Irsud
meiner armen, kleinen Knochen.“
Swardheld schnaubte. „Du warst fertig mit ihnen, oder? Sie hatte das Diadem auf ihrem Schädel. Es becircte mich – wie dich. Ohne zu überlegen setzte ich es auf meinen Kopf.“ Ein geistiges Schulterzucken. „Nach einiger Zeit, nun … Hier bin ich.“
Gelbe Augen öffneten sich. Eindruck von ungeheuerem Alter und Weisheit, warmes Mitgefühl für die zerbrechliche Menschlichkeit. Aleytys fühlte eine Spur der Glut, die sie bekam, wenn sie in den Kraftstrom eintauchte, und eine Ehrfurcht, die sie zu einer geistigen Huldigung vor diesem Wesen veranlaßte.
„Harskari.“ Shadith klang erschrocken.
„Wie hast du … du … dich hierin verfangen?“ Aleytys schluckte nervös, sobald die Worte ihrem Mund entströmt waren.
Eindruck eines gequälten Lächelns. „Wir alle haben unsere schwachen Stellen, Aleytys, Risse in der Fassade, die wir der Welt darbieten. Ich liebte einen Mann, ich dachte, wir teilen unser Glück und unsere Träume, aber ich war begabter, und er war eifersüchtig. Er kannte mich. Ah, er kannte mich. Er fertigte das Diadem für mich, mit all seinem Geschick und all dem Feuer seines aus Neid geborenen Hasses. Ich war so vertieft in meine Studien, so unempfänglich ihm gegenüber, daß ich ihm leicht in die Falle ging. Allerdings …“ Die bernsteingelben Augen wandten sich ab, Blicke schnellten von den purpurnen zu den schwarzen Augen. „Wenn du die ganze Geschichte hören willst, werde ich sie ein andermal erzählen.“ Harskari strahlte stilles Vergnügen aus, das Verstehen und Akzeptieren von Schwäche, das über ihnen allen strahlte. „Hör zu, junge Aleytys. Gapp ist aufgrund dessen, was hier passiert ist, zu der Kipu gegangen. Man wird dich bald rufen. Du hast etwa …“ Die Augen schlossen sich kurz. „Etwa zwei Stunden, um dich abwehrbereit zu machen.“
Aleytys sprang auf und stand zitternd, von einer plötzlichen Panik erschüttert, vor der Bank. „Was!“ Sie rang die Hände. „Was kann ich tun? Sag mir, was ich tun soll.“
„Gebrauche deinen Kopf. Dein Verstand ist gut, Aleytys. Fang nicht an, davon abhängig zu werden, daß wir für dich denken –das ist dumm und sinnlos. Wir können und werden helfen, sobald du einen Handlungsverlauf entworfen hast. Ich will dir eines sagen: Lauf nicht im Kreis herum. Laß die Kipu für dich arbeiten.“
„Wie? Kennst du …“
„Nicht genug. Vergißt du, daß wir hier so fremd sind wie du? Rede mit Burash.“
„Burash?“
„Er wartet.“ Die bernsteingelben Augen blickten stillvergnügt drein. „Um dir den Rücken zu schrubben.“
Aleytys fühlte ein Prickeln unter dem Eindruck der vereinten Auren, selbst nachdem die gelben, schwarzen und purpurnen Augen geschlossen waren und die Persönlichkeiten verblaßten. Sie taumelte, als sie einen Schritt machte, blieb stehen, orientierungslos, nach dieser intensiven Hinwendung zu der inneren Welt mußte sie zuerst wieder die äußere erkunden. Sie befeuchtete die Lippen und betete die Namen wie eine Litanei daher. Swardheld. Shadith. Harskari. Es gab nicht einmal ein Echo im Innern ihres Kopfes. Sie war allein.
Sie umrundete die Bank und lief auf den Mahazh zu.
9
Burash blickte auf, als sie eintrat. „Ist mit dir alles in Ordnung?“ Seine ihn verratenden Fühler zuckten unbeständig, wobei sich die schillernden Farben leicht bewegten. „Willst du, daß ich bleibe, oder soll ich gehen?“
Seine Besorgnis traf sie wie ein Schlag, schickte Blut in einem karmesinroten Erröten über ihr Gesicht. Das Phänomen schreckte sie zu einem Einhalt gebietenden Blick zu ihm auf, dann nach einem Augenblick des vergeblichen Versuchs, diese Erfahrung auf etwas zu reduzieren, mit dem sie fertig wurde, ging sie zum Bett und kniete sich neben ihn. Noch verwirrt, berührte sie eine Sekunde lang seine Wange und ließ sich dann neben ihm nieder. „Ich habe nachgedacht …“ Sie bewegte sich und blickte sich um. „Wo ist die Hiiri?“
Er zuckte einen Finger Richtung Gobelin. „Da drinnen.“
Ihre Augenbrauen hoben sich.
Er nickte. „Die alte Königin behielt gern Hände und Füße um sich, um sie ihre Botengänge erledigen und Wirbel machen zu lassen, wenn ihr nach Wirbel um sie herum zumute war, aber sie wollte sie nicht ständig vor Augen haben.“
„Die alte Königin.“ Sie nahm seine Hand und kuschelte sie in den Schoß, dann streichelte sie mit dem Zeigefinger an seinen Fingern entlang, dachte nach. „Du kanntest sie gut?“ Sie paßte
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