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Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Titel: Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Verfolgungen in Sicherheit brachten oder gar wohnten. Die Legende hat verschiedene Ursachen. Man nahm zum Beispiel antike Quellen allzu wörtlich, in denen von Päpsten die Rede war, die »in den Friedhöfen« wohnten, was sich aber auf den oberirdischen Teil der betreffenden Gelände bezog. Zudem hatte Kaiser Valerian (253–260) den Christen im ganzen Römischen Reich Versammlungen auf Friedhöfen verboten, was zur Vermutung Anlass gab, dass man sich nunmehr in den unterirdischen Nekropolen traf. Außerdem wurde Papst Sixtus II. im Jahr 258 im Zuge der Christenverfolgungen in einer Katakombe festgenommen, hingerichtet und dort begraben. Weil er einer der am meisten verehrten Märtyrer der frühen Christenheit war, fand die Geschichte seines Martyriums weite Verbreitung und wuchs sich aus zur Legende der Katakomben. Überhaupt dürfte die Tatsache, dass Christen die Katakomben zum Zwecke der Märtyrerverehrung besuchten, bis schließlich deren Reliquien entnommen und in Kirchen überführt wurden, zur Legendenbildung beigetragen haben.

Die Vandalen waren eine kulturlose Meute – IRRTUM!
    Viele Sprachen bezeichnen wahllos zerstörerische Handlungen an fremdem oder öffentlichem Eigentum als Vandalismus, und häufig wird der Begriff juristisch als Tatbestand geführt – und verunglimpft die Vandalen, die als barbarisches, kulturloses Volk in die Weltgeschichte eingegangen sind. Zu Unrecht. 
    Erstmals erwähnt werden die Vandalen in römischen Quellen des 1. Jahrhunderts, zunächst bei Plinius dem Älteren, der sie als eine der fünf Großgruppen der Germanen führt, sodann in Tacitus’ Beschreibung der verschiedenen germanischen Völker. Grob platzierte man sie nördlich der Donau und östlich des Rheins. Heute wird vermutet, ihr Siedlungsgebiet habe in Zentral- und Südpolen gelegen, Cassius Dio schreibt von den »vandalischen Bergen«, mit denen vermutlich die Sudeten oder auch nur das Riesengebirge gemeint sind. Von dort aufbrechend, absolvierten die Vandalen eine bemerkenswerte und lange Wanderschaft: In der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts rückten sie im Zuge der Markomannenkriege auf die römische Provinz Dakien an der Donau vor, wo sie sich ansiedeln wollten. Das konnten die Römer abwehren, man schloss aber Abkommen. In der Folge gab es Militärdienstleistungen der Vandalen ebenso wie Auseinandersetzungen, zumal man sich die Völker an den Reichsgrenzen gerne vom Hals hielt, indem man sie gegeneinander ausspielte oder aufhetzte. Das Imperium Romanum besaß eine zwiespältige Ausstrahlung auf die Völker, die in seiner Nachbarschaft lebten: Einerseits fühlten sie sich von Rom bedroht oder bevormundet und legten Wert auf ihren eigenen Weg. Andererseits war das Römische Reich wirtschaftlich und kulturell ungeheuer attraktiv und der Wunsch groß, davon zu profitieren.
    Vermutlich unter dem Druck des Hunneneinfalls oder wegen einer Hungersnot machten sich die Vandalen um 400 auf gen Westen und standen ein Jahr später am Rhein, den sie weitere fünf Jahre später überquerten. Wo und wann genau das passierte, ist unklar, unzuverlässige Quellen sprechen vom zugefrorenen Rhein bei Mainz am Silvestertag 406, möglicherweise geschah es aber auch weiter südlich bei Straßburg. Drei Jahre blieben sie in der römischen Provinz Gallien, dem heutigen Frankreich, bis sie 409 über die Pyrenäen Spanien erreichten – auf welchem Weg es vom Rhein nach Süden gegangen war, ist unklar.
    Schon die lange Wanderschaft ließ die Vandalen natürlich nicht unbeeinflusst; wie auf andere Völker wirkte auch auf sie besonders die dominierende römische Kultur ein. Unterwegs ließen sie sich zum arianischen Christentum bekehren und eigneten sich auf ihrem Zug an, was sie gebrauchen konnten, also vor allem militärisches Know-how. Die Römer ließ das nicht unbeeindruckt, und wie sie generell der Bedrohung des Reiches durch die Barbarenvölker mit allerlei Maßnahmen zu begegnen suchten, wollten sie auch die Vandalengefahr entschärfen. Zum einen erhielten die Vandalen schließlich Siedlungsgebiete in Spanien – in der Hoffnung, ihre Energien auf eine andere Betätigung zu lenken. Zum anderen versuchte man abermals, verschiedene Völker gegeneinander auszuspielen: In diesem Fall sollten die Goten den Vandalen Einhalt gebieten, was allerdings fehlschlug.
    In Spanien blieben die Vandalen weitere zwei Jahrzehnte, siedelten in Asturien und Galicien, in Süd- und Südwestspanien sowie dem heutigen Portugal. Dann aber

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