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Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Titel: Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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ihren Bruder intrigiert hatten. Livillas Mann war sogar als Princeps im Gespräch gewesen, bevor die Prätorianergarde mit der Ausrufung des Claudius vollendete Tatsachen geschaffen hatte. Dann gab es da noch Julia, eine Nichte des Claudius, sowie Marcus Silanus, ein Ururenkel des Augustus. Hinzu kamen deren Angehörige sowie die Abkömmlinge einflussreicher römischer Familien und ambitionierte Provinzkommandeure mit ausreichender Reputation für den Job.
    Angesichts Claudius’ Alter schien geboten, rechtzeitig für die Nachfolge vorzusorgen, daher wurden zwei Männer auf gleicher Ebene für den Posten vorbereitet und der Öffentlichkeit als Thronanwärter vermittelt. Sie wurden verheiratet mit Claudius’ Tochter Antonia aus zweiter Ehe bzw. verlobt mit der kleinen Tochter des Kaiserpaares, Octavia. Britannicus hatte also nur dann Aussichten, Nachfolger seines Vaters zu werden, wenn er bei dessen Tod alt genug sein würde. Andernfalls wären seine und Messalinas Tage gezählt.
    Messalina stützte sich in ihrem Kampf für den eigenen Sohn und das eigene Überleben auf Vertraute aus dem Beraterkreis des Kaisers, allen voran auf den Freigelassenen Narcissus, der großen Einfluss auf Claudius besaß. Allerdings wurde ausgerechnet Narcissus ihr schließlich zum Verhängnis. Hintergrund war die schier unfassbare Heirat der Kaiserin mit einem zweiten Mann. Eine Abwesenheit des Kaisers soll Messalina genutzt haben, um ihren Liebhaber Gaius Silius zu heiraten – was einige Vertraute des Kaisers als direkte Bedrohung ihrer Stellung und ihres Lebens werten mussten. Denn Ziel des Ganzen konnte ja nur sein, den Kaiser zu beseitigen, den Geliebten zu dessen Nachfolger zu machen und so ihrem Sohn die Herrschaft für die Zukunft zu sichern. Der Skandal wurde dem Kaiser hinterbracht, Messalinas Zweitehemann umgehend hingerichtet, sie selbst auf Geheiß des Narcissus in den Lukullischen Gärten ermordet. Auch Narcissus hatte eine überaus ungewisse Zukunft zu sichern und handelte entsprechend mit hohem Einsatz; auch er bezahlte mit einem vorzeitigen Tod.
    Diese Zweitehe ist bis heute Zankapfel unter Historikern – hat sie stattgefunden oder nicht? Selbst Tacitus stellt seiner Darstellung voran, die ganze Angelegenheit sei eigentlich unglaublich. Abschließend geklärt ist die Sache mit der Hochzeit nicht – denkbar ist auch, dass Narcissus und andere Berater des Kaisers gegen Messalina intrigierten und ihr eine Falle stellten. Wie auch immer: Messalinas Ziel, ihre Stellung und die ihres Sohnes zu sichern, war nicht erreicht. Nicht nur hatte ihr Leben ein gewaltsames Ende gefunden, Claudius heiratete zudem ein viertes Mal: Caligulas Schwester Agrippina. Und für die Nachfolgeregelung bevorzugte der Kaiser vor seinem leiblichen Sohn Britannicus den etwas älteren adoptierten Stiefsohn Nero, den Agrippina mit in die Ehe brachte. Der wiederum entledigte sich später seiner Frau Octavia, der Tochter von Claudius und Messalina, sowie seines Schwagers und Thronrivalen Britannicus.

Die Römer der Kaiserzeit waren sensationsgierige faule Städter – IRRTUM!
    Es sind in den Augen der Nachwelt keineswegs nur die Kaiser und Kaiserinnen oder die Oberschicht, die im antiken Rom in Saus und Braus leben, den Reichtum des Imperiums genießen und sich über moralische Konventionen hinwegsetzen konnten. Auch die Einwohner von Rom insgesamt stehen im Ruf, vergnügungssüchtig und verwöhnt gewesen zu sein. Panem et circenses , Brot und Spiele, das ist bis heute ein stehender Begriff für den vermeintlich sorglosen Alltag in der antiken Metropole und ein Synonym für die Dekadenz der römischen Stadtbevölkerung, an der, so eine weitere Ansicht, das Riesenreich schließlich zugrunde ging. »Dies Volk (…) es hält nun still sich und heget allein zwei Wünsche mit Bangen im Herzen: Brot und Spiele«, schrieb der Satiriker Juvenal zu Beginn des 2. Jahrhunderts und ließ dieses Begriffspaar in das weltweite Sprachrepertoire bis heute eingehen. Andere antike Autoren übten ähnliche Kritik, während eine zeitgenössische Inschrift dem Volk vermutlich eher aus der Seele sprach: »Bäder, Weine und Liebe richten unsere Körper zugrunde, doch nur Bäder, Weine und Liebe machen das Leben aus.«
    Bis heute sagt man den Römern der Antike nach, sie hätten einen Großteil ihrer Zeit im Circus verbracht, wo sie voll brutaler Sensationslust johlend zusahen, wie Gladiatoren einander oder wilde Tiere abschlachteten beziehungsweise wilde Tiere einander

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