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Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Titel: Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Aus Düsenjägern fielen Sprengbomben auf das Gebäude, um 13.30 Uhr schließlich stürmte die Infanterie den Palast. Allende und einige letzte Vertraute verschanzten sich in der Unabhängigkeitshalle, dann forderte er seine Begleiter auf zu gehen. Als um 14.20 Uhr Soldaten die Halle einnahmen, saß Allende tot in einem Lehnstuhl. Die neuen Machthaber gaben seinen Selbstmord bekannt.
    Als Drahtzieher des Putsches wurden bis heute immer wieder die Vereinigten Staaten verantwortlich gemacht, aus deren Blickwinkel ein Umsturz als beste Lösung des Problems Chile erscheinen musste. Die polarisierte, unversöhnliche internationale Atmosphäre zwischen Ost und West trug dazu bei, und die USA hatten bereits in anderen lateinamerikanischen Ländern eingegriffen, wenn sie ihre Interessen bedroht sahen, so 1954 in Guatemala. Aber nicht für jede Washington zufriedenstellende Lösung war Washington notwendigerweise selbst verantwortlich. Allerdings unterstützten die Vereinigten Staaten Allendes Gegner und waren erklärte Feinde seiner sozialistischen Politik, die nicht nur US-Interessen schädigte, sondern auch in Gefahr stand, auf andere Länder Südamerikas ansteckend zu wirken. Die CIA finanzierte alle möglichen Programme, die Allendes Position schwächen sollten, und übte außenpolitisch und wirtschaftlich Druck aus, wo es nur ging. Das Ziel war eindeutig: Allendes Sturz. Dass jedoch der Putsch nicht in Chile selbst geplant und in eigener Regie ausgeführt wurde, sondern von Washington zu verantworten ist, ließ sich bislang nicht beweisen. Aber unabhängig von der Frage, ob das chilenische Militär in der Lage war, einen Putsch durchzuführen (was ihr unheilvolles späteres Wirken in der Diktatur bewies), oder ob sie dafür die Unterstützung der USA brauchten: Wer war für den Tod des Präsidenten verantwortlich?
    Für seine Anhänger hatten die Putschisten nicht nur die sozialistische Sache Chiles, sondern auch ihre Galionsfigur Allende auf dem Gewissen. Die Brutalität des Regimes sowohl in den Tagen des Umsturzes als auch in den Jahren danach schien das nur zu bestätigen. Zudem schrie die schmähliche Niederlage geradezu nach einem geeigneten Märtyrer – und der war besser ermordet worden, anstatt in auswegloser Lage Selbstmord zu begehen. Der kubanische Staatschef Fidel Castro, für den der Freitod eines Revolutionärs unehrenhaft gewesen wäre, beschrieb mit blumig-revolutionärem Pathos, wie Allende im Kampf gegen die Putschisten gefallen sei, aber Augenzeugen berichteten das Geschehen anders. Der im Präsidentenpalast anwesende Arzt Patricio Guijón erklärte, dass Allende sich umbrachte, er habe es selbst gesehen. Andere der allerletzten Getreuen bestätigten das. 1990, nach dem Ende der Pinochet-Diktatur, ergab die Autopsie der Leiche, dass keinerlei Anzeichen für eine Fremdtötung vorlagen. Trotzdem hielten sich weiter Gerüchte, der Präsident sei ermordet worden. Sie wollten auch dann nicht verstummen, als Chile wieder demokratisch geworden war. Um die kontroverse Angelegenheit ein für alle Mal zu klären, wurden im Mai 2011 Allendes sterbliche Überreste abermals exhumiert und untersucht. Dabei wurde zweifelsfrei festgestellt, dass er den Freitod wählte, als die aufständischen Truppen im Begriff waren, den Regierungspalast einzunehmen. Die Autopsie ergab, dass zwei Kugeln aus ein und demselben Gewehr Allende töteten. Das hatte er zwischen den Beinen festgehalten und auf sein Kinn gerichtet. Die Beteiligung einer zweiten Person konnte definitiv ausgeschlossen werden.

Die DDR gehörte zu den zehn größten Industriestaaten der Welt – IRRTUM!
    Manche Legenden halten sich hartnäckig, obwohl sie der Wirklichkeit und den historischen Entwicklungen so offenkundig widersprechen. Eine solche ist die bis heute weitverbreitete Ansicht, die DDR habe vor ihrem Zusammenbruch zu den zehn wichtigsten Industrienationen weltweit gehört. Dem entgegen steht der rasche Zusammenbruch der ostdeutschen Wirtschaft nach Eintritt in die Währungs- und Wirtschaftsunion zwischen Bundesrepublik und DDR zum 1. Juli 1990, drei Monate vor der staatlichen Wiedervereinigung. War der nun einer maroden sozialistischen Staatswirtschaft geschuldet oder der aggressiven Strategie der Westunternehmen, die ihren Einflussbereich ohne störende Konkurrenz nach Osten ausweiten wollten? Dass bei der Beantwortung dieser Frage politische und ideologische Überzeugungen sowie verständliche Empfindlichkeiten mit ins Spiel kommen, macht

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