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Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Titel: Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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heiratete. Andreas Hofer war sehr fromm, wenngleich als guter Wirt einem Glas selten abgeneigt, er galt als gutmütig, aber auch mal zu einer Rauferei aufgelegt, wirtschaftlich war er nur mäßig erfolgreich. Von großer Statur, trug er einen enormen Vollbart, den er bis zu seinem Tod nicht ablegte.
    Die Französische Revolution von 1789 entfaltete eine ungeheure Dynamik. Nicht nur verbreiteten sich die Ideen von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit in ganz Europa, Revolutionstruppen versetzten außerdem die Fürsten des alten Europa in Angst und Schrecken, zumal nachdem 1793 ihr Pariser Kollege Ludwig XVI. und schließlich seine Frau Marie Antoinette, Tochter der Wiener Kaiserin Maria Theresia, der eben erfundenen Guillotine zum Opfer gefallen waren. Anstatt dass die Koalitionstruppen der alten Mächte die französische Monarchie wieder einzusetzen vermocht hätten, rückten die Revolutionäre über den Rhein nach Osten vor. Der junge General Napoleon Bonaparte mischte mit seiner Südarmee den Kontinent ordentlich auf.
    Tirol gehörte seit mehr als vier Jahrhunderten zu den habsburgischen Besitzungen, zuvor war es lange bayrisch gewesen. Innerhalb des Habsburgerreiches genoss Tirol einigen Spielraum und legte Wert auf das gewohnte Maß an Unabhängigkeit. Man war kirchentreu und konservativ – das, was man heute abfällig als »mittelalterlich« bezeichnet. Allen Reformbestrebungen unter Maria Theresia und deren Sohn Joseph II. hatte man sich erfolgreich verweigert.
    Wie andere fromme und habsburgtreue Tiroler lehnte Andreas Hofer die französische Umwälzung, die einer österreichischen Prinzessin das Leben genommen und eine stramm antikirchliche Politik verfolgte, rundheraus ab. Trotz vereinzelter Sympathieäußerungen für die Ideale der Revolution in den Städten ließen sich Habsburgs Untertanen mehrheitlich nie dafür begeistern. Die Tiroler erwiesen sich in ihrer Kirchentreue durch die kraftvolle österreichische Gegenreformation und jesuitische Volksmission als überaus standfest. Als die Auswirkungen der Revolution im Frühsommer 1796 ihr Land in Form des Krieges erreichten, verweigerten sie die Unterwerfung unter Napoleon, auch wenn dieser versprach, nur in Richtung Wien durchziehen zu wollen. Gemeinsam widerstanden die österreichische Armee und die Tiroler Schützen den napoleonischen Truppen. Andreas Hofer war unter dem Aufgebot der Passeirer im Kampf gegen die Franzosen, spätestens 1797 als Kommandant. Aber weitere Kriege folgten, die politische Landkarte veränderte sich und Tirol wurde zu einem gefährdeten Gebiet, das an die französische Einflusssphäre grenzte. Kaiser Franz II. musste in den Friedensschlüssen von Campo Formio 1797 und Lunéville 1801 die Neuordnung Italiens akzeptieren und die österreichischen Niederlande aufgeben, auf linksrheinische Gebiete verzichten und geistlichen Besitz zur Disposition stellen sowie französische Satrapenstaaten in Holland, Italien und der Schweiz hinnehmen.
    Aus dem revolutionären Frankreich wurde nach mehreren Häutungen wieder eine Monarchie mit Napoleon als »Kaiser der Franzosen«, und der römische Kaiser Franz II. proklamierte das Kaiserreich Österreich, dem er als Franz I. vorstand, womit er für knapp zwei Jahre der einzige Doppelkaiser der Geschichte war, bis er 1806 die Reichskrone ablegte. 1805 kam es im dritten Koalitionskrieg zum erneuten Zusammengehen von England, Russland und Österreich – nur konnte man Napoleon ein weiteres Mal nicht bezwingen. Die Schlacht bei Austerlitz am 2. Dezember 1805 geriet zur krachenden Niederlage der Koalitionäre, der folgende Friedensschluss zu Pressburg war für Österreich verheerend. Wien verlor erheblich an Land, unter anderem ging Tirol an Bayern, das inzwischen ein treuer Gefolgsstaat Napoleons geworden war – schon weil es am kommenden Neujahrstag 1806 zum Königreich aufstieg. Bayern wollte Tirol radikal modernisieren – mehr noch, als es die Habsburger versucht hatten, nämlich im radikalen Stil der napoleonischen Neuordnung. Dazu gehörte, dass zugunsten einer allgemeinen Wehrpflicht Tirol das Recht auf eine eigene Landesverteidigung verlor. Noch dazu mussten die jungen Landeskinder befürchten, auf französischer Seite gegen Österreich ins Feld zu ziehen. Selbst seinen Namen sollte Tirol verlieren und fortan, in drei bayrische Landkreise aufgeteilt, Südbayern heißen.
    Auch ein weiterer österreichischer Versuch, Napoleon die Stirn zu bieten, schlug fehl: Nach anfänglichem

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