Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt
Transport teurer, sondern auch von politischen Gegebenheiten der Transitländer abhängig.
Christoph Kolumbus, der auf dem Weg nach Indien versehentlich Amerika entdeckte, war im spanischen Auftrag auf der Suche nach der Seeroute gen Indien. Mit der spanischen Krone als Konkurrentin zur See vereinbarte Portugal 1494, unter Vermittlung von Papst Alexander VI., im Vertrag von Tordesillas die Aufteilung der neuen Welt und zukünftiger Entdeckungen: entlang einer Linie 370 Seemeilen westlich der Kapverdischen Inseln, entsprechend der Länge 46° 37’ West. Alle Territorien östlich davon standen nunmehr Spanien zu, alle westlich davon Portugal. Wenige Jahre später entdeckte Vasco da Gama 1497/98 endlich den gesuchten Seeweg nach Indien, und die Investition in die Seeschifffahrt begann sich auszuzahlen: Die Zeit des portugiesischen Handelsimperiums, später des Kolonialreiches, war angebrochen. Der portugiesische Herrscher nannte sich nunmehr »König von Portugal und Algarve diesseits und jenseits des Meeres, Herr von Guinea und der Eroberung, Schifffahrt und des Handels von Äthiopien, Arabien, Persien und Indien«. Die Verbindungen nach Asien wurden in der Folge ausgebaut, als Zentrum der Portugiesen in Asien diente Goa an der mittleren Westküste Indiens.
Für die baldige zweite Reise nach Indien wurde Pedro Álvares Cabral zum Flottenkommandanten ernannt – dreizehn Schiffe mit 1200 Mann Besatzung stachen am 9. März 1500 in See. An Bord des Flaggschiffs befand sich auch ein Schreiber, der der Nachwelt einen spannenden Bericht des Abenteuers liefern sollte. Kommandant Cabral war ein Mann Anfang dreißig, aus binnenländischem Landadel in Belmonte gebürtig und Ritter des Christusordens, aus dem viele Teilnehmer großer Schiffsexpeditionen stammten. Für derartige Expeditionen hatte er sich bislang nicht qualifiziert, und vermutlich war er zuvor noch nie auf hoher See gewesen, bereitete sich aber theoretisch mit aller Sorgfalt vor, nutzte die Erfahrung da Gamas und wusste gewiefte Experten an seiner Seite. Die Flottille nahm Kurs auf die Kanaren und Kapverdische Inseln, sodann nach Süden zum Kap der Guten Hoffnung, geriet dann aber weit nach Westen ab.
Am 22. April 1500 erspähten Matrosen Land – nicht aber Indien, sondern die brasilianische Küste bei Porto Seguro im südlichen Bahia. Cabral nannte den Berg landeinwärts, der zuerst von der Endeckung gekündet hatte, Monte Pascoal (Osterberg), weil man sich gerade in der Karwoche befand. Dem Flecken Landes gab er in der Annahme, er habe eine Insel der Größe Korsikas erreicht, den Namen Ilha de Vera Cruz (Insel des Wahren Kreuzes) und schickte eins seiner Schiffe, an Bord Pfeile, Bogen und Federn der ansässigen Indianer, alsbald zurück nach Lissabon, um König Manuel I. von den unerwarteten Vorkommnissen in Kenntnis zu setzen. Cabral blieb acht Tage und machte bemerkenswert entspannte Bekanntschaft mit dem Volk der Tupinambá – ein im Zeitalter der Entdeckungen seltenes Beispiel von friedlichem Erstkontakt. Zum Nachweis der Eroberung im Namen Portugals ließ er am Strand ein großes Holzkreuz errichten.
Die Weiterfahrt verlief hingegen misslich, die Portugiesen gerieten in schwere Stürme, büßten mehrere Schiffe ein (eins war schon vor der Landung in Brasilien verloren gegangen) und gelangten mit Mühe im September nach Kalikut im Süden Indiens, wo es ihnen aber kaum besser erging: Ein Großteil der Männer wurde ermordet, und statt dreizehn mit Reichtümern beladenen Schiffen kehrten nur sieben nach Lissabon zurück, zwei davon ohne Ladung. Der König äußerte später über seinen Seefahrer, ihm wolle wohl auf See nichts Rechtes gelingen. Wie Kolumbus wurde auch Cabral von Zeitgenossen und nachfolgenden Generationen trotz seiner Verdienste um die Entdeckung der Neuen Welt nicht so gewürdigt, wie man es rückblickend annehmen würde. Der Historiker der Cabral-Fahrt William Greenlee schrieb 1938: »Nur wenige Reisen waren wichtiger für die Nachwelt, und nur wenige wurden zu ihrer Zeit so gering geschätzt.« Der Zweck der Fahrt waren lukrative Handelsbeziehungen nach Asien gewesen, und dieser Zweck hatte sich mit dem Misserfolg von Kalikut nun einmal nicht erfüllt. Heute aber gilt Cabral wegen seiner Landung in Brasilien als Entdecker des Landes und wird von seinen Landsleuten dafür verehrt – aber war er überhaupt der Entdecker des größten lateinamerikanischen Landes?
Die Entdeckung Brasiliens ist schon deshalb von größter
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