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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Veteranen etwas Vernunft in meinen dicken Schädel hämmern und ernährte mich, dann bot er mir Beschäftigung an.
    Ich sagte, mein Schädel sei dick gewesen, aber ich war selbst damals nicht dumm, nur hartnäckig und heißblütig. Er war ein beachtlicher Mann, mit genug Verschlagenheit und Ehrgeiz und Mut, um den ganzen verdammten Kontinent zu erobern. Hat er auch getan. Brauchte fünf Jahre dafür. Zeit genug, mich meines Eigendünkels überdrüssig werden zu lassen. Er fand an mir Gefallen, sah etwas in mir, für das sich niemand sonst die Mühe gemacht hätte, die Kruste abzukratzen, um es zu finden. Lehrte mich den Unterschied zwischen Strategie und Taktik. Ich schätze, jeder Mensch braucht jemanden, dem er vertrauen kann. Er hätte mit rotglühenden Dornen an den Schuhsohlen über mich laufen können und mich dazu bringen können, Gefallen daran zu finden, und er wußte dies. Ah, nun … Er steckte diese kleinen Lehnstümer eines nach dem anderen zusammen und lehrte auch sie, Gefallen daran zu finden.
    Fünf Jahre. Dann hatte er Zeit, sich umzusehen. Heiraten. Erben für die Dynastie zu zeugen … Die alte, alte Geschichte … Die Frau betrog ihn mit ihrem Vetter, einem habgierigen, gemeinen, kleinen Prinzchen … Eine Prise Gift machte seinem Leben ein Ende. Das Weib hatte es auch auf mich abgesehen, aber ich war in jener Nacht zu betrunken, um etwas zu essen. Dieses ganze luxuriöse Hofleben ging mir auf die Nerven. Aber am Morgen war Omkringska tot, das Prinzchen gab Befehle, und ich rannte schnell und leichtfüßig davon – mit einer Armee auf den Fersen.
    Ich ritt ein halbes Dutzend Pferde zuschanden, um ihnen zu entkommen. Der einzige Ort, der mir geblieben war, waren die Berge. Omkringska hatte sie in Ruhe gelassen. Es hätte mehr als eine Armee gebraucht, um diese Klippen und die menschlichen Felsen zu zähmen, die dort lebten. Das letzte Pferd starb in einem Wolkenbruch, der sich an einem schwarzen und eisigen Morgen in Schnee verwandelte. Ein Schwert war alles, was mir geblieben war, jenes Schwert, das ich damals aus den Bergen mitgebracht hatte, und ich wäre verdammt gewesen, wenn ich ihnen das überlassen hätte. So kam ich genau so wieder in die Berge zurück, wie ich sie verlassen hatte, zu Fuß und nur mit einem Schwert als Gefährten.
    Im Zentrum des Schneesturmes, fing – um allem die Krone aufzusetzen – die Erde an zu beben. Hinter mir grollte der Berg und schleuderte genug Gestein herunter, um den Paß zu blockieren, wofür ich den Geistern der Erde dankte. Dann war ich rettungslos verirrt, da alle Formen so verändert waren, daß Berg und Tal fast vor meinen brennenden Augen die Plätze tauschten. Aber ich hatte keine Zeit, mir darüber Sorgen zu machen. Mein dringendstes Anliegen war, einen Unterschlupf zu finden. Ich stolperte in ein steilwandiges Tal, das einen Großteil des Sturmes abhielt.
    Daß ich ein toter Mann war, hätte wohl jeder gesagt, aber ich war zu eigensinnig, dem beizupflichten. Zum Glück hörte der Schneefall auf, bevor ich mir den Hintern abgefroren habe, obwohl meine Zehen ein endgültiger Verlust hätten sein müssen. Das Tal war eine Schüssel mit Wänden wie … nun, Wänden. Was ich davon bei einer Morgendämmerung aus grauem, kaltem Licht am tiefhängenden Himmel sehen konnte, schickte mir ein Frösteln über den Bauch, das nicht der Kälte entsprungen war. Alles tot. Der Gestank des Todes über der ganzen Gegend. Nicht, daß ich viel riechen konnte mit einer halb vom Gesicht abgefrorenen Nase.
    Als ich mich daran machte, den von Dämonen heimgesuchten Ort zu verlassen, leckte eine Blitzgabel aus dem Himmel herunter und schlug in eine tote Fichte. Sie flammte auf, als wäre sie ganz aus Harz, fiel gegen einen anderen Baum, steckte ihn an. Die Wärme flüsterte mir zu, und ich schluckte mein Unbehagen hinunter. Das Feuer wärmte die Kälte aus mir heraus und das Leben wieder in mich hinein. Dort, in der Nähe des Feuers, fand ich auch die Überreste eines zerschellten Raumers. Wußte damals nicht, was es war, aber es war ein Unterschlupf. Ich kroch hinein, nachdem ich die Wände überprüft hatte, um sicherzugehen, daß sie nicht über mir zusammenbrechen und alte Knochen zu Staub zermalmen würden – dann bemerkte ich im dunklen, trockenen Inneren sie.“
    Purpurne Augen öffneten sich plötzlich. Aleytys fing den Eindruck eines koboldhaften Lächelns auf. „Mich“, sagte Shadith. „Der tolpatschige Hornochse rammte seine Stiefel direkt in die Mitte

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