffnung auf. Billy roch nichts als einen schw a chen Duft von Asche, eine Andeutung von Salz und einen Hauch Kalk.
    Vor Anstrengung ächzend, hievte er die Leiche aus dem Wagen und schleppte sie zum Schlot.
    Die Spur, die er auf dem Boden hinterließ, kümmerte ihn genauso wenig wie die Reifenspuren seines Wagens. Die Natur regenerierte sich rasch wieder. Schon in wenigen Tagen würde man die Spuren kaum mehr sehen.
    Obgleich es der Tote angesichts seiner früheren Mitgliedschaft in der Gesellschaft der Skeptiker womöglich nicht gutgeheißen hätte, murmelte Billy ein kurzes Gebet für ihn, bevor er die Leiche in die Öffnung schob.
    Ralph Cottle machte beim Absturz erheblich mehr Lärm als die Stahlkugeln damals. Die ersten paar Aufschläge klangen fürchterlich.
    Dann erzeugte die rutschige Plastikplane ein gespenstisch pfeifendes Geräusch, als die darin eingehüllte Mumie die Biegung erreicht hatte und mit zunehmender Geschwindigkeit in die Tiefe sauste. Vielleicht bewegte sie sich dabei spiralförmig an den Wänden des Tunnels entlang wie eine Kugel im Pistole n lauf.
     

48

    Billy rangierte seinen Wagen auf den Rasen hinter der Garage, wo er auch dann nicht gesehen werden konnte, wenn irgendein Autofahrer auf die Idee kam, das Ende der Straße zum Wenden zu benutzen. Dann schlüpfte er mit den Händen in Latexhan d schuhe.
    Mit dem Zweitschlüssel, den er vor noch nicht vierundzwanzig Stunden aus dem

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