Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
Schwertträger. Gefangen in einem goldenen Netz, das von jemandem geknüpft wurde, der seit tausendmal tausend Jahren tot ist.“
    Swardheld knurrte. „Sie wird trunken von Worten, wenn man ihr nur den Hauch einer Chance gibt“, erklärte er ernst. „Aber wenn man lange genug zuhört, sagt sie für gewöhnlich etwas, das sich anzuhören lohnt.“
    Shadiths Stimme, kräftig und voller Musik, glänzend wie gesponnenes Silber, brach in ein herzliches Lachen aus. „Er will, daß du denkst, sein Geist bestehe ganz aus Muskeln, aber glaube es nur nicht.“ Aleytys strahlte durch das tiefe Empfinden, das die drei teilten und ihr ein versuchsweises Begreifen dessen gab, daß es am Ende doch nicht so schlimm sein konnte, sich diesen Phantomen anzuschließen. Sie schob den Gedanken für spätere Überlegungen beiseite und wandte ihren Geist wieder den erwartungsvollen Augenpaaren zu.
    „Einen Schritt also. Du bist der, den ich zuerst kennengelernt habe, Swardheld. Wie hat dich das Diadem gefunden?“
    Die schwarzen Augen wurden schmal, dann knurrte Swardheld: „Hau ab, Shadith. Das Kind ist nicht an dieses ganze Gejammer in seinem Kopf gewöhnt.“
    Aleytys dachte plötzlich: Alles, was ich sehe, sind Augen. Warum bin ich so sicher, daß er männlich und sie weiblich ist? Aber die Auren waren so lebendig, daß man sie nicht falsch interpretieren konnte.
    Mit einem Rieseln von Lachen bestätigte Shadith diesen Gedanken, dann wandte sie ihre Augen Swardheld zu. „Überlasse dir die Bühne, du gemeiner, alter Brummbär.“ Das Purpur zwinkerte. „Tschüß, Aleytys. Bis später.“
    Aleytys ließ sich wieder auf der Bank nieder, streckte sich auf dem Bauch aus; der Kopf ruhte auf gekreuzten Armen, das Haar floß über die Schultern. Die Brise glitt über ihren Rücken, plusterte den rosa Chiffon auf, spielte in den Strähnen ihres Haares, während sie verträumt in den feinen Schatten der Mimosenpflanze starrte, der auf der Wasseroberfläche spielte, dort, wo das Wasser über eine glatte Stelle von gesprenkeltem Stein glitt.
    „Mhmm.“ Die schwarzen Augen blickten in weite Fernen. „Vor langer Zeit wurde ich in den Bergen von Eldstad gezeugt.“ Er kicherte. „Wuchs dort zum Mannesalter heran. Ich war nicht gerade das, was man einen der besseren Bürger nennen würde. Um ehrlich zu sein: Ich war ein verdammt ungezogenes Balg.“
    Aleytys stöhnte. Er zwinkerte ihr zu. „Ich hatte ein paar Jahre zum Nachdenken, Freyka. Weiß nicht, warum mir niemand eines vor den Schädel gegeben hat, vielleicht, weil mein Vater Waffenschmied für den Jaegere fa Poaeng war. Eines bekam ich: eine gute Ausbildung, in doppelter Hinsicht – Metallbearbeitung und Kämpfen. Mit etwas hiervon und etwas davon verließ ich die Borg, bevor ich fünfzehn Winter dort verbracht hatte. Stahl dem Jaegere ein Schwert. Widerliches Balg. Ich zweifle nicht daran, daß er froh war, mich von hinten zu sehen. Aber dieses Schwert war das einzige, das mich die nächsten paar Jahre am Leben erhielt.“ Seine Stimme wurde langsamer, und die schwarzen Augen starrten in die Ferne, durch sie hindurch und weit, weit über ihren Schädelknochen hinaus. Dann schüttelte er sich aus der Träumerei heraus und fuhr fort.
    „Das Land war in hundert kleine Lehensgüter gespalten. Kämpfe, immer und überall. Ein paar große Städte, in denen sich die Lehensmänner König nannten. Und sie alle hatten verhätschelte Söldnertruppen. Ein Mann, der ein Schwert schwingen konnte, wäre nie verhungert. Ich habe in jenen Tagen eine Menge gelernt, bekam einige der gröberen Kanten mit roher Gewalt abgehobelt, schnappte eine gute doppelte Handvoll schmutziger Tricks im Kampfesspiel auf, überlebte und machte mir einen gewissen Namen, noch bevor ich neunzehn war. In jenen Tagen scherte ich mich einen Teufel um irgend etwas. Ein dummer, zänkischer Lümmel, der am Leben blieb, weil er schneller war als die meisten anderen.
    Ich hätte mich langsam zu Tode gesoffen, wenn nicht Ledare Noje Omkringska in mein Leben getreten wäre. Die Blödheit des Jaegere Tjockskelle hatte mich fast umgebracht, also fluchte ich ihm ins Gesicht, trat seinem offiziellen Helden die Zähne ein und stürmte knapp vor einer Pfeilsalve aus Borg Sjobarre hinaus.
    Als ich auf Omkringska traf, war ich wund wie ein von Bienen gestochener Bär, hungrig wie ein Fumbul-Winter-Wolf und von einem Durst ausgetrocknet, den Wasser allein nicht gestillt hätte. Ich stieß auf ihn, und er ließ von ein paar seiner

Weitere Kostenlose Bücher