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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Kleitus mit der Stimme
des Leichnams, »wird deine Wachsamkeit nachlassen. Und dann wirst du einer der
Unseren sein.«
    »… der Unseren sein«, ertönte wie ein Echo die
trostlose Stimme seines Schemens. Die Seele war ein wenig langsamer als der
Körper.
    »Es muß schön für dich sein, immer noch ein Ziel
zu haben«, bemerkte Xar boshaft. Er konnte nicht anders, der Lazar brachte
seinen Gleichmut ins Wanken. Aber der Fürst brauchte Hilfe und Informationen,
und Kleitus war der einzige – soweit Xar es bis jetzt zu beurteilen vermochte –,
der sie ihm geben konnte. »Ich selbst habe auch ein Ziel. Eins, weswegen ich
gerne mit dir sprechen würde. Falls deine Zeit es erlaubt?« Aus Unbehagen
wurde er sarkastisch.
    Auch wenn er sich bemühte, Xar brachte es nicht
über sich, längere Zeit in das Gesicht des Lazars zu schauen, das Gesicht eines
Toten, eines Ermordeten, denn Kleitus war von einem anderen Lazar erschlagen
und dann wieder auferweckt worden. Das Gesicht war manchmal das eines lange
Gestorbenen und plötzlich das von Kleitus – Kleitus, als er noch lebte. Die
Transformation fand statt, wenn die Seele in den Körper zurückkehrte, verzweifelt
bestrebt, das Leben zu erneuern, das Verlorene wiederzuerlangen. Am Unmöglichen
gescheitert, floh die Seele den toten Leib und suchte vergeblich, die Fesseln
zu sprengen, die sie hielten. Dieser ständige Kampf, das wütende Aufbegehren,
verlieh dem kalten, toten Fleisch unnatürliche Wärme.
    Xar sah Kleitus an und wandte gleich wieder den
Blick ab.
    »Willst du mich in die Bibliothek begleiten?«
fragte er mit einer höflich einladenden Handbewegung.
    Der Lazar folgte ihm willig. Kleitus hatte
keineswegs ein Interesse daran, dem Fürsten des Nexus hilfreich zu sein,
darüber war sich Xar im klaren, vielmehr hoffte er darauf, in einem Augenblick
der Schwäche zur Stelle zu sein und den Patryn endlich zu töten.
    Allein im Zimmer mit dem Lazar, überlegte der
Fürst, einen seiner Vasallen als Wache her zu beordern, doch augenblicklich
verwarf er den Gedanken wieder; war entsetzt, so etwas auch nur in Erwägung
gezogen zu haben. Nicht nur, daß es in den Augen seines Volkes – das ihn
vergötterte – ein Zeichen von Schwäche wäre, der Gegenstand dieser Unterredung
duldete keine Zeugen.
    Folglich, wenn auch mit einem unguten Gefühl,
schloß Xar die Tür aus geflochtenem Kairngras und versah sie mit Sperrunen der
Patryn, so daß sie nicht geöffnet werden konnte. Er zeichnete diese Runen über
verblaßte Sartanrunen, deren Magie seit langem erloschen war.
    Kleitus’ starre Augen belebten sich plötzlich,
ihr Blick hing an Xars Kehle; die toten Finger zuckten erwartungsvoll.
    »Nein, nein, mein Freund«, beschied ihn Xar
liebenswürdig. »Ein andermal vielleicht. Oder steht dir der Sinn danach, noch
einmal meine Macht zu spüren? Noch einmal zu fühlen, wie meine Magie deine
Existenz aufzulösen beginnt?«
    Kleitus musterte ihn mit blankem Haß. »Was
willst du von mir, Fürst des Nexus?«
    »… Nexus«, ertönte das monotone Echo.
    »Ich möchte mich hinsetzen«, antwortete Xar.
»Hinter mir liegen zwei arbeitsreiche Tage und Nächte. Aber ich habe das
Rätsel gelöst. Ich kenne jetzt das Geheimnis der Kunst der Nekromantie. Ich
verfüge über das Wissen, die Toten zu erwecken.«
    »Herzlichen Glückwunsch.« Kleitus bleckte die
Zähne. »Der erste Schritt auf dem Weg, an dessen Ende wir angelangt sind.«
    Xar ging nicht darauf ein. Die Lazare
kultivierten einen beklagenswerten Pessimismus, aber wahrscheinlich konnte man
ihnen daraus keinen Vorwurf machen. Er nahm an dem langen Steintisch Platz, auf
dem sich staubige Folianten stapelten: ein kostbarer Hort des gesammelten
Wissens der Sartan. Xar hatte soviel Zeit auf das Studium dieser Bände
verwandt, wie sich erübrigen ließ, in Anbetracht der tausend Pflichten eines
Herrschers, der im Begriff war, sein Volk in den Krieg zu führen. Doch was war
das schon, verglichen mit den Jahren, die Kleitus zur Verfügung gehabt hatte.
Und ein weiterer Nachteil: Für ihn war das Material in einer Fremdsprache
abgefaßt – in der Sprache der Sartan. Auch wenn er sich im Nexus umfassende
Kenntnisse angeeignet hatte, die Aufgabe, die Runenstruktur der alten
Widersacher zu entflechten und sie anschließend gemäß den Denkmustern der
Patryn wieder aufzubauen, kostete viel Zeit und Kraft.
    Unter keinen Umständen konnte ein Patryn denken
wie ein Sartan.
    Kleitus besaß

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