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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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schwer.«
    »Unser Gespräch bleibt absolut vertraulich«, sagte Billy.
    »Erzählen Sie mir einfach, was Sie vor sich verantworten können, und sagen Sie mir, inwieweit das mit Vorsicht zu genießen ist.«
    »Die Sache ist so: Während des Tages, an dem Judi entführt wurde – falls sie entführt wurde, was ich annehme –, genauer gesagt, während eines Zeitfensters von über vierundzwanzig Stunden, hatte Zillis ein Alibi, das man nicht mal mit ’ner Atombombe hätte knacken können.«
    »Versucht haben Sie das trotzdem.«
    »Das können Sie mir glauben. Aber selbst wenn er kein Alibi gehabt hätte, gab es keinerlei Indizien, die auf ihn hindeuteten.«
    »Woher kam dann Ihr komisches Gefühl?«
    »Er war einfach zu mitteilsam und entgegenkommend.«
    Billy sagte nichts, war jedoch enttäuscht. Er hatte gehofft, Gewissheit zu finden, und die hatte Ozgard nicht zu bieten.
    Sein Gesprächspartner spürte diese Enttäuschung offenbar, denn er begann, seine Bemerkung zu erläutern. »Er hat mich aufgesucht, noch bevor ich ihn im Visier hatte. Womöglich wäre ich noch nicht mal auf ihn aufmerksam geworden, wenn er nicht auf mich zugekommen wäre. Jedenfalls wollte er uns angeblich unbedingt helfen. Er hat geredet wie ein Wasserfall. Judi war ihm scheinbar so wichtig, als wäre sie seine Lieblingsschwester gewesen, dabei kannte er sie erst seit einem Monat.«
    »Na gut, aber Sie haben ja selbst gesagt, dass sie außerg e wöhnlich gut mit Menschen umgehen konnte.«
    »Laut ihren besten Freunden kannte sie Zillis aber gar nicht besonders gut. Bloß oberflächlich.«
    Billy spielte nur ungern den Advocatus Diaboli, aber das musste sein. »Vielleicht hat er ihr mehr Gefühle entgegeng e bracht als sie ihm«, wandte er ein. »Wenn sie so eine besondere Anziehungskraft hatte, dann …«
    »Sie hätten ihn sehen müssen, wie er sich mir gegenüber verhalten hat«, sagte Ozgard. »Er war so, als wollte er rege l recht, dass ich auf ihn aufmerksam werde, ihn überprüfe und das wasserdichte Alibi finde. Und als ich das getan hatte, kam er mir ungeheuer selbstgefällig vor.«
    Billy nahm einen leichten Ekel in der Stimme Ozgards wahr. »Sie sind noch immer wütend«, sagte er.
    »Ja, das bin ich. Zillis … er kommt mir immer wieder in den Sinn. Bevor er endlich von der Bildfläche verschwand, kam er ständig an und wollte uns helfen, hat angerufen, Ideen vorg e bracht, und dabei hatte man das Gefühl, er will uns nur verspotten. Man kam sich vor wie bei einer Darbietung auf der Bühne.«
    »Bei einer Darbietung … Tja, das Gefühl habe ich auch, aber das reicht nicht aus.«
    »Er ist ein Arschloch. Das heißt nicht, dass er nicht was noch Schlimmeres ist, aber ein arrogantes Arschloch ist er auf jeden Fall. Da hat dieser kleine Scheißer sich doch tatsächlich so verhalten, als wären wir Kumpel. Leute, die eventuell verdächtig sind, tun so etwas einfach nicht. Das ist nicht normal. Na, das wissen Sie ja selbst. Aber er – er war so unheimlich locker. Hat ständig Witze gerissen.«
    »›Sei mir gegrüßt, Blutsbruder.‹«
    »Scheiße, sagt er das immer noch?«, fragte Ozgard.
    »Das tut er.«
    »Er ist eben ein Arschloch. Das tarnt er zwar mit seinem dämlichen Charme, aber ein Arschloch ist er trotzdem.«
    »Also ist er Ihnen erst ständig auf die Pelle gerückt und dann von der Bildfläche verschwunden.«
    »Die ganzen Ermittlungen liefen ins Leere. Judi war fort, als hätte sie nie existiert. Zillis hat am Ende des Studienjahrs – es war sein zweites – das Studium geschmissen. Ich hab ihn nie wiedergesehen.«
    »Tja, jetzt ist er hier«, sagte Billy.
    »Ich frage mich, wo er sich inzwischen herumgetrieben hat.«
    »Vielleicht bekommen wir das heraus.«
    »Hoffentlich!«
    »Ich melde mich wieder«, sagte Billy.
    »Wegen der Sache können Sie mich zu jeder Tageszeit anr u fen. Liegt es bei Ihnen auch im Blut, Deputy?«
    Billy wusste einen Augenblick nicht, was gemeint war, weil er fast vergessen hatte, als was er sich ausgab. Dann fand er jedoch die richtige Antwort: »Ja. Schon mein Vater war bei der Polizei. Er wurde in seiner Uniform beerdigt.«
    »Bei mir waren es Vater und Großvater«, sagte Ozgard.
    »Ich hab es so sehr in mir drin, dass die Leute gar keine Dienstmarke sehen müssen, um zu wissen, was ich bin. Aber Judith Kesselman, die hat es mir besonders angetan. Ich würde mir wünschen, dass sie ein anständiges Grab bekommt, statt irgendwo verscharrt zu sein. Weiß Gott, es gibt nicht viel Gerechtigkeit,

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