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Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Titel: Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Reichsgründung unter preußischer Vorherrschaft eindrucksvolles Zeugnis ablegte. Ludwigs Möglichkeiten waren zudem sehr eingeschränkt, weil die bayrische Verfassung dem Monarchen Fesseln anlegte. Mit den Idealen des jungen Königs von unumschränkter, absoluter Herrschaft hatte das nicht mehr viel zu tun, und dieses Unbehagen an der beschnittenen Stellung in der konstitutionellen Monarchie teilte er mit anderen Herrscherkollegen dieser Zeit. Und doch stürzte sich Ludwig voller Zuversicht in die Regierungsarbeit, und eine Fülle von Belegen illustrieren beredt sein Interesse an Staatsgeschäften und seine Versuche, im Rahmen des Möglichen seiner Regierung eine Agenda zu geben.
    Herzstück seiner Politik war, unter den schwierigen Umständen dieser Umbruchzeit, die Bewahrung eines größtmöglichen Maßes an Eigenständigkeit und Bewegungsspielraum für Bayern. An politischem Scharfsinn und wacher Beobachtungsgabe mangelte es ihm keineswegs, wohl aber am Format, im Rahmen des Möglichen ein Optimum zu erreichen. Das mag auch an seinem jugendlichen Alter bei der Thronbesteigung gelegen haben. Ludwigs grundlegender, leidenschaftlich empfundener Widerwillen gegen die Einschränkungen, denen er unterworfen war, führte dazu, dass er nicht den nötigen Pragmatismus entwickeln konnte, um die verbliebenen Möglichkeiten auszureizen. Einige Selbstüberschätzung war auch im Spiel, etwa wenn er mittels Staatsstreich in Bayern wieder den Absolutismus einführen wollte oder den Plan verfolgte, anderswo ein Königreich nach seinem Geschmack zu errichten – er hoffte schließlich auf Erwerb der Kanarischen Inseln.
    Wenngleich Ludwig deutschlandpolitisch keineswegs der Einzige war, der an der politischen und diplomatischen Genialität Bismarcks scheiterte, litt er für den Rest seines Lebens darunter, dass er dem Verlust der bayrischen Souveränität nicht wirksam hatte entgegentreten können. Das muss man in Rechnung stellen, wenn man dem glücklosen König vorwirft, dass er sich der Öffentlichkeit nach 1875 verweigerte. Aber selbst dann noch verfolgte er aufmerksam das politische Geschehen, betrieb zuverlässig die ihm obliegende Aktenarbeit und drang beispielsweise darauf, dass Bayern durch mancherlei Initiative im Bundesrat auf dem föderalen Charakter des Deutschen Reiches bestand. Gänzlich entrückt und in einer tiefen persönlichen Krise gefangen war Ludwig erst ganz am Ende seines Lebens, als er zugunsten seiner Bauwut alles andere vernachlässigte und den Technokraten seiner Regierung schließlich den Vorwand zu seiner Absetzung lieferte.
    Wenn das vernichtende Urteil über den scheinbar realitätsfernen und an der Tagespolitik desinteressierten Bayernkönig gefällt wird, werden im Allgemeinen zwei Hauptargumente ins Spiel gebracht: der Kaiserbrief, in dem Ludwig seinem Onkel, dem preußischen König Wilhelm I., die deutsche Kaiserkrone antrug, sowie sein bauliches Vermächtnis, das als steinerner Ausdruck seiner Ignoranz und mangelnden Eignung gilt.
    Die Handlung größter Tragweite in Ludwigs 22-jähriger Regierungszeit stellt zweifellos der Kaiserbrief dar, der Ende 1870 aus München an den preußischen König erging, zähneknirschend unterzeichnet von Ludwig höchstselbst. Die Initiative dazu kam natürlich aus Berlin, offiziell wurde die Idee im September 1870 an Ludwig herangetragen. Die Angelegenheit war überaus heikel, denn rasch erwies sich, dass Bayern bei aller Opposition zur sich abzeichnenden Reichsgründung nicht in der Lage war, Preußens Vorgehen zu verhindern. Ludwig musste also gute Miene zum bösen Spiel machen, tat dies aber mit dem Willen, dann wenigstens das Meiste und Beste für Bayern herauszuholen. An seinen Onkel Prinz Luitpold schrieb er damals: »… ich sehe durchaus nicht ein, warum ich noch dieses in der Tat sehr entwürdigende Anerbieten stellen muß, um erst dann die uns nötigen Konzessionen zu erlangen. O diese schändliche, falsche preußische Politik; Du kannst Dir denken, lieber Onkel, welch schmerzerfüllte, sorgenvolle Stunden ich erlebe, auch ist die hiesige Münchner sowie die Mehrzahl der bayrischen Bevölkerung überhaupt von dem wahnsinnigen deutschen Kaiserschwindel angesteckt. Es ist ein Jammer!« Überhaupt hielt Ludwig wenig von den mächtigeren Verwandten, von der »räuberischen Hohenzollern-Bagage, jenes preußische Gesindel«, wie er später schrieb. Bismarck hingegen schätzte er durchaus, betrachtete er doch den »Eisernen Kanzler« als Bayern gewogen.
    Als

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