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Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Titel: Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Kubilai Khan reiste, wurde nicht in Chroniken erwähnt. Dagegen sprechen überaus detaillierte Angaben zum Beispiel zum Steuerwesen, die sich noch heute bestätigen lassen, dafür, dass Marco Polo bei diesen Reisen Einblicke gewährt bekam, wie sie ohne entsprechende Maßnahmen des Khans kaum möglich gewesen wären. Ebenso weiß er über die Brautgesandtschaft mehr, als ein Außenstehender hätte wissen können.
    Bei der Falschbehauptung, Marco Polo sei Gouverneur von Yangzhou gewesen, handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Kopierfehler, wie er bei mittelalterlichen Handschriften häufig vorkommt. Vermutlich stand ursprünglich nur im Text, dass Marco Polo sich drei Jahre in der Stadt aufhielt, denn das Wort sejourna lässt sich leicht als governa lesen. Den Tee nicht zu erwähnen erscheint aus heutiger Sicht als kaum nachvollziehbar, so wichtig ist die chinesische Teekultur. Vielleicht fand Marco Polo, der bekanntermaßen eher alkoholischen Getränken zugeneigt war, das Getränk schlichtweg nicht so interessant. Gut möglich, dass es für ihn ein Blattaufguss war wie andere auch: für seinen Geschmack wenig erquicklich und nicht erwähnenswert. Der Buchdruck erscheint uns aus heutiger Sicht bemerkenswert, aber in Europa bestand dafür zu jener Zeit so wenig Bedarf wie Interesse. Die chinesische Schrift erlernte Marco Polo nie, also konnte er sie in seinem Buch auch nicht erklären – sie blieb auch nachfolgenden Reisenden ein Buch mit sieben Siegeln.
    Und was den vorgeblichen Hauptbeweis betrifft: Der Sinologe Hans-Wilm Schütte verweist lapidar darauf, dass es eher erstaunen müsste, hätte Marco Polo die Chinesische Mauer ausgiebig gewürdigt. Denn zur Zeit seiner Reise handelte es sich gar nicht um das Bauwerk, das wir kennen, dieses Aussehen bekam sie erst zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert – vorher war es eine Ansammlung von gestampften Lehmmauern, die weder so bemerkenswert noch so beeindruckend waren wie die heutige aus Stein, die sich majestätisch durch die Landschaft zieht und sich am Horizont im Dunst verliert. Zu Marco Polos Zeiten war der Schutzwall so unwichtig, dass er nicht einmal auf chinesischen Karten verzeichnet wurde.
    Zuletzt hat sich der Tübinger Sinologe und Technikhistoriker Hans Ulrich Vogel überaus akribisch mit Marco Polos Angaben über Geld und die so bedeutende Salzindustrie in China befasst. Der Venezianer wusste als Einziger überhaupt zu berichten, dass Papiergeld in Fernost aus Maulbeerbaumrinde hergestellt wurde. Das Aussehen dieser Geldnoten gibt er detailliert wieder bis hin zu Größe, Stempeln und Einheiten und sogar der Regelung, dass abgenutzte Scheine bei dreiprozentiger Wertminderung umgetauscht wurden. Daneben erklärt er das staatliche Monopol auf Edelmetalle und Perlen, auf dem die Papierwährung beruhte, und die Bestrafung von Geldfälschern. Die Forschung bestätigt außerdem seine Informationen darüber, dass die Papierwährung vor allem im Norden Chinas sowie entlang des Yangtse gebräuchlich war. Ebenso akkurat beschreibt Marco Polo die Salzgewinnung und -verbreitung und die Bedeutung der Salzsteuer für den Staatshaushalt – und auch hier bestätigen ihn chinesische Quellen.   
    Übrigens: Der Legende zufolge äußerte Marco Polo auf seinem Sterbebett, er habe nur die Hälfte von dem beschrieben, was er auf seiner Reise tatsächlich gesehen habe.

Die Inquisition war eine Hetzjagd ohne Gnade – IRRTUM!
    Der Blick aufs Mittelalter ist seit Langem getrübt durch Vorurteile und eine selektive Wahrnehmung, was der rund tausendjährigen, überaus vielfältigen und noch heute nachwirkenden Epoche das zweifelhafte Etikett »finster« eingebracht hat. 3 Daran ändert auch die Mittelalterwelle wenig, die den Gruselfaktor der Epoche nach Kräften ausschlachtet. Zum Finstersten, was das Mittelalter zu bieten hat, gehören diesem Image zufolge die zuhauf lodernden Scheiterhaufen der Inquisition, auf denen in bestürzender Zahl jene wackeren Menschen qualvoll den Feuertod starben, die sich von einer totalitär auftretenden Kirche nicht vorschreiben lassen wollten, was und wie sie zu glauben haben. Terrorbehörden wie KGB oder Gestapo ebenbürtig, reichte ihr Arm überallhin. Wer ins Visier der allgegenwärtigen, paranoiden Inquisitoren geriet, konnte keine Gnade erwarten, denn in eigentlich unchristlicher Unbarmherzigkeit verurteilte man die Ketzer, oder wen man dafür halten wollte, zu Folter und qualvollem Tod. So jedenfalls lautet die

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