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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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lebhaft, lebendig. So lebendig, daß ihre Stärke wie ein Fluß durch uns alle pulsierte, warm und segensreich. Und sie war zärtlich, sanft wie ein Mann, nicht wie diese Flußschweine. Sie war sich dessen, was sie war, so sicher, daß sie eine männliche Zärtlichkeit zeigen konnte. Mein Vater. Er war begabt. Seine Weberzeugnisse und Skizzen ernteten hohes Lob und brachten hohe Preise, und die Dinge, die er aus dem Holz schnitzte, das er selbst getrocknet hatte … Sogar aus der Sternenstraße sind Händler gekommen, die sich dafür interessierten. Es war eine gute Zeit. Ich war glücklich …
    Eines Tages …“ – er schüttelte sich – „… hatten Kanuu, Gammal und ich die schwarze Herde draußen. Ich weiß noch, daß es unmittelbar nach dem Fohlen war und die Jungen umherschwankten, sich gegenseitig jagten und gegen Dinge stießen, stürzten und mit schüchtern durchtriebener Haltung ihrer schlaksigen Körper wieder hochkamen. Obwohl der Frühling noch immer jung war, war es in den Flecken des Sonnenlichts ziemlich warm, doch die Kälte verweilte noch in den Schatten. Die Kiefernzweige trugen hellgrüne Nadeln an ihren Spitzen, und ein paar Mohnblumen leuchteten tieforange in dem zarten, frischen Gras, das sich durch den gelben Belag des alten Jahres hochstieß. Wenn ich meine Augen schließe, kann ich alles bis ins kleinste Detail sehen …
    Kanuu sah die Gleiter als erste und stieß einen Warnruf aus. Wir rannten unter die Bäume, aber es war bereits zu spät.“ Er kniff seinen Mund zusammen. „Dieses Weibsstück von Königin hatte wieder Langeweile und schickte Häscher nach jungen Männern aus, schickte sie in den Gleitern, die die Sternenleute ihr verkauften. Sie haßte uns auf Sep noch immer, weil wir sie hinausgeworfen hatten, und die Sternenleute schürten ihren Haß zu ihrem Profit.“ Er schloß seine Augen und lehnte sich gegen die Steinlehne der Bank. Einen Moment lang war er still. Aleytys wartete geduldig.
    „Kanuu … Sie haben sie erschossen … mich gefangen … Gammal … Er war Vater der letzten Tochter … Gapp … das häßliche alte Weib war aus irgend einem Grund über ihn verärgert … Oder sie hatte eine ihrer grausamen Launen … Sie genoß es, Leuten weh zu tun … Irgendein dummer Grund … Machte ihn zum Wirtskörper des Eis … Gapp … das ist ihr Name … Seine Tochter …“ Seine Fühler senkten sich niedergeschlagen, und er schluckte immer wieder.
    Aleytys streichelte die kurzen, krausen Locken in seinem Genick, bewegte dann ihre Hände über seine Schultern und versuchte, ihn mit ihrer Berührung zu beruhigen. „Ai, Burash, ist es nicht komisch? Meine Welt ist so weit von hier entfernt, daß die Entfernung die Bedeutung verliert, aber du und ich … wir sind uns ähnlicher als du und diese … diese Flußschweine, wie du sie nanntest. Ich werde von hier fliehen. Komm mit mir.“
    Er legte seine Hand auf ihr Knie, ein müdes Erschlaffen in seinen Mundwinkeln. „Ich habe ein ganzes Leben an diesem Ort verbracht, Leyta. Es gibt keinen Fluchtweg. Die Kipu erfährt alles, was hier vorgeht, weiß vielleicht sogar, was wir im Moment sagen. Sie hält das Land hier ringsum fest im Griff. Selbst wenn du aus dem Mahazh und aus der Stadt hinauskommen könntest, wohin würdest du gehen?“ Er zog ihre Hand herunter und drehte sie mit der Innenseite nach oben. „Schau, Narami, was hat diese Hand je getan?“ Er zog seine Finger über die blaßgoldene Handfläche und tätschelte die rosigen Fingerspitzen. „Weich wie der Flügel eines Schmetterlings. Und du willst dich gegen eine Armee stellen?“ Mit einem Schütteln seines Kopfes schloß er die Hand zur Faust. „Sogar ich bin stärker. Diese Hand gegen eine der Sabutim?“
    Aleytys streckte sich und gähnte; zog die festgehaltene Hand los. „Der Sklavenhändler I!kuk hat einige Zeit investiert, mich aufzupolieren, damit ich einen guten Preis bringe. Burash, ich habe mich über die halbe Oberfläche eines Planeten durchgekämpft, allein und schwanger. Ich bin von jener Welt weggekommen, und ich werde von dieser hier wegkommen.“ Sie setzte sich auf und zuckte die Schultern, während die Augen vor Entschlossenheit funkelten.
    Er bewegte seine Fühler in einem lebhaften kleinen Tanz. „Eine einzige Sabutim könnte dich wie nasses Papier zerreißen.“
    „Das hast du schon einmal gesagt.“ Sie legte sich mit einem Lächeln nach hinten und kratzte an der Falte neben der Nase entlang. „Mmh. Ich werde nur schlauer sein

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