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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Pension zu retten. Deshalb war er verantwortlich, dass sie beide hier waren. So unausweichlich diese Wahrheit auch sein mochte, sie machte den Weg die restlichen Treppenstufen hinunter auch nicht weniger schaurig.
    Die Leiche durch den Flur, die Küche und über die Veranda zu schleifen, war kein großes Problem. Eine weitere, kurze Treppe, dann waren sie im Garten.
    Er überlegte, ob er die Leiche ins Auto laden und so nah wie möglich an die Schlotöffnung manövrieren sollte. Allerdings war es nicht weit, und Lanny sofort bis zu seinem letzten Ruheplatz zu schleifen, schien nicht anstrengender zu sein, als ihn in den Kofferraum zu hieven und wieder herauszuzerren.
    Wie ein Ofen, in dem noch Glutreste glommen, gab die Erde nun die aufgespeicherte Hitze des Tages frei. Wenigstens kam eine leichte Brise von den Sternen herab.
    Der Weg über den Hang mit seinem wilden Gras und dem kniehohen Gestrüpp war länger, als er von der Treppe her ausgesehen hatte. Erst begannen Billys Arme zu schmerzen, dann die Schultern und der Nacken.
    In den Hakenwunden, die sich in der letzten Zeit nicht geme l det hatten, pochte es nun wieder. Sie fühlten sich heiß an.
    Irgendwo auf dem Weg merkte er, dass er weinte. Das machte ihm Angst. Er musste hart bleiben.
    Dann begriff er den Grund für seine Tränen. Je näher er dem Schlot kam, desto weniger war er in der Lage, seine Bürde als eine namenlose Leiche zu betrachten, die ihn ins Gefängnis bringen konnte. Was er da schleppte, war Lanny Olsen, der Sohn der Frau, die einem emotional am Boden zerstörten Vierzehnjährigen ihr Herz und ihr Haus geöffnet hatte.
    Nun, da sich Billys Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah die Felsgruppe vor ihm im Sternenlicht zunehmend wie ein Schädel aus.
    Egal, was vor ihm lag, ob es nun ein ganzer Berg oder eine Ebene aus Schädeln war, er konnte nicht umkehren, und Lanny konnte er erst recht nicht ins Leben zurückholen, denn er war nur Billy Wiles, ein guter Barkeeper und ein gescheiterter Schriftsteller. Wunder hatte er nicht zu bieten, nur trotzige Hoffnung und blinde Beharrlichkeit.
    So kam er im Sternenlicht und in dem heißen Lufthauch zur Begräbnisstätte. Dort zögerte er nicht, hielt nicht einmal so lange inne, bis er zu Atem gekommen war, sondern schob die eingewickelte Leiche gleich in den Schlot.
    Er stützte sich auf den Holzrahmen, spähte in die bodenlose Schwärze und lauschte dem langen Fall des toten Körpers. Nur so konnte er Zeugnis ablegen.
    Als es still wurde, schloss er vor der Dunkelheit da unten die Augen und sagte: »Es ist erledigt.«
    Natürlich war nur diese eine Aufgabe erledigt. Andere lagen noch vor ihm, manche davon vielleicht genauso schlimm wie diese. Noch schlimmer war aber bestimmt keine.
    Taschenlampe und Akkuschrauber hatte er auf dem Boden neben dem Rahmen liegen lassen. Er schob den Deckel über die Öffnung, holte die Stahlschrauben aus den Hosentaschen und brachte sie an.
    Als er zum Haus zurückging, hatte der Schweiß ihm bereits die letzten Tränen aus dem Gesicht gewaschen.
    Schrauber und Lampe ließ er in seinem hinter der Garage stehenden Wagen. Die Latexhandschuhe waren zerrissen. Er zog sie ab, stopfte sie in den Abfallbehälter des Autos und streifte sich neue über.
    Dann ging er ins Haus zurück, um es noch einmal gründlich zu inspizieren. Es durfte absolut nichts zurückbleiben, was darauf hinwies, dass er und die Leiche sich dort befunden hatten.
    In der Küche wusste er nicht recht, was er mit den Sachen auf dem Tisch – Rum, Cola, aufgeschnittene Limone – anfangen sollte. Er ließ sich etwas Zeit, um darüber nachzudenken.
    Auf dem Weg zur Treppe ging er gerade über das Rosenmu s ter des Läufers im Flur, als ihm auffiel, dass etwas nicht stimmte. Rechts von ihm, hinter dem Bogen zum Wohnzimmer, war es unerwartet hell.
    Sofort verlor der Revolver in seiner Hand sein lästiges G e wicht und wurde zu einem lebenswichtigen Werkzeug.
    Als Billy das erste Mal durchs Haus nach oben gegangen war, um festzustellen, ob Lannys Leiche noch im Schlafzimmer saß, hatte er im Wohnzimmer die Deckenlampe angeknipst, aber sonst nichts. Nun brannten alle Lampen.
    Dem Türbogen zugewandt, saß auf dem Sofa Ralph Cottle, als stummes Zeugnis gegen die Vernunft und für die Haltbarkeit von Discountklamotten.
     

51

    Vor gerade einmal vierzig Minuten war Ralph Cottle durch den Vulkanschlot gesaust, doch nun hatte er unglaublic h erweise sein Leichentuch aus Plastik abgeworfen und sich von seiner

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