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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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ihm mit einem Zauber das Fleisch von den jämmerlichen Knochen zu
brennen.
    Der imposante Herr in Schwarz trat aus dem Schatten.
Er war blutig und übel zugerichtet und offenbar zu Tode erschöpft. Dennoch
umfaßte er Xars Handgelenk mit einem Griff, den selbst der Fürst des Nexus mit
all seiner Magie nicht zu brechen vermochte.
    »Laß ihn in Ruhe«, sagte der Herr in Schwarz.
»Er ist nicht verantwortlich dafür. Dein Freund, die Schlange, die du unter dem
Namen Sang-drax kennst – er ist mir entkommen. Er ist es, der deine Magie
blockiert. Er hat dein Schiff entführt.«
    »Ich glaube dir nicht!«
    Xars Schiff war mittlerweile zu einem Punkt am
Himmel geschrumpft.
    »Er hat deine Gestalt angenommen, Fürst des Nexus«,
fuhr der Herr in Schwarz fort. »Eure Leute halten ihn für Euch. Sie werden
seinen Befehlen gehorchen – und er wird es ihnen vermutlich mit dem Tode
lohnen.«
    »Wenn es stimmt, was du sagst, braucht er das
Schiff aus einem triftigen Grund.« Ungeachtet seiner zuversichtlichen Worte
warf er einen kurzen, nachdenklichen Blick auf das entschwindende Schiff.
    Der Herr in Schwarz wandte sich an Zifnab. »Ihr
sehr nicht wohl aus, Sir.«
    »Nicht meine Schuld.« Der alte Mann schmollte
und deutete mit einem anklagenden Finger auf Xar. »Ich sagte ihm, ich wäre
Bond. James Bond. Er wollte mir nicht glauben.«
    »Was habt Ihr ihm sonst noch erzählt, Sir?«
fragte der Herr mit strenger Miene. »Nichts, was Ihr für Euch behalten sollt,
hoffe ich?«
    »Nun, also, kommt drauf an.« Zifnab rieb sich
nervös die Hände und wich dem Blick seines Zuchtmeisters aus. »Wir hatten so
einen netten Plausch.«
    Der Herr in Schwarz nickte düster. »Das habe ich
befürchtet. Ihr habt für einen Tag genug Schaden angerichtet, Sir. Zeit
hineinzugehen und Euren Schlummertrunk einzunehmen. Die Menschenfrau wird Euch
den Trunk gerne zubereiten.«
    »Selbstverständlich wird sie gerne! Die Krönung
ihres Tages! Aber ich will das nicht!« nörgelte Zifnab verdrossen. »Sie macht
das nicht richtig. Niemand versteht sich so darauf wie du.«
    »Sehr wohl, Sir. Vielen Dank, Sir. Es tut mir
leid, Sir, aber ich werde heute abend nicht im Stande sein, Euren Trunk
zuzubereiten.« Der Herr in Schwarz war außerordentlich blaß geworden. Er
bemühte sich um ein schwaches Lächeln. »Ich fühle mich nicht sehr gut. Wenn Ihr
erlaubt, Sir, führe ich Euch jetzt zu Eurem Schlafgemach…«
    Sobald sie gegangen waren, konnte Xar endlich
die Maske der Überlegenheit fallenlassen. In stummer Erbitterung ließ er den
Blick über die Stadtmauern gleiten; Mauern, die plötzlich Gefängnismauern
waren, denn auch wenn ihm nichts und niemand verwehrte, durch jenes Tor dort zu
gehen (einmal abgesehen von den Tytanen, die momentan die geringste seiner Sorgen
waren) – er hatte kein Schiff, keine Möglichkeit, das Todestor zu erreichen,
keine Möglichkeit, Haplo zu erreichen – tot oder lebendig.
    Vorausgesetzt, man glaubte, was der alte Mann erzählt
hatte.
    Aus heiterem Himmel überfiel Xar das Gefühl,
selbst alt zu sein. Alt und schwach und müde – ungewöhnliche Empfindungen für
den Fürsten des Nexus. In der hereinbrechenden sonderbaren Dämmerung, die sich
nur auf die Zitadelle niederzusenken schien, setzte er sich auf eine Bank und
versuchte erneut, Kontakt mit Marit aufzunehmen. Auch diesmal erhielt er keine
Antwort auf seinen drängenden Ruf.
    Hatte sie ihn verraten? Hatte Sang-drax ihn
verraten?
    »Wollt Ihr meinem Feind Glauben schenken?« Das
Flüstern aus der Nacht ließ Xar aufschrecken. Er starrte in das Dunkel und sah
dort ein einzelnes rotes Auge glühen.
    Der Fürst erhob sich. »Bist du hier? Komm her,
ins Freie, wo ich dich sehen kann!«
    »Ich bin nicht in meiner materiellen Gestalt
anwesend, Fürst. Meine Gedanken sind bei Euch.«
    »Ich hätte lieber, mein Schiff wäre bei mir«,
versetzte Xar ärgerlich. »Bring es zurück.«
    »Wenn Ihr befehlt, Gebieter, werde ich es tun.«
Sang-drax’ raunende Gedankenstimme klang unterwürfig. »Aber darf ich einen
anderen Vorschlag machen? Ich habe die Unterhaltung zwischen Euch und dem alten
Narren belauscht, der möglicherweise gar nicht so närrisch ist, wie er glauben
machen will. Erlaubt mir, nach Haplo zu suchen, während Ihr die
Zitadelle erforscht.«
    Xar dachte nach. Kein übler Gedanke, wahrhaftig
nicht. Er hatte zu viel zu tun, zu vieles stand auf dem Spiel, um jetzt
fortzugehen und die Dinge in der Schwebe zu

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