Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt
Volkswagen konnten aber wenig ausrichten, die Eigen-PR des Autobauers war erfolgreicher. Längst aber steht der Volkswagenkonzern zu seiner Vergangenheit – mehr als sechs Jahrzehnte nach Kriegsende besteht auch keine Notwendigkeit mehr, die Ursprünge des Volkswagenwerks unter den Teppich zu kehren.
Die Organisation Odessa ermöglichte Nazis nach 1945 die Flucht nach Südamerika – IRRTUM!
2012 stieß auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin, der Berlinale, die Premiere einer finnisch-australisch-deutschen Koproduktion auf ein geteiltes Echo: Iron Sky des Regisseurs Timo Vuorensola. In der abstrus-absurden Science-Fiction-Komödie geht es um überlebende Nazis, die nach dem Zweiten Weltkrieg auf der erdabgewandten Seite des Mondes Zuflucht finden und dort über Jahrzehnte unentdeckt leben und eine ganze Stadt errichten. Als sie zufällig von US-Astronauten aufgespürt werden, beschließen sie, natürlich das Ziel der Weltherrschaft vor Augen, die Rückkehr von hinter dem Mond auf die Erde, mittels eines Raumschiffs namens »Götterdämmerung«. Zu den Klischees, mit denen der Streifen so unbekümmert spielt, gehört das von hochrangigen SS- und Gestapo-Angehörigen, die sich beim Zusammenbruch ihres Regimes rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten. Die hartnäckigste Theorie über diese »letzten Nazis« besagt, sie seien mit Hilfe einer Fluchtorganisation namens Odessa (» O rganisation d er e hemaligen SS - A ngehörigen«) nach Südamerika gelangt. Und während Iron Sky mit der Frage, wo denn nach 1945 die geflüchteten Nazis abgeblieben seien, Schabernack treibt, wird die Existenz der Fluchthilfe-Organisation Odessa bis heute immer wieder ernsthaft behauptet. Was steckt also dahinter?
Natürlich ist die Vorstellung einer Geheimorganisation, die Naziverbrechern hilft, weniger unglaubwürdig als die einer Nazikolonie hinter dem Mond, so sinnfällig dieses Bild auch sein mag. Es ist schließlich durchaus vorstellbar, dass führende Nazis in Erwartung von Niederlage und Zusammenbruch des Deutschen Reiches im Zweiten Weltkrieg und drohender Verhaftung sich Gedanken über die Zukunft ihrer Leute machten. Warum also sollten sie nicht eine entsprechende Hilfsorganisation aufbauen, noch dazu mit den riesigen Vermögenswerten, die Nazideutschland den europäischen Juden vor deren Ermordung abgeknöpft hatte? Und würde dann nicht die Wahl auf Südamerika fallen, weit weg vom traumatisierten Europa und in den weit geöffneten Armen nazifreundlicher Regierungen? Wäre es denn so unwahrscheinlich, Fluchtpläne auszuarbeiten, dorthin zu fliehen und ein neues Netzwerk aufzubauen, um mit vereinten Kräften nicht nur über die Runden zu kommen, sondern auch die zurückgebliebenen Getreuen und nachfolgende Nazigenerationen zu unterstützen, um eines fernen Tages wieder die Macht an sich zu reißen? Gab es in den von der Wehrmacht besetzten Ländern überall in Europa nicht genug Kollaborateure, die bei der Flucht der Nazigrößen behilflich sein würden? Würde die katholische Kirche nicht aus eigener Verstrickung, Kommunistenhass und Nächstenliebe ihre Netzwerke nutzbar machen? Und würde nicht eine rechtsautoritäre Regierung wie die argentinische im »ideellen«, aber ebenso im wirtschaftlichen Interesse ihrerseits alles nur Mögliche tun, um hochkarätige Vertreter des NS-Regimes ins Land zu holen? So in etwa lautet die durchaus plausible Theorie. Aber Plausibilität allein ist kein Beweis, und eben Beweise gibt es keine für die Existenz von Odessa. Wie bei jeder guten Verschwörungstheorie stehen Hinweise nebeneinander, die sich gegenseitig bestätigen – nur besitzt keiner der Hinweise eine belastbare Verankerung in der Wirklichkeit. Deshalb wabert die Idee einer Nazi-Fluchthilfeorganisation ohne jede Bodenhaftung wie ein Ring aus Zigarrenqualm durch die Welt.
Denn hinter Odessa steckt zwar eine Menge – aber keinerlei Substanz. So sehr die Gerüchte um eine solche Organisation auch faszinieren mögen, ihre historische Bedeutung liegt einzig und allein darin, dass sie zu verschiedenen Zwecken immer wieder instrumentalisiert wurden und dabei einen bemerkenswerten Bekanntheitsgrad erlangten; gegeben hat es sie nicht. In unabhängigen Untersuchungen sind die Historiker Daniel Stahl und Heinz Schneppen dem Mythos auf den Grund gegangen und haben akribisch ermittelt, woher die Nachricht von der Nazi-Organisation Odessa eigentlich stammt und welchen Weg sie genommen hat. Für den Ursprung der Legende muss
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