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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Lippen. Sie versuchte, sich aufzusetzen, aber ihr Körper war zu schwerfällig, eine verrenkt daliegende Marionette mit gekappten Fäden. „Burash …“
    In ihrem Schädel schnitt Harskaris tiefes Flüstern durch den Dunst, der sich um ihre Sinne herum zusammenzog: „Heile dich, Aleytys, heile dich, dann kannst du ihm helfen. Mach schnell.“
    Empfindungslos begriff sie diese Worte und tastete nach ihrem magischen Fluß, nach den schwarzen Wassern, die Kraft in ihre Hände strömen ließen. Es war schwer, ihr schwacher Fühler löste sich auf, und sie glitt auf eine schwarze Dunkelheit zu.
    „Leyta!“
    „Aleytys!“
    „Freyka!“
    Die Stimmen, weit, weit weg, schrill wie Insektensirren, stachelten sie aus ihrem Frieden auf. Sie versuchte, eine Hand zu heben, um sie davonzuwischen, aber ihr Arm war schwer, schwer, vom unvermeidlichen Zug der Erde an den Boden geklebt, warme Erde, gute Erde, Blut und Knochen, aber die Erde wies sie zurück, ein Geplapper von tausend Stimmen perlte auf sie ein, und die drei Summtöne wurden immer lauter, dann stießen sie sie vereint aus der behaglichen Dunkelheit empor.
    „Greif zu, Leyta“, spornte Shadiths Stimme sie an.
    „Wach auf, Kind!“ Das sanfte, bernsteingelbe Leuchten wurde hart, kalt, stieß nach ihr, stieß sie aus dem friedlichen Dunst heraus.
    „Freyka!“ Swardhelds herrisches Brüllen riß sie aus der sanften, sie umhüllenden Wärme hoch.
    „Halt dich an uns fest, Aleytys!“ Harskaris Altstimme wurde weich, lockte sie weiter.
    Sie fühlte, wie sie sie hielten, sah sie nicht nur in ihrem symbolischen Abbild von bernsteingelben purpurnen schwarzen Augen …
    Harskari. Groß, schlank, die Haut glatt, dunkel, die Augen golden und glänzend, das Silberhaar eine leuchtende Masse wehender, seidiger Strähnen, die in einem stummen Wind flatterten, purpurnes und scharlachrotes Marienhaar wischte in silbernen Wehen über die schmächtige, elegante, hochaufgerichtete Gestalt.
    Shadith. Riesige purpurne Augen, ein üppiger Mund, ein spitzes Gesicht, eine kleine, zierliche Elfe, der Körper mit weiblicheren Rundungen als jener der Zauberin, unpassend in einen düsteren, olivfarbenen Overall gekleidet, das Haar rotgolden, üppig gelockt, ein Heiligenschein um den Kopf, ein Sambar … ein elegant besaitetes Instrument, einer Leier vergleichbar … leicht gegen die Seite gehalten, ruhte in der Krümmung des linken Armes.
    Swardheld. Schwarzes Haar, schwarze Augen, ein rötliches, sonnengebräuntes Gesicht, kreuz und quer von alten Narben durchzogen, schroffe, ungleichmäßige Gesichtszüge, ein Körper, sowohl für Schnelligkeit wie auch für Kraft gebaut, langfingrige, feingliedrige Hände, ironische Intelligenz in Lächeln und Augen, ein grobgewebtes Uniformhemd, das bis fast zu den Schenkeln hinunterreichte, ein schwarzes Stahlschwert an einem stark abgenutzten Wehrgehänge.
    Aleytys fühlte die Wärme, glitt auf sie zu, die Lippen zu einer besitzergreifenden Begrüßung geöffnet.
    „Noch nicht.“ Harskari hob eine Hand, die Innenfläche nach außen, und schüttelte den Kopf, das wilde, weiße Haar übersteigerte die Bewegung, unterstrich die Absage.
    Shadith, die purpurnen Augen tragisch, schüttelte den Kopf. „Noch nicht“, sagte sie, und ihre Stimme sang ein Flüstern.
    „Noch nicht.“ Swardhelds Poltern war weniger deutlich als sonst. Er hielt das Schwert der Länge nach zwischen sich und sie, um sie von ihnen fernzuhalten.
    „Der Fluß, Kind. Heile dich. Schau.“ Harskari kniete nieder und zog an Aleytys. „Greif zu. Stütze dich auf uns. Wir werden dir helfen.“
    Aleytys spürte die Wärme ihrer Hände auf sich, heiße Kraft floß in ihren schmerzenden, bleischweren Körper. Zögernd wandte sie ihren Geist nach außen, weg von den dreien … weg … weg … der Kraftstrom floß dahin, sprudelte, rief nach ihr, rief …
    Der Boden kitzelte ihren Rücken, da die weiche schwarze Wärme lockte; sie schluchzte unter dem Schmerz dieses Verlangens, sprang jedoch vor, tauchte in den Fluß hinein und schrie vor Schmerz, als sich ihre Wunden wie Säure durch den Körper fraßen, aber der Fluß strömte in sie, heilte sie … sie erinnerte sich an das, was sie in der Umnebelung ihrer eigenen Qual vergessen hatte. „Burash …“
    Sie öffnete die Augen. Die Wächterin schritt eilends zur Gartentür, wandte Aleytys den Rücken zu, ging noch immer, all diese … Sekunden vergingen … die Zeit sprudelte davon … Aleytys fiel auf das Gesicht, riß sich

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