Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt
Konzessionen hatte Ludwig Gebietsgewinne im Sinn, namentlich ging es ihm darum, die einstmals bayrischen Teile der Pfalz seinem Land wieder zuzuschlagen. Dies gelang nicht, sehr viel mehr als das Recht einer eigenständigen bayrischen Außenpolitik, den Erhalt der bayrischen Staatspost und ein Sonderstatus für militärische Angelegenheiten – eher Symbolisches also – sprang am Ende nicht heraus. Die mit den Preußen in Versailles verhandelnden Minister gaben trotz größerer Forderungen ihres Königs dem Druck aus Berlin nach, zumal unter den anderen deutschen Staaten Bayern in gefährliche Isolation geraten war. Was schließlich den Vorwurf der Bestechlichkeit betrifft, der Ludwig bis heute anhängt, so handelt es sich dabei um eine doch recht bös- und eigenwillige Auslegung der Ereignisse, vielleicht auch ein nützliches Scheinargument, um die Rolle der Minister und die Zwänge Bayerns ein wenig vergessen zu machen. Längst konnte nachgewiesen werden, dass Ludwig dem Kaiserbrief bereits zugestimmt hatte, als es um Zahlungen für seinen Schlösserbau ging, für die Bismarck auf den Welfenfonds zurückgriff, eine Art »schwarzer Kasse« auf Grundlage des beschlagnahmten Vermögens des hannoverschen Königshauses. Auch hat er danach noch (vergeblich) versucht, Bayerns Position im Reich zu stärken, beispielsweise durch einen Kaisertitel, den abwechselnd ein Hohenzoller und ein Wittelsbacher tragen sollte. Ebenfalls erst Monate nach dem ergangenen Kaiserbrief und nach der Reichsgründung zu Versailles sagte Bismarck finanzielle Zuwendungen zu.
Die biographische Rolle der ludovizischen Prachtbauten verdient nicht minder einen prüfenden Blick. Wenn Regieren Königspflicht war, so war das Bauen ihre Kür, der viele Herrscher mit großer Leidenschaft nachgingen. Der Großvater Ludwig I. verwandelte München in eine stattliche Residenzstadt, und auch Ludwigs Vater Maximilian tat sich in seiner kurzen Regierungszeit als Bauherr hervor. Für Ludwig bedeutete das Bauen eine Möglichkeit, seiner Vorstellung des Königtums Ausdruck zu verleihen, wenn sie doch schon politisch als anachronistisch keine Chancen auf Umsetzung besaß. Ob Herrenchiemsee oder Neuschwanstein: Ludwigs Schlösser schufen die Kulisse einer unumschränkten Herrschaft, die er so schmerzlich vermisste. Seiner zunehmenden Enttäuschung und Weltentfremdung gemäß und wegen seiner persönlichen Abneigung gegen die Stadt München baute er weit weg vom politischen Geschehen. Mag das Image des unglücklichen Märchenkönigs und glücklosen Monarchen für Ludwig II. auch durchaus zutreffen, das Bild des unpolitischen und politikuntauglichen Königs tut es keineswegs.
Mata Hari war die größte Spionin des 20. Jahrhunderts – IRRTUM!
Im Dezember 1920 wurde in Paris ein Ballettstück von Maurice Ravel uraufgeführt: La Valse, das man als Kurzbiographie des Wiener Walzers verstehen kann oder als Abgesang auf die Belle Époque, die im Kanonendonner des Ersten Weltkriegs untergegangen war. Beide Interpretationen widersprechen sich auch nicht notwendigerweise, in jedem Fall begleitet Ravel musikalisch etwas an sein Ende, sei es die Kultur eines Tanzes oder eine Zeitspanne. Im Verlauf des Stücks treten immer mehr Dissonanzen auf und der Dreivierteltakt kämpft mit dem drohenden Abgrund. Im Zusammenhang mit dem Untergang einer glanzvollen Epoche im Ersten Weltkrieg ist oft vom Tanz auf dem Vulkan die Rede gewesen, vom Ritt auf Messers Schneide, den man rückblickend in den Jahren vor 1914 erkennen kann.
Einer Niederländerin gelang dieser Tanz über Jahre recht erfolgreich, auch wenn es sich in ihrem Fall nicht um Walzer, sondern um orientalische Tanzdarbietungen handelte, mit denen sie ihren aufwendigen Lebensstil zu Teilen finanzierte: Margaretha Geertruida Zelle aus Leeuwarden in der Provinz Friesland, ungleich berühmter unter ihrem Künstlernamen Mata Hari. 1876 als Tochter eines zunächst wohlhabenden, später verarmten Hutmachers geboren, ging sie mit 21 Jahren die Ehe mit einem Kolonialoffizier ein, der in Niederländisch-Indien, dem heutigen Indonesien, stationiert war. Viel später sollte sie vor einem Gericht kundtun, sie habe stets eine große Schwäche für Offiziere gehegt. Diese Verbindung jedoch war keine glückliche, trotz zweier Kinder und der Übersiedlung nach Java und schließlich nach Sumatra. In Indonesien fühlte sich Margaretha MacLeod in der militärischen Umgebung kolonialer Kreise wohl und erregte sowohl das Interesse anderer
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