Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt
getötet wurden: Fast 22000 Armeeangehörige und Beamte, Priester und Intellektuelle wurden im blutigen Frühjahr 1940 ohne ordentliche Gerichtsverfahren exekutiert. Bis heute aber steht Katyn symbolisch für den Versuch, der polnischen Nation mit der Ermordung ihrer Eliten einen tödlichen Schlag zu versetzen.
Fast fünf Jahrzehnte lang galt die Geschichtsfälschung als Tatsache, an der nicht gerührt werden durfte. Nach dem Krieg richtete der NKWD auf dem Erschießungsgelände eine Feriensiedlung für Geheimdienstmitarbeiter ein – Angehörigen der Toten wurde der Zutritt verweigert. Später durften offizielle Delegationen aus Polen der ermordeten Offiziere gedenken, aber stets unter Achtung der offiziellen Wahrheit vom Täter Nazideutschland. Die Sowjetunion gestand erst 1990 ein, dass die Erschießungen von Katyn auf das russische Kriegskonto gehen. Im Zuge der neuen Politik Michail Gorbatschows entschloss sich Moskau zu mehr Offenheit im Umgang mit der eigenen Geschichte. Gorbatschow übergab dem polnischen Staatspräsidenten eine Liste der Ermordeten von Katyn und bezeichnete das Massaker als »eines der schwersten Verbrechen des Stalinismus«. Die Anerkennung der sowjetischen Urheberschaft im nachsowjetischen Russland erwies sich als weiterhin überaus schwierig, von einer Aufarbeitung kann dabei nicht die Rede sein, auch wenn zögerliche Schritte in dieser Richtung gemacht wurden. Den Angehörigen der Opfer wurde der Zugang zu russischen Unterlagen immer wieder verwehrt. Russland tut sich schwer mit seinem Erbe der einstigen Großmacht Sowjetunion, was zuvorderst am immer wieder aufkommenden Streit darüber erkennbar ist, welche Rolle Stalin und seiner Politik im russischen Geschichtsbild zukommt. Immerhin erklärte das Moskauer Parlament 2010 unmissverständlich, dass das Massaker von Katyn auf Stalins direkten Befehl zurückging. Heute gibt es im Wald von Katyn eine internationale Gedenkstätte, die sich auch um die polnisch-russische Aussöhnung bemüht. Und als Polen 2010 sein zweites Trauma von Katyn erlebte, als Präsident Kaczynski und zahlreiche Spitzenpolitiker des Landes bei einem Flugzeugabsturz nahe Smolensk ums Leben kamen, als sie sich auf dem Weg zur Teilnahme an einer Gedenkveranstaltung zum siebzigsten Jahrestag des Massakers befanden, kam mit Bezug auf Katyn 1940 wenigstens vorübergehend Bewegung ins polnisch-russische Verhältnis.
Das Volkswagenwerk musste nach Kriegsschäden bei null neu beginnen – IRRTUM!
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit seinen verheerenden Folgen für ganz Europa lag nicht nur das vormalige Deutsche Reich danieder, sondern auch dessen Wirtschaft und damit auch die Kraftfahrzeugbranche. Wer brauchte auch Autos, wenn es fürs Erste ums nackte Überleben in einem besiegten, zerstörten Land ging? Von den vier Millionen Vorkriegs-Pkw hatten nur 300000 den Krieg überstanden, und selbst für die fehlten Treibstoff und Reifen. Die als »Straßen des Führers« verherrlichten Autobahnen dienten dem Marsch der deutschen Kriegsgefangenen in die Gefangenschaft, die nicht selten auf der Gegenfahrbahn die motorisierten Truppen der Alliierten sahen. Und doch nahmen die Kölner Fordwerke noch im Mai 1945 die Fahrzeugfertigung wieder auf, und auch in Eisenach begann BMW trotz großer Schäden wieder Pkw zu produzieren; man griff dafür zunächst auf Vorkriegsmodelle zurück. Andere Hersteller hatten mit Demontagen zu Reparationszwecken zu kämpfen, so Auto-Union in Zwickau und Chemnitz, Opel in Rüsselsheim, aber auch Daimler-Benz, deren Fabriken außerdem massive Bombenschäden erlitten hatten. Die Mutterfirmen Ford und General Motors gaben dem deutschen Markt einstweilen sowieso wenig Chancen und zeigten geringen Ehrgeiz, die Produktion anzukurbeln. Im Potsdamer Abkommen verfügten die Siegermächte ohnehin, dass die deutschen Autobauer nur ein Sechstel ihrer Produktion von 1936 fertigen dürften – diese Vorgabe verwarf man wenige Jahre später zugunsten des wirtschaftlichen Wiederaufbaus.
Aber in all dem automobilen Elend erhob sich wie Phönix aus der Asche das riesige Automobilwerk in Wolfsburg, das seit Mai 1945 Volkswagenwerk hieß. Dabei blieb zunächst unklar, was mit dem Werk in der ehemaligen »Stadt des KdF-Wagens« geschehen sollte: Privatisierung? Demontage, und falls ja: ganz oder teilweise? Zunächst nutzten die Siegermächte das Werk für Wartung und Reparatur ihrer Fuhrparks, was größere Demontagen einstweilen verhinderte. Aber waren die
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