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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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genau auf, als er antwortete.
    Er zog seine Fühler in einer engen, strammen Krümmung zusammen. „Ich war während des vergangenen Jahres ihr Migru.“
    Sie lächelte und schmiegte seine festgehaltene Hand gegen die Wange. „Armer Liebling. Kann uns die Hiiri hören?“
    „Es gibt nur das zwischen uns.“ Er zeigte auf den schweren Gobelin. „Warum?“
    Sie schüttelte heftig den Kopf, ihr plötzliches Stirnrunzeln eine Warnung. „Hast du mein Bad vorbereitet?“
    „Das Wasser müßte noch heiß sein.“ Seine Augenbrauen bogen sich leicht; die Fühler senkten sich zu fragenden Linien.
    Sie streckte sich und gähnte. „Schrubbst du mir den Rücken?“
    Im Badezimmer schlüpfte sie aus dem zerknitterten Chiffonkleid, ließ es zu einem rosa Fleck zu ihren Füßen niederfallen. Als sie auf den hochflorigen Vorleger niedersank, murmelte sie: „Erzähl mir von ihr.“ Sie schlang die Finger um seine Wade, kurz erfreut über das warme, lebendige Erfühlen seines Fleisches. „Wenn die Kipu annehmen müßte, die alte Königin wäre in mir erwacht, was würde sie dann tun?“
    Er streifte seinen Rock ab und kniete sich neben sie, berührte mit den Lippen ihre Handfläche.
    Ungeduldig befreite sie die Hand und legte sie auf seinen Mund. „Dafür haben wir jetzt keine Zeit.“ An den Fingern konnte sie fühlen, wie sich sein Mund zu einem kurzen Lächeln krümmte.
    Als sie die Hand herunterzog, sagte er: „Gapp?“
    „Sie ist jetzt wahrscheinlich bei der Kipu.“
    „Kannst du nur daran denken, sie zu bekämpfen?“
    „Nur daran.“
    „Du wirst die Kipu nie täuschen.“
    „Spielt das eine Rolle? Wenn sie ihren Wert als Illusion sieht?“
    „Ah.“ Er strahlte eine gerissene Vorfreude mit einem unterlegten Beigeschmack von Humor aus. Nachdem er sich bequemer zurechtgesetzt hatte, zog er sie an seine Schulter und sah an ihr vorbei auf beider Abbild in dem großflächigen Spiegel. „Hm.“ Seine Fühler schaukelten leicht. „Wenn das alte Weib gereizt war, pflegte sie mit dem linken Daumen über die Rückseite der rechten Hand zu reiben. Ist es das, was du wissen möchtest?“
    Schläfrig nickte sie, ihr Haar wehte über seine Brust. Während er sprach, leise, langsam, nachdenklich, und das Bild einer herrischen, komplizierten, verschlagenen alten Frau entwarf, nahm sie abwesend auf, was er sagte, ließ aber auf einer anderen Bewußtseinsebene ihren Verstand treiben, starrte dabei in den Spiegel, um ihn anzusehen.
    Sie blockierte den Geistfühler und ließ ihre Blicke so leidenschaftslos wie sie nur konnte über ihn gleiten. Sein Körper war menschlich, mehr oder weniger, jedenfalls menschlich genug, daß es ihren Sinnen keinen Schock versetzte. Aber sein Gesicht … Riesige, schwarze Augen, groß wie Teetassen, in Hunderte winziger, achteckiger Facetten unterteilt, die sich aus einem schmalen, ziemlich hübschen Gesicht vorwölbten. Eine schmale Nase, ein feinfühliger und beweglicher Mund, ein spitzes Kinn. Darüber erhoben sich die eindrucksvollen Fühler, deren Bewegung jede seiner Stimmungen reflektierten. Er war fremdartig … Sie ließ die Emphatie zurückfluten, und die Fremdartigkeit war verschwunden, entschwunden in die dämpfige Luft, und das Bild war einfach Burash, die gesamte Wirkung von Linie, Form, Gestalt war ihr lieb und teuer, weil es Burash war, vereinigte sich zu einer Zärtlichkeit, die sie zögerte, Liebe zu nennen, weil sie vor dieser Verantwortung floh. Doch als seine Stimme ruhig an ihrem Ohr erklang, gestand sie sich tief in ihrem Inneren ein, daß ihr Gefühl für ihn Gestalt und Spezies überbrückte.
    Ihr Körper schmiegte sich an den seinen, eine blasse, bernsteingelbe Gestalt, schlank, vollbusig, die langen Beine über die strahlenden Farben des üppigen Vorlegers ausgestreckt, das rote Haar in undiszipliniertem Gewirr über den Schultern, die blaugrünen Augen in Form und Größe beunruhigend fremd, da sie halb in Burashs Geist verstrickt lag. Wie seltsam, dachte sie, wie fremdartig muß ich an jenem Tag für ihn ausgesehen haben, Madar! Erst vorgestern. Aber er hat nicht gezögert. Er fühlte meine Angst und meine Einsamkeit, und er reagierte augenblicklich, warm, ohne Einschränkung. Er überwand diese Artenverschiedenheit, die mich erschüttert hat, noch immer erschüttert, wenn ich daran denke, überwand sie mühelos, entdeckte irgendwie diese Ähnlichkeit, die wir gemeinsam haben, zum Teil sexuellen Hunger, der jedoch weitergeht als nur der bloße Hunger eines Körpers auf

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