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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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wieder an zu reden. „Die Königin ist anders. Ich wurde auf Sep geboren. Das ist eine große Insel, etwa hundert Meilen von der Küste dieses Landes entfernt. Vor tausend Jahren lebten alle Nayids, die es gab, auf Sep.“
    Sie bewegte sich unruhig. „Das Ei.“
    „Ja.“ Er lachte kurz, unglücklich, und klopfte ihr aufs Hinterteil. „Ein wenig Geduld, Narami. Hör zu.“ Er fing an, auf ihrem Rückgrat entlangzustreichen. „Mein ganzes Volk hatte sich bis dahin verändert, Männer und Frauen konnten in gutem Einvernehmen zusammenleben. Alle, bis auf die Königin. Sie war anders. Sterblich, wie wir alle, aber irgendwie …“ Er bearbeitete einen Augenblick lang schweigend ihren Hals und ihre Schultern. „Irgendwie war in ihr letztes Ei das alte Wesen hinübergeboren, waren Erinnerungen und Persönlichkeit intakt.“
    „Huh?“ Sie hob den Kopf und starrte ihn an.
    Er drückte ihren Kopf wieder auf das Kissen hinunter. „Hör nur zu, Leyta. Entspanne dich und laß es über dich ergehen.“ Er strich seine Hände rhythmisch über ihren Rücken auf und ab. „Das Ei der Königin hat eine weitere Besonderheit. Sobald es eingesetzt ist, absorbiert die Larve die genetischen Kräfte ihres Wirts; genaugenommen verleiht ihr dies drei Eltern.“
    Aleytys blinzelte, die Augenwimpern kratzten über die Decken. „Warum ich?“ murmelte sie.
    Ohne Eile schob er ihr Haar von ihrem Gesicht und Hals zurück, indem er die dichten, glänzenden Strähnen mit zarten Fingern berührte. „Mein Volk hat schließlich rebelliert und sie zusammen mit ihren fanatischsten Anhängern von der Insel vertrieben. Wir schafften es nicht, ihr den Tod zu geben, den sie verdiente, aber wir jagten sie von unserer Insel. Sie kam hierher, erbaute die Stadt, zwang die Hiiri in ihre Dienste, begegnete dem Sternenvolk, und hier sind wir alle.“
    Aleytys drehte sich um und blickte forschend in sein Gesicht. „Warum ich?“
    „Sie brauchte bestes Fleisch.“
    Aleytys keuchte.
    „Du hast gefragt“, sagte er steif. „Dies sind schwere Zeiten für diese Flußschweine. Dieses eifersüchtige alte Weib hat jede ihrer Töchter abgeschlachtet, die auch nur das geringste bißchen Stärke oder Intelligenz zeigte. Als sie erfuhr, daß das nächste Ei das letzte sein würde, der Träger ihres Wesens sein würde, schickte sie die Kipu auf die Suche nach einem besonderen Wirt. Und die Kipu fand dich. Stark, jung, emphatisch, Heilerin, sprachenkundig, PSI-begabt bis zu einem beinahe unermeßlichen Grad. Der perfekte Wirt.“
    Aleytys schüttelte sich. „Woher weißt du das?“
    Er strich mit einem Finger über ihre Wange herunter, wickelte dann eine Haarsträhne um sein Handgelenk. „Ein Harem ist eine Brutstätte von Klatsch.“
    „Harem?“
    „Die Bettgefährten der Königin, Narami.“
    Sie zuckte mit den Nasenflügeln. „Wie konntest du nur?“
    „Ich lebe, wie ich muß, Narami. Und es gibt Drogen.“
    „Und ich?“
    „Eine Freude und ein Genuß.“ Er beugte sich hinunter und küßte sie sanft, dann zog er Laken und Decke wieder über sie. „Du bist müde. Warum schläfst du nicht wieder, Narami.“
    „Noch nicht.“ Sie zog ihn zu sich herunter. „Erzähl mir den Rest, Burash.“
    Er schob seinen Arm um ihre Schultern und drückte sie an sich. „Es läßt sich nicht gut erzählen, Leyta.“
    Sie sagte nichts.
    Nach einer kleinen Weile fing er wieder an. „Du hast das Ei gesehen. Du hast gesehen, wie sie es in dein Bein gepflanzt haben. Sobald die Öffnung verschlossen war, begann sich das Ei –angeregt von dem Blut und der Wärme – zu verändern. Innerhalb einer Stunde hatte es Tausende winziger Fühler durch deinen Körper ausgesandt, so daß selbst der geschickteste Chirurg sie nicht aussäubern könnte, und das Ei selbst löst sich zu Hunderten in deinem Gewebe verstreuten Knoten auf.“ Er sprach sehr schnell, stieß die Worte mit einer verzweifelten Gleichgültigkeit aus, als würde er nicht das Todesurteil über sie aussprechen.
    „Die Knoten wachsen, jedoch nicht viel.“ Seine Stimme wurde leiser, so daß sie sich anstrengen mußte, um sie hören zu können. „Sie entwickelt Ableger, bleibt aber klein, so daß sie den Wirt nicht stört. Sie agiert wie ein Symbiont, nimmt als Gegenleistung für umfassende Sorge für das Wohlergehen des Wirts Nahrung, dies aber eher aus Instinkt, als aus bewußtem Entschluß. Ein Jahr lang …“ Er hielt wieder inne und zog sie fest an sich.
    Aleytys fiel es schwer zu begreifen, was er sagte.

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