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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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tatsächlich eine Nummer auf den Namen Ozgard, Ramsey G. eingetragen.
    In Colorado war es momentan bereits kurz vor elf Uhr abends, aber gerade durch die späte Stunde würde der Anruf dringlicher und damit glaubwürdiger erscheinen.
    Beim zweiten Läuten meldete sich eine Männerstimme, und Billy fragte »Detective Ozgard?«
    »Am Apparat.«
    »Sir, hier spricht Deputy Lanny Olsen vom Büro des Sheriffs von Napa County hier in Kalifornien. Zuerst möchte ich mich entschuldigen, weil ich Sie zu dieser Stunde belästige.«
    »Ich leide schon mein ganzes Leben lang unter Schlaflosi g keit, Deputy. Glücklicherweise hab ich inzwischen im Fernse hen ein paar hundert Sender zur Auswahl und kann mir bis drei Uhr morgens irgendeine alte Serie anschauen. Worum geht’s?«
    »Um einen Fall, mit dem Sie vor einigen Jahren befasst waren. Sir, ich rufe Sie von zu Hause aus an. Vielleicht wollen Sie erst einmal den Streifenführer in unserer Wache anrufen, um sich nach mir zu erkundigen und sich meine Nummer geben zu lassen, damit Sie mich zurückrufen können.«
    »Ich sehe Ihre Nummer auf dem Display«, sagte Ozgard.
    »Das reicht mir vorläufig. Wenn Sie irgendwas Haariges von mir wollen, dann mache ich schon, was Sie vorgeschlagen haben. Aber schießen Sie erst einmal los.«
    »Vielen Dank, Sir. Sie haben sich einmal mit einer Vermis s tenanzeige beschäftigt, die eventuell im Zusammenhang mit einem Fall hier bei uns steht. Vor ungefähr fünfeinhalb Jahren …«
    »Judith Kesselman«, sagte Ozgard.
    »Sie haben sich sofort daran erinnert!«
    »Sagen Sie mir bloß nicht, dass man sie gefunden hat. Oder zumindest nicht, dass sie dabei schon tot war.«
    »Nein, Sir. Sie ist weder tot noch lebendig aufgetaucht.«
    »Dass man sie lebendig findet, hätte ich auch nicht erwartet«, sagte Ozgard. »Aber es wird ein beschissener Tag sein, wenn ich sicher weiß, dass sie tot ist. Ich liebe dieses Mädchen.«
    »Sir?«, sagte Billy überrascht.
    »Ich hab sie zwar nie zu Gesicht bekommen, aber ich liebe sie. Wie eine Tochter. Ich hab so viel über Judi Kesselman erfahren, dass ich sie besser kenne als viele Leute, mit denen ich Umgang habe.«
    »Aha.«
    »Sie war eine großartige junge Frau.«
    »Das habe ich auch schon von anderer Seite gehört.«
    »Ich habe mit vielen Freunden und Angehörigen von ihr gesprochen. Nie hat jemand auch nur ein böses Wort über sie gesagt. Stattdessen hieß es, wie viel sie für andere getan hätte, wie freundlich sie zu allen war … Sie kennen das doch, wie ein Opfer einen manchmal so umtreibt, dass man nicht mehr ganz objektiv sein kann?«
    »Klar«, sagte Billy.
    »Mir geht es bei diesem Fall eindeutig so«, sagte Ozgard.
    »Sie hat gern Briefe geschrieben. Sobald jemand in ihr Leben getreten ist, hat sie ihn nicht vergessen, sondern ist immer in Kontakt mit ihm geblieben. Ich habe Hunderte von Judis Briefen gelesen, Deputy Olsen, Hunderte.«
    »Sie haben sie an sich herangelassen.«
    »Bei ihr ging das gar nicht anders, es ist einfach passiert. Das waren die Briefe einer Frau, die alle Menschen, die sie traf, ins Herz geschlossen hat. Wunderbare Briefe.«
    Billy merkte, dass er auf die Schusswunde in Lanny Olsens Stirn starrte. Er wandte den Blick ab und richtete ihn auf die offene Tür zum Flur.
    »Also, wie gesagt, wir haben hier ein Problem«, sagte er.
    »Momentan kann ich Ihnen noch keine Einzelheiten nennen, weil wir erst die Indizien auswerten müssen und noch nicht so weit sind, Anklage erheben zu lassen.«
    »Verstehe«, sagte Ozgard.
    »Aber ich möchte Ihnen gern einen Namen nennen, um zu schauen, ob Ihnen dazu was einfällt.«
    »Mir stellen sich schon die Nackenhärchen auf«, sagte Ozgard. »Sie glauben gar nicht, wie gespannt ich bin!«
    »Als ich nach unserem Mann gegoogelt hab, kam nur ein einziger Treffer, und der betraf das Verschwinden von Judith Kesselman. Viel hat der allerdings auch nicht gebracht.«
    »Dann googeln sie mich mal!«
    »Steven Zillis.«
    In Denver stieß Ramsey Ozgard den aufgestauten Atem mit einem hörbaren Zischen aus.
    »Sie erinnern sich an ihn«, sagte Billy.
    »Und ob!«
    »Gehörte er zu den Verdächtigen?«
    »Offiziell nicht.«
    »Aber Sie persönlich waren der Meinung …«
    »Ich hatte im Umgang mit ihm ein komisches Gefühl.«
    »Weshalb?«
    Ozgard schwieg. Dann sagte er: »Selbst wenn es um jemanden geht, mit dem man kein Bier trinken, ja dem man nicht mal die Hand schütteln möchte … Kurz und gut, mit so was tue ich mich einfach

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