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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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hohe, geschnitzte Rückenlehne ihres thronartigen Stuhles, stieß die Hände steif gegen die Tischkante, während ihr schmales, spitzes Gesicht einen distanzierten Ausdruck angenommen hatte, als hätte sie sich sowohl geistig wie auch körperlich von allem, was nach Sex roch, gelöst. Aleytys registrierte dies als möglicherweise nützliches Zeichen von Schwäche und fuhr lebhaft fort, wobei sie den Kopf hob, um der sitzenden Nayid direkt in die Augen zu starren. „Er hat sich als fähig erwiesen. Ich will ihn.“
    Die Kipu rutschte unbehaglich auf dem Stuhl hin und her. „Ich glaube nicht …“ Sie zögerte und schaute auf ihre Hände hinunter. Aleytys sah, wie sie stutzte und sie dann präzise vor sich zusammenfaltete. „Ein anderer wäre genauso dienlich.“
    „Nein!“ Aleytys straffte ihren Körper, ihr Lachen wurde grimmig. „In meinem Volk tauscht man Liebhaber nicht aus wie Spielkarten. Ich will ihn und nur ihn.“
    „Nein!“ Das Wort sprang aus dem Mund der Nayid hervor, die rechts von der Kipu stand. Aleytys warf ihr einen Blick zu, zuerst überrascht durch die Unterbrechung, dann durch die bizarre Körpermasse der Sprecherin. Sie war die erste fette Nayid, die Aleytys zu sehen bekam, eine wabbelige Masse Fleisch, abstoßend, ekelerregend. Ihr plumpes Gesicht verzog sich zu einem böswilligen, finsteren Blick, als sie rasch von der Kipu zu Aleytys blickte. „Das Sarasipu ist bereits festgelegt.“
    Die Winkel der feingeschwungenen Nüstern der Kipu bewegten sich in einem schwachen, verräterischen Zucken; sie ignorierte den Ausbruch der Dicken und starrte nachdenklich auf Aleytys. „Ich glaube, es ist möglich.“ Durchsichtige innere Augenlider glitten für einen Augenblick über die vorstehenden Augen. Sie lehnte sich wieder zurück, der Körper entspannter, und dabei klopfte sie mit ihrem Daumennagel gegen ihre kleinen, eckigen Zähne.
    „Ihr hättet sie betäuben sollen. Ich habe es Euch gesagt.“ Die heisere, nörgelnde Stimme der Dicken fiel in das Nachsinnen der Kipu ein.
    „Belit Asshrud.“ Eine Art müder Geduld schlich sich in die tiefe, volle Stimme der Kipu, eine Andeutung von Verachtung geißelte die Dicke, bis sie unter dem Hieb bebte. In einem kurzen Aufblitzen unerheblicher Verwunderung dachte Aleytys: Diese Stimme … Sie ist der Schlüssel zu ihrer Macht. Dann konzentrierte sie sich wieder auf den Konflikt zwischen den beiden Nayids. Die Fühler der Kipu zuckten in einem ungeduldigen Zucken hin und her, was stärker als Worte klarmachte, wie unwichtig sie die Wünsche und den Rat dieser fetten Nayid fand. „Es war der Beschluß des Rates. Ihr wißt, warum. Ich habe persönlich erläutert, warum wir sie nicht unter Drogen setzen. Mehr als einmal, falls Ihr Euch erinnert. Muß ich es noch einmal tun? Es sollte nicht nötig sein, Euch zu erinnern …“ Ihre Worte peitschten das aufgedunsene Gesicht zu Zuckungen von Schmerz und Furcht. „… an die Notwendigkeit zur Diskretion.“
    Ein plötzliches schrilles Kichern riß Aleytys’ starren Blick von der Kipu los. Eine junge Nayid, die links von dem Stuhl stand, lächelte Asshrud boshaft an. Sie hatte ein einfältiges, unfertiges Aussehen, ein rundes Gesicht, beeinträchtigt durch eine verdorbene, schwächliche Weichheit.
    „Warm setzen wir nicht Lisshan an Migrus Stelle?“ sagte sie, kicherte dann wieder, wobei sie unruhig von einem Fuß auf den anderen tänzelte.
    „Ja.“ Die Kipu stieß zurück. Ihre Nüstern blähten sich leicht; während sie ihren Abstieg in die Randbezirke der Gefühlsregung in Zaum hielt, schrieb sie schnell, riß dann das Blatt vom Block und schob es in eine Prägemaschine. Sie schlug den Hebel herunter, zog las Blatt heraus, schob es dann über den Tisch zu einer roten Wächterin hin; diese war älter, mit einem zerfurchten, harten Gesicht und kraus gelocktem grauem Haar. „Sukall.“
    „Im, Rab’Kipu?“
    „Bringt dies der Priesterin Harran.“
    „Im, Rab’Kipu.“ Sie stieß das stumpfe Ende ihrer Lanze zu Boden, wirbelte herum und hastete davon.
    Die Kipu faltete die Hände und ließ ihr Gesicht zu einer eisigen Alabastermaske erstarren. Sie sprach langsam, wobei sie die flüssigen Silben über ihre Zunge rollte, als genieße sie deren Geschmack. „Es ist erledigt. Migru ist angewiesen, dir zu dienen. Lisshan wird der Toten dienen.“
    „Nein!“ Asshruds Gesicht bebte in fleischiger Qual. Sie taumelte gegen den Tisch, als sie sich vor der Kipu aufbauen wollte; die massigen Tischfüße

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