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Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Titel: Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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namens Wilhelm von Rubruk auf nach Asien und bereiste das Mongolenreich. Sein missionarischer Auftrag schlug zwar fehl, aber der Mönch brachte faszinierende Informationen nach Europa: Nicht nur vom vorbildlichen Staatswesen der Mongolen wusste er zu berichten, sondern auch von der buchstabenlosen Schrift der Chinesen oder ihrer merkwürdigen Sitte, Rechnungen mit Papiergeld zu begleichen. Außer Wilhelm versuchten weitere Missionare, das Christentum in Asien zu etablieren – mit eher bescheidenem Ertrag. Umso erfolgreicher waren Kaufleute aus Italien, angespornt vom Aufschwung der italienischen Handelsstädte und der Aussicht, Handel mit Fernost zu treiben. Asiatische Waren hatten auch zuvor schon Europa erreicht, jedoch durch arabische Händler, die man nunmehr umgehen wollte. Und zu den Ersten, die mit dieser Absicht im Jahr 1260 von Konstantinopel zur Wolga aufbrachen, gehörten die Brüder Niccolò und Maffeo Polo. Viele Jahre länger als geplant waren die Venezianer unterwegs, weil Unruhen ihre Rückreise vereitelten und sie stattdessen weiter ostwärts bis nach Buchara im heutigen Usbekistan zogen, ein wichtiger Handelsplatz der Seidenstraße. Und von dort ging es noch einmal bis ins mongolische Shangdu, auch als Xanadu bekannt. Großkhan Kubilai, ein Enkel des Eroberers Dschingis Khan, ermöglichte ihnen schließlich mit Privilegien die Rückreise in ihre Heimatstadt, wo sie 1269 wieder eintrafen. Nur zwei Jahre später brachen sie zu ihrer zweiten Asienreise auf und nahmen Niccolòs siebzehnjährigen Sohn Marco mit.
    Es war eine Studienreise der sehr besonderen Art, zumal für diese Zeit – welcher junge Mann hätte damals eine solche Bildungschance gehabt? Zunächst ging es ins Heilige Land, sodann per Schiff in Richtung Norden zum Golf von Iskenderun und von dort durch die heutigen Staaten Türkei, Irak, Iran, entlang der Salzwüste nach Südosten und zum Persischen Golf. Dort verschifften sie sich nicht wie geplant, um auf dem Seeweg bequemer nach China zu gelangen, sondern entschieden sich wegen der zweifelhaften Schiffe dafür, weiter über Land zu reisen, durch fruchtbare Gebiete Persiens ebenso wie durch Wüsten, und dann auf unklarer Route nach Baktrien, heute teils Afghanistan, teils Turkmenistan. Über die südliche Seidenstraße ging es weiter durch Pakistan nach China, wo sie rund zweieinhalb Jahre nach ihrem Aufbruch von zu Hause angekommen sein dürften. Im Sommer 1275 gelangten sie schließlich nach Shangdu, der Sommerresidenz des Kubilai Khan, wovon sich Marco Polo ebenso beeindruckt zeigte wie von Peking. In den folgenden Jahren bereiste er China, aber auch Indien und Tibet. Am Ende erhielten die drei Polos den Auftrag, die zukünftige Frau des persischen Khan, ein Sohn Kubilais, von Peking aus und ab Quanzhou auf dem Seeweg nach Persien zu begleiten. Eine große Delegation machte sich auf den Weg durch das Südchinesische Meer, über Vietnam, Sumatra, Ceylon und Südindien. Mit einer arg dezimierten Brautdelegation erreichten sie Anfang 1293 Persien, wo der Bräutigam inzwischen allerdings gestorben war. Ausgestattet mit Reiseprivilegien traten die Polos schließlich die Rückreise an: auf dem Landweg zum Schwarzen Meer, von dort per Schiff nach Konstantinopel und weiter nach Venedig. Als Marco Polo 1295 nach Hause zurückgekehrt war, zählte er 41 Jahre.
    Als Marco Polo drei Jahre später in Kriegsgefangenschaft geriet, weil zwischen den erbitterten Rivalen Venedig und Genua wieder mal ein Krieg um die Vorherrschaft im Seehandel tobte, diktierte er einem Mitgefangenen seine Erlebnisse, die weite Verbreitung fanden. Polos Erinnerungen wurden zum wichtigsten mittelalterlichen Sachbuch über Asien, in alle maßgeblichen Sprachen West- und Mitteleuropas übersetzt und mit vielen Prachtausgaben gewürdigt. Und als der Buchdruck Europa eroberte, war Marco Polos Buch unter den ersten, die gedruckt wurden. Eine Ausgabe des Buches führte Christoph Kolumbus mit, als er zu seiner Asienreise aufbrach, die ihn nach Amerika brachte.
    Eine Beschreibung der Welt oder Die Wunder der Wunder , wie der deutsche Titel des Buches lautet, das in Marco Polos Heimat besser bekannt ist als Il Milione , ähnelt einem Reiseführer: Nach kurzer Einleitung über die beiden Reisen der Polos schildert es Regionen und Städte des riesigen Mongolenreiches von West nach Ost sowie Südostasien und Indien, die auf der Rückroute nach Europa lagen. Gleichzeitig liefert es Informationen für italienische Handelsreisende

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