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Irrweg Grundeinkommen

Irrweg Grundeinkommen

Titel: Irrweg Grundeinkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Meinhardt und Dieter Vesper Friederike Spiecker Heiner Flassbeck
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Oder allgemeiner gesagt: Wie beeinflussen sich Arbeitseinkommen und Wachstum gegenseitig? Und nochwichtiger: Wann entstehen dabei Arbeitsplätze, und wie gut sind diese bezahlt? Denn wie bereits ausgeführt, beruht die Diskussion um das Grundeinkommen auf einem Mangel an Arbeitsplätzen, auf denen die Arbeit so bezahlt wird, dass davon ein als fair und ausreichend empfundener Lebensstandard bestritten werden kann.
    Investitionen und Beschäftigung in Deutschland
    Konkurrenz der Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit begründet Angst vor Rationalisierung und Globalisierung
    Unstrittig ist, dass Beschäftigung immer dann aufgebaut wird, wenn die Ausrüstungsinvestitionen zunehmen (vgl. Abbildung 6). Das ist ein empirisches Faktum, das vor allem diejenigen in Erstaunen versetzen sollte, die Rationalisierung für die Ursache von Arbeitslosigkeit halten – eine Ansicht, die vor allem in Gewerkschaftskreisen weit verbreitet ist, die naturgemäß eher die einzelbetriebliche Situation vor Augen haben als die gesamtwirtschaftliche.
    Abbildung 6: Beschäftigung und Investitionen in Deutschland

    Quellen: Statistisches Bundesamt; OECD; AMECO Datenbank (Stand: Mai 2012), Werte für 2012: Prognose der EU-Kommission
    Der enge positive Zusammenhang von Investitionen und Beschäftigung widerlegt klar die Auffassung, dass die beiden Produktionsfaktoren Arbeit und Sachkapital, gesamtwirtschaftlich betrachtet, in Konkurrenz zueinander stehen, wovon der Mainstream in den Wirtschaftswissenschaften nichtsdestotrotz in vielen seiner Modelle ausgeht. Aus der falschen Grundannahme der Faktorkonkurrenz wird regelmäßig abgeleitet, dass Sachkapital immer dann Arbeit »verdrängt«, wenn sich das Preisverhältnis von Arbeit zu Kapital, also Lohn zu Zins, zugunsten des Faktors Arbeit verschiebt. Wird Arbeit relativ teurer, so die Überlegung, dann lohnt es sich ein bisschen mehr, sie durch Maschinen zu ersetzen und Beschäftigung entsprechend abzubauen. Arbeitslosigkeit wird in diesem Gedankengebäude als Überschussangebot infolge »zu hoher« Löhne interpretiert. Folglich könne man Arbeitslosigkeit nur abbauen und Beschäftigung schaffen, wenn man den umgekehrten Weg gehe und Arbeit verbillige.
    Die These vom knappen Kapital diente auch als Begründung für die Liberalisierung der Finanzmärkte. Je freier Finanzkapital mehr oder weniger rund um den Globus strömen könne, desto eher finde es die ertragreichsten Investitionsprojekte und desto größer werde folglich das reale Wachstum sein. Das wiederum komme der Schaffung von Arbeitsplätzen direkt zugute. Einher gehe diese Entwicklung mit einer Art Kontrolle der Politik und eben auch der Lohnpolitik durch die internationalen Finanzmärkte, die Standorte mit schlechten Investitionsbedingungen mieden. 40 Unter schlechten Investitionsbedingungen seien dabei neben einer (woran auch immer gemessen) »zu großen« Lohnhöhe auch hohe Sozial- und Umweltstandards zu verstehen und nicht zuletzt die steuerlichen Rahmenbedingungen für Unternehmen.
    Investitionen schaffen Arbeitsplätze
    Übersehen wird bei der Vorstellung der Faktorkonkurrenz zwischen Arbeit und Kapital vollkommen, dass Sachkapital nicht vom Himmel fällt oder auf Finanzmärkten durch Ersparnisse »produziert« wird, sondern immer und überall unter Einsatz vonArbeit entsteht. Wird Sachkapital aufgebaut, das heißt, wird real mehr als nur in Höhe der Abschreibungen investiert, bedeutet das zunächst einmal, dass die Nachfrage nach Investitionsgütern und dadurch die Auslastung der Investitionsgüterindustrie über das Ersatzinvestitionsniveau hinaus steigen. Das hebt das in der Investitionsgüterindustrie erzielte Einkommen – mit allen positiven Folgewirkungen für die auf diese Weise angestoßene Nachfrage in anderen Wirtschaftsbereichen (Multiplikatoreffekt). Bis hierher deckt sich die Nachfrageausweitung durch Investitionen mit der einer Konsumsteigerung, die ebenfalls die Auslastung erhöht, wenn auch anfangs in anderen Wirtschaftsbereichen.
    Das Besondere an Investitionen im Gegensatz zum Konsum ist, dass sie – sozusagen in der zweiten Runde – die verfügbaren Kapazitäten ausweiten 41 und in aller Regel zu Produktivitätssteigerungen führen. Soll die Auslastung in der Investitionsgüterindustrie nicht auf das Ersatzinvestitionsniveau zurückfallen, kommt es dank positiver Nettoinvestitionen permanent zu Kapazitäts- und Produktivitätssteigerungen. Damit die Auslastung im Rest der Wirtschaft mit diesem Zuwachs an

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